Libelle aus dem Labor mit sensationellen Flugeigenschaften
Sie waren ganz fasziniert von der Hightech-Libelle, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin. Die Libelle, die der Automatisierungsspezialist Festo auf der Hannover Messe präsentiert, kann außergewöhnlich gut fliegen.
Als es darauf ankam, machte die künstliche Libelle schlapp. Sie legte sich, ganz untypisch für ein solches Insekt, auf den Rücken. Ganze Scharen von Zuschauern, darunter der russische Präsident Putin und Bundeskanzlerin Merkel, waren Zeugen. Ohne es zu wissen, waren sie schuld an dem Debakel am Festo-Stand auf der Hannover Messe. Die elektromagnetischen Felder, die Mobiltelefone und andere kabellose Geräte der zahllosen Interessenten erzeugten, waren zu viel für die sensible Steuerung des BionicOpters. So nennt der Automatisierer Festo das spektakuläre Fluggerät in Anlehnung an „Bionik“, also die Wissenschaft, die Phänomene aus der Natur in technische Lösungen umsetzt, und an „Helikopter“.
Die Libelle ist ein Fluggenie
Wenn der BionicOpter gut drauf ist – und das ist der Normalfall –, ähneln seine Flugbewegungen tatsächlich denen von Libellen. Diese meist farbenprächtigen Insekten können ihre Flügel unabhängig voneinander bewegen, sodass sie zu sensationellen Bewegungen fähig sind. Sie gehen blitzschnell vom Vorwärts- in den Schwebeflug über und wechseln in weniger als einer Sekunde ihre Flugrichtung. Manche können sogar rückwärts fliegen. All das weckt den Neid der Hersteller von Hubschraubern.
Auch die Flügel der Festo-Libelle verstellen sich unabhängig voneinander, je nachdem, welches Flugmanöver der fernsteuernde Pilot gerade verlangt. Wenn es langsamer gehen soll, holen die Flügel nicht ganz so weit aus wie bei flotter Bewegung. Um Kurven zu fliegen, wird der Flügelschlag einseitig verringert. Das alles koordiniert ein Microcontroller an Bord des ungewöhnlichen Fluggeräts. Es hat eine Spannweite von 63 Zentimetern, ist 44 Zentimeter kurz und wiegt nur 175 Gramm.
Damit übertrifft es seine lebenden Vorbilder um einiges. Die größten Libellen kommen auf eine Spannweite von rund 20 Zentimeter. Die Flügel des BionicOpters bestehen aus einem Kohlefaserrahmen, der mit einer hauchdünnen Folie bespannt ist. Und damit kann die Festo-Libelle fast genauso gut fliegen wir ihre natürlichen Vorbilder.
Sie kann wie die echte Libelle in alle Raumrichtungen fliegen, abrupt abbremsen und wenden, rasant beschleunigen und rückwärts fliegen. „Damit beherrscht ein Modell erstmals alle Flugzustände von Hubschraubern, Flugzeugen und sogar Segelfliegern“, so die Festo-Forscher. „Dennoch lässt sich das hochintegrierte System einfach und intuitiv per Smartphone bedienen.“
Feind des Wassers
Die künstliche Libelle ist ein Produkt des Bionic Learning Network, eines Forschungsverbands, dem neben Festo weitere Unternehmen, Hochschulen und Forschungsinstitute angehören. Darunter sind auch Top-Institute wie das Massachusetts Institute of Technology und die Technischen Universitäten Berlin und Stuttgart. Ziel des Verbundes ist es, durch die Nachahmung von Vorbildern aus der Natur der Automatisierungstechnik neue Verfahren zu erschließen und gleichzeitig auch den technischen Nachwuchs zu begeistern.
Die echte Libelle saust gern im Tiefflug über Gewässer. Dort findet sie ihre Beute. Der komplexen Elektronik des BionicOpter würde eine solche Nähe zum Wasser allerdings weniger bekommen. Ein Tropfen genügte schon, um ihn abstürzen zu lassen.
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