Roboter ANYmal: Vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser
Die ETH Zürich hat einen vierbeinigen Roboter gebaut, der so vielseitig ist wie ein Schweizer Messer. ANYmal ist etwa so groß wie ein Hund und wurde besonders für schwieriges Terrain und den Einsatz bei Katastrophen und Rettungsaktionen entwickelt. Hobbys hat der programmierte Vierbeiner auch: tanzen, Fußballspielen und schauspielern.
Entwickelt wurde ANYmal seit 2009 vom Robotic Systems Lab der Eidgenössisch Technischen Hochschule (ETH) in Zürich. Vor zwei Jahren wagte dann eine Gruppe von ETH-Ingenieuren eine Ausgründung, die ANYbotics AG. Dieses Spin-off will nun den vielseitigen Roboter für echte Einsätze fit machen.
ANYmal ist trittsicher in schwierigem Gelände
Je nach Art des Einsatzes kann ANYmal unterschiedliche Werkzeuge benutzen oder eine Nutzlast von bis zu 10 Kilogramm tragen. Der Korpus selbst besteht aus Karbonfasern und Aluminium und wiegt 30 Kilogramm, ist 80 Zentimeter lang und richtet sich mit seinen Beinen bis zu einer Höhe von 70 Zentimetern auf, wenn er läuft. Die Spitzengeschwindigkeit beträgt zwar nur 3,6 km/h, aber der Roboter ist auch im Sand und im Wald, bei Schnee sowie Starkregen trittsicher. Eine spezielle Versiegelung des Korpus schützt gegen das Eindringen von Staub und Wasser.
Mit seinen Gelenken, die sich komplett um 360 Grad drehen lassen, kann er nicht nur jede beliebige Richtung einschlagen, sondern auch Stufen und Hindernisse hinauf- und hinunterklettern und sogar in enge Räume kriechen. Die Batterie hält je nach Einsatz maximal für vier Stunden. Das erscheint eher wenig, aber die Ingenieure haben eine eigene Ladestation gebaut, an der ANYmal sich automatisch, also ohne menschliche Hilfe, aufladen kann.
Am Korpus sind auch Stereokameras verbaut, die 3D-Bilder liefern und dem kleinen Roboter die Orientierung und Routenplanung ermöglichen. Mit den Kameras und weiteren Sensoren an Bord kann der Roboter sich bei Bedarf völlig autonom bewegen. Dafür scannt er kontinuierlich das Terrain und sucht sich selbst einen sicheren Weg, auch bei starkem Sonnenlicht oder völliger Dunkelheit.
Nahaufnahmen, Wärmebilder und akustische Aufnahmen
Darüber hinaus kann ANYmal mit Anwendungen für spezielle Aufgaben bestückt werden. Hierzu gehört eine Kamera mit hochauflösendem Zoom, die etwa im Falle eines Werksunfalles Nahaufnahmen aus größerer Entfernung von Zählern, Pegeln oder anderen Messgeräten machen könnte. Dem Roboter kann auch eine Wärmebildkamera mitgegeben werden, die ohne direkte Berührung die Wärmeentwicklung an den überwachten Maschinen registriert. Das Gleiche gilt für eine akustische Überwachung, die über Mikrofone stattfindet und ein individuelles Klangbild des Ortes oder der Maschine übermittelt. Mit speziellen Ultra-Schall-Mikrofonen oder Gas-Sensoren kann der Roboter nach Gas-Lecks suchen und diese eventuell frühzeitig orten.
Tanzen, Fußballspielen und Müll aufsammeln
Im Vergleich zu möglichen Einsätzen in Notfällen oder Katastrophengebieten ist es fast schon banal, dass ANYmal auch eine Tür öffnen, einen Aufzugsknopf drücken oder beim Tragen einer Kiste helfen kann. Wird ein Spezialarm am Korpus installiert, ist der Roboter ebenfalls in der Lage, ein Glas Wasser zu halten oder herumliegenden Müll aufzusammeln und fachgerecht im Mülleimer zu entsorgen.
Damit der Vierbeiner nicht gänzlich seelenlos wirkt, haben die Ingenieure ihn zudem darauf trainiert, seinen Körper im Rhythmus von Musik zu bewegen und auch bei der zurückliegenden Fußball-Weltmeisterschaft fieberten umgerüstete Fußball-Roboter mit.
Auftritt als Bösewicht in Akte X
Besonders stolz waren die Erbauer von ANYmal aber, als der kleine Roboter in einer Folge der Serie X-Files – hierzulande als Akte X bekannt – auftauchen sollte. „Wir waren super aufgeregt, als die Anfrage des Film-Teams kam“, berichtet Peter Fankhauser auf der Website von ANYbotics. Und auch einigermaßen erstaunt, dass die Produzenten mit echten Robotern arbeiten wollten, anstatt ausschließlich auf visuelle Effekte zu setzen. Ein kleines Team flog daraufhin mit ANYmal und sogar einem Stunt-Double für eine Woche nach Vancouver, wo verschiedene Szenen der X-Files-Episode (Staffel 11, Folge 7) in einem Warenhaus gedreht wurden. „Mit den Fingern am Joystick waren wir wahrscheinlich nervöser als die Hauptdarsteller“, erinnert sich der Quasi-Schauspieler. In einer Szene werden die Agenten Scully und Mulder von ANYmal verfolgt – der vierbeinige Roboter spielt den Bösewicht.
Einen Bericht über einen schlauchartigen Soft-Bot, der Verschüttete in eingestürzten Häusern suchen soll, finden Sie hier.
Außerdem haben wir zusammengefasst, welche Technik vor Erdbeben schützt.
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