Automation 08.06.2012, 11:00 Uhr

Maschinen- und Anlagenbau: Maschinensteuerung per App

Smartphones wie das iPhone von Apple und Tablet-Computer erobern jetzt auch die Produktionshallen. Wo liegen die Stärken und der Nutzen dieser Hightechstrategie für die Industrie? Dieser Frage ist der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) jetzt auf einem Infotag in Frankfurt nachgegangen.

Smartphones bzw. Apps sind für Produktionsplaner und Verantwortliche in der Fertigung interessant, weil sie eine ortsungebundene Fertigungssteuerung und -kontrolle zur Verfügung stellen. Doch deren Einsatz hat auch seine Herausforderungen, wie Prof. Klaus-Dieter Rupp von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heidenheim warnte. „Kann ich immer und überall auf meine Daten zugreifen?“, war eine der kritischen Fragen, die er stellte, und neben der Verfügbarkeit verwies er auf weitere Sicherheitsanforderungen wie Vertraulichkeit, Integrität, Ausfallsicherheit und Instandhaltbarkeit.

Nutzen von Apps im Maschinen- und Anlagenbau sind vielfältig

Die positiven Seiten der Anwendung von mobilen Kommunikationsendgeräten betonte Andreas Beu von der User Interface Design GmbH in München. Seine Vision vom Nutzen der Smartphones und Tablet-PCs für den Maschinen- und Anlagenbau fasste er in Schlagworte: „Information, Betriebsdatenerfassung, Diagnose, Wartung, Kalibrierung, Programmierung, Einrichten, Bedienen.“ Erleichtert würde die Nutzung durch kleine, auf die jeweiligen Aufgaben speziell zugeschnittene Anwendungsprogramme, die sogenannten Apps.

Welche mobilen Einsatzmöglichkeiten es im Rahmen eines Manufacturing Execution Systems (MES) gibt, erläuterte Stefan Schumacher von der GFOS Gesellschaft für Organisationsberatung und Softwareentwicklung mbH, Essen. „Die Überwachung von Produktionskennzahlen ist sicherlich ein Schwerpunkt im mobilen Einsatz“, stellte er fest. Aber nicht nur reine Produktionsindikatoren, sondern ebenso bestimmte mobile Detailauswertungen mit Fehleranalysemöglichkeiten seien sehr interessante Anwendungsfälle. Als mobiler Arbeitsablauf könne auch das Alarmmanagement gestaltet werden, und dies gelte in gleicher Weise für die Personaleinsatzplanung, was im Umfeld eines MES nicht unerheblich sei. Die mobile Datenerfassung erfolge durch handliche Endgeräte, wobei sich das MES mit externen Apps koppeln lasse.

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Design ist wichtiger Aspekt bei der Gestaltung mobiler Geräte im Maschinen- und Anlagenbau

Als Frage der Gestaltung von Mensch-Maschine-Schnittstellen (HMI) wertete Dietmar Knecht von der Phoenix Contact Electronics GmbH, Bad Pyrmont, den erfolgreichen Einsatz von mobiler IT-Technologie im Maschinen- und Anlagenbau. Dabei seien die Lösungen immer so individuell wie die einzelne Anwendungssituation. Wesentliche Aspekte einer solchen Schnittstelle seien mobile Bedienung, Ergonomie, Nutzbarkeit der Anwendung, aber auch ganz klar das Design.

„Ich bin erstaunt zu sehen, wie viele Maschinenbauer wirklich das Design des Bediengerätes an ihr Anlagenkonzept angepasst haben“, berichtete Knecht. Die Technik in den Geräten sei sicherlich etwas, das heutzutage am Markt verfügbar ist. Doch man betrachte das Bediengerät als Aushängeschild, das „stylisch“ sein sollte. Webbasierte Konzepte der Maschinenvisualisierung setzten daher gern solch prestigeträchtige Produkte wie Tablet-PC, iPhone und Blackberry ein. Über Onlineportale sind mit ihnen an die Zielplattform angepasste, einfach zu bedienende und mit ortsunabhängigen Informationen versehene Apps für den Maschinen- und Anlagenbau leicht zugänglich.

Mobile Geräte und Apps werden Produktionsprozesse verändern

Mobile Geräte im Umfeld der Werkzeugmaschine stellte Klaus Bauer von der Trumpf Werkzeugmaschinen GmbH in Ditzingen vor. Sie seien keineswegs eine neue Erscheinung, teilte er mit. „Es gibt hier sehr viele Anwendungen im 3-D-Teach-Bereich braucht man schon immer mobile Geräte“, nannte er als Beispiel. Neu sei allerdings die Verwendung von Geräten aus dem Consumer-Bereich. Es gebe jede Menge Indizien, dass für solche mobilen Technologien ein „Hype“ existiere. Dinge wie Wireless Power, Tablets oder Augmented Reality seien absolut in Mode, aber sie bestimmten auch einen längerfristigen Trend. So hätten die mobilen Technologien das Potenzial, in den nächsten Jahren signifikanten Einfluss auf Unternehmen auszuüben. Im Bereich der Werkzeugmaschine bedeute dies, dass mobile Geräte viele Prozesse rund um das Produktionssystem beeinflussen und verändern werden.

Begeistert von den webbasierten Technologien im industriellen Umfeld zeigte sich Joern Kowalewski vom Softwaredienstleister Macio GmbH, Kiel: „Diese Technologien eröffnen bereits heute fantastische neue Möglichkeiten. Denn sie sind die Brücke zwischen schnell veraltenden Consumer-Geräten und langlebiger Maschinenelektronik.“

Ein Beitrag von:

  • Ulrich W. Schamari

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