Lernender Roboter soll Behinderten eigenständiges Leben ermöglichen
Trotz Mangels an Pflegekräften könnten viele alte und behinderte Menschen länger im eigenen Haushalt leben, wenn Roboter sie unterstützen. Dazu müssen die Maschinen aber nicht nur programmierte Abläufe abspulen, sondern lernen können. Mit dem Assistenzroboter Marvin soll genau dies gelingen.
Die elektronische Servicekraft kann sich dank einer omnidirektionalen Plattform in jede Richtung bewegen, auf der Stelle drehen und mit ihrem 90 Zentimeter langen Greifarm Gegenstände mit bis zu 1,5 Kilogramm Gewicht fassen. Der Roboter kann also Getränke holen, Türen öffnen, den Tisch abräumen oder das Licht anschalten. Der entscheidende Punkt aber ist: Wenn er etwas nicht auf Anhieb schafft, kann er es lernen.
Dazu muss ein Mensch beispielsweise die Bewegung des Einschenkens aus einer Getränkedose in ein Glas am Roboterarm manuell durchführen. „Marvin“, wie ihn die Forscher am Institut für Künstliche Intelligenz (IKI) der Hochschule Ravensburg-Weingarten genannt haben, speichert dann in seiner lernfähigen Software diesen Ablauf und den dazugehörigen Befehl. Der Roboter braucht also einen Trainer, der ihm die Bewegung vormacht. Mit Hilfe mathematischer Modelle kann sein „Gehirn“ diesen Prozess generalisieren und auf entsprechende Einsätze in der Zukunft anwenden.
Informatiker kooperieren mit Pflegeexperten
Schon heute werden in manchen Altenheimen Roboter eingesetzt, die aber nur einfache, stets gleiche Transportvorgänge leisten können, etwa immer über denselben Flur fahren. „Marvin“ dagegen ist nicht als bloße Haushaltshilfe gedacht, sondern soll Kranken, Alten und Behinderten ein selbstständiges Leben ermöglichen. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten die Informatiker vom IKI von Anfang an mit Pflegeexperten der Hochschule zusammen. Die wichtigste Frage dabei ist, was potenzielle Nutzer eigentlich von einem solchen Assistenten erwarten.
In der jetzt anlaufenden Erprobung geht es vor allem darum, wie die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine ablaufen soll – über Sprache, Gesten oder einen Tablet-PC. Die Forscher wollen beim Praxistest in einer Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung untersuchen, welche Wünsche und Ansprüche die Betroffenen überhaupt haben und unter welchen Umständen sie den Roboter am besten akzeptieren.
Serienmodell soll um die 5000 Euro kosten
Außerdem geht es in dem Forschungsprojekt darum zu ermitteln, ob ein alltagstauglicher Assistenzroboter überhaupt zu vernünftigen Preisen herzustellen wäre. Projektleiter Prof. Wolfgang Ertel rechnet damit, dass er bei Serienproduktion um die 5000 Euro kosten würde. Angesichts des zunehmenden Mangels an Pflegekräften könnte der mobile Helfer dann durchaus auch für die Kranken- und Pflegekassen interessant sein.
Roboter als Haushaltshelfer sind keine ganz neue Idee. Erst vor kurzem hat das Massachusetts Institute of Technology sein Modell „Jibo“ vorgestellt. Die kleine, kugelige Maschine, die noch in der Entwicklung ist, soll beispielsweise dem Besitzer seine E-Mails vorlesen können.
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