Kuka will mit Robotern Pflegepersonal entlasten
Der Augsburger Roboterhersteller Kuka hatte seine Kunden bisher vorwiegend in der Automobilbranche. Nun will der Konzern ebenfalls Roboter für Pflegeheime und Krankenhäuser bauen. Dort sollen die Maschinen vor allem das menschliche Personal entlasten.
Kuka – der Name ist bisher hauptsächlich für Beschäftigte in der Automobilbranche ein Begriff gewesen. Der Augsburger Konzern hat sich als weltweit führender Hersteller für Roboter im Fahrzeugbau etabliert. Wenn es nach Vorstandschef Till Reuter geht, soll das auch künftig so bleiben. Darüber hinaus will der 46-Jährige weitere Branchen erschließen und plant konkret, in den Markt mit Dienstleistungsrobotern im Pflegebereich einzusteigen.
Übernahme von Swisslog als Vorbereitung für Einstieg in andere Branchen
Das kündigte Reuter am Wochenende in einem Interview mit der Welt am Sonntag an. Der Autoanteil am Kuka-Umsatz habe vor einem halben Jahr noch bei rund 70 Prozent gelegen, inzwischen sei er auf 50 Prozent reduziert worden, sagte Reuter. Der Betriebswirtschaftler und frühere Investmentbanker Reuter ist seit sechs Jahren bei Kuka und hat bis 2020 eine Verdoppelung des Umsatzes auf vier bis 4,5 Milliarden Euro angepeilt. Im vergangenen Jahr beschäftigte Kuka, das in Deutschland, Ungarn und China fertigt, über 12.000 Mitarbeiter.
Vorbereitet hat Reuter den Einstieg in die Dienstleistungsbranche mit der Übernahme von Swisslog. Ende letzten Jahres hatte Kuka 280 Millionen Euro ausgegeben und dafür über 90 Prozent der Swisslog-Aktien bekommen. Das Schweizer Unternehmen hat sich auf Logistiklösungen für Lagerhäuser, Verteilzentren und Krankenhäuser spezialisiert. Die Übernahme, so hofft Reuter, werde Kuka nicht nur Stabilität, sondern auch völlig neue Möglichkeiten bieten. Weitere Zukäufe seien nicht ausgeschlossen, sagte Reuter gegenüber der Welt am Sonntag.
Leichtbauroboter sollen da sein, wo sie benötigt werden
Konkret will der Vorstandschef seinen Wachstumskurs in Richtung Privatkunden im Pflegebereich ansteuern. Mensch und Maschine würden in Zukunft nicht mehr so streng getrennt wie bisher, sondern Hand in Hand arbeiten. Anders als bei riesigen Industrierobotern, bei denen es auf Kraft und Geschwindigkeit ankomme, sei bei Dienstleistungsrobotern vor allem Feingefühl gefragt, sagte Reuter. Auch die Mobilität sei ein wichtiges Thema, damit die neuen Leichtbauroboter immer da sein könnten, wo sie benötigt würden.
In Pflegeheimen und Krankenhäusern könnten Roboter zum Beispiel bei der Essens- und Medikamentenausgabe helfen oder zeitaufwendige Routinearbeiten wie das Einräumen der Tabletts nach dem Essen übernehmen. „Das verschafft den Pflegern dann auch mehr Zeit, sich mit den Patienten zu beschäftigen“, sagte Reuter. Die Notwendigkeit einer Vermenschlichung der Roboter hinsichtlich ihres Aussehens sieht Reuter aber eher nicht. Gesicht und Beine müssten die technischen Helfer nicht unbedingt haben, findet er.
Duell von Tischtennisprofi Timo Boll gegen den Roboter Agilus
„Wir stehen am Beginn einer neuen und sehr aufregenden Phase der industriellen Automation“, sagte Reuter im Interview mit der Welt am Sonntag Interview. Dass Roboter inzwischen haptische Fähigkeiten haben und auf Gesten reagieren können, hat Kuka in einem Werbevideo letztes Jahr eindrucksvoll vorgestellt. Der knapp vierminütige Film, der auf YouTube fast 6,5 Millionen Mal angeklickt wurde, zeigt ein spannendes Duell von Mensch gegen Maschine.
Tischtennisprofi Timo Boll, der als Markenbotschafter von Kuka im asiatischen Raum zu einem der populärsten deutschen Sportler zählt, tritt darin gegen den Kuka-Roboter Agilus in einem Match an. Boll gewinnt das Duell, aber auch Agilus macht eine recht gute Figur.
Ein Jahr später, im März 2015, gibt es ein weiteres Kräftemessen. Dieses Mal sollen die beiden Kontrahenten Präzision, Geschwindigkeit und Wiederholgenauigkeit nicht im Tischtennis, sondern an einem sehr speziellen Musikinstrument beweisen.
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