Letzte Meile: Fahrender Roboter liefert Waren
Es scheint, als bekäme die Drohne als Paketlieferant Konkurrenz. Und die bleibt auf dem Boden: Die britische Firma Starship Technologies will fahrende Roboter auf die letzte Meile zum Kunden schicken. Die kleinen Bots sehen aus wie Bollerwagen und finden ihren Weg selbstständig durch die Stadt.
Die Paketzustellung per Flugdrohne, wie sie etwa von Amazon vorbereitet wird, ist noch gar nicht richtig am Start, da gibt es bereits die erste Alternative. Der kleine Roboter, wie ihn sich das britische Startup-Unternehmen Starship Technologies ausgedacht hat, soll Pakete oder Lebensmittel über die städtischen Gehwege anliefern und dabei autonom die sogenannte letzte Meile bis zum Kunden zurücklegen können.
Innerhalb von 30 Minuten ausliefern
Der Bedarf nach Alternativen zur persönlichen Zustellung ist vorhanden, denn die letzte Meile ist im Verhältnis zum gesamten Lieferweg der kostspieligste Teil. Hinter Starship Technolgies stecken die beiden früheren Mitbegründer von Skype, Ahti Heinla und Janus Friis. Ihr Ziel ist eine Roboterflotte, die in einem Stadtteil unterwegs ist und die Ware innerhalb einer halben Stunde ausliefern kann.
Der bisher entwickelte und noch namenlose Prototyp ist auf sechs Rädern unterwegs und erinnert mit seiner Antenne und der kompakten Form an einen Bollerwagen. Das Elektro-Gefährt bringt es auf 6,4 km/h, das entspricht einem flotten Fußgängertempo und ist für urbane Umgebung gedacht. Unter seiner Ladeklappe kann der Rover zwei volle Einkaufstüten mit etwa 9 kg Gesamtgewicht transportieren. Beladen würde der Bot an Schiffscontainern, die neben Lebensmittelläden oder Warenhäusern als Umschlageplätze dienen. Dorthin würde er auch zum Aufladen der Akkus und zum Saubermachen zurückkehren.
Bei Überforderung kann der Roboter nach Hause telefonieren
Um seinen Weg autonom durch ein Stadtviertel finden zu können, ist der Bot ausgestattet mit Kameras, GPS, Gyroskopen für die Navigation und vorinstalliertem Kartenmaterial. „Wenn wir in einem Gebiet mit dem Lieferservice starten, müssen wir die Roboter für einige Tage oder Wochen von Menschen steuern lassen. Das geschieht so lange, bis wir alle Wege, wichtigen Orientierungspunkte und Schlaglöcher erfasst haben.
Danach kann der Roboter alleine fahren“, erklärt Janus Friis die Vorgehensweise in einem Interview mit der britischen Zeitung Telegraph. Falls dann aber doch etwas Unvorhergesehenes geschehe wie eine unerwartete Situation auf der Straße oder viele Menschen, zwischen denen der Roboter sich zurechtfinden müsse, könne er jederzeit nach Hause telefonieren. „Der Operateur kann dann sehen, was der Roboter sieht und die Kontrolle übernehmen.“
Kunde sieht per App wo seine Lieferung unterwegs ist
Während der Liefer-Bollerwagen unterwegs ist, kann auch der Kunde über eine entsprechende App jederzeit sehen, wo sich der Rover befindet. Am Ziel angelangt, öffnet der Kunde, ebenfalls mittels App, die Klappe und entnimmt die gelieferte Ware. Laut Starship Technolgies soll die Auslieferung zwischen 5 und maximal 30 min dauern. Das wäre zehn bis 15 Mal schneller als die gegenwärtigen Alternativen für eine Anlieferung zur Haustüre.
Ahti Heinla und Janus Friis sehen ihren autonomen Rover in Zukunft im Einsatz für den Internethandel, aber auch als neue Möglichkeit für lokale Geschäfte, ihren Kunden schnell die Lebensmitteleinkäufe zu liefern. Zurzeit wird der Prototyp des Rovers noch getestet aber schon im nächsten Jahr soll es mehrere Pilotprojekte in Großbritannien geben. Die ersten Rover werden dann durch Greenwich im Osten Londons fahren – und vermutlich einiges Aufsehen erregen.
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