Serviceroboter haben Zukunft
Noch immer gelten die Japaner als Vorreiter in Sachen Servicerobotik. Lange wurde in Deutschland der Einsatz von Robotern im Privat- und Pflegebereich eher als Spielerei betrachtet. Doch das ändert sich zunehmend. Vorige Woche legte der Maschinenbauverband VDMA dazu eine vom Bundesforschungsministerium beauftragte Studie zur Wirtschaftlichkeit von Servicerobotern vor.
Von 2010 bis 2013 werden Verkäufe von weltweit 80 000 Servicerobotern für den Profieinsatz und von 11 Mio. für den Privatbereich prognostiziert, fasste Thilo Brodtmann, Geschäftsführer der Sparte Robotik + Automation im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), vorigen Freitag eine Erkenntnis der „Wirtschaftlichkeitsanalysen neuartiger Servicerobotik-Anwendungen und ihre Bedeutung für die Robotik-Entwicklung“ zusammen. Die vom Bundesforschungsministerium (BMBF) in Auftrag gegebenen Studie wurde von zwei Fraunhofer-Instituten durchgeführt und vom VDMA in Frankfurt vorgestellt .
Brodtmann verwies auf die bisherige Entwicklung: Bis 2009 wurden weltweit rund 77 000 Serviceroboter für den professionellen Einsatz im Wert von 9,1 Mrd. € und über 8,6 Mio. Serviceroboter für den privaten Bereich im Wert von 1,9 Mrd. € verkauft. Für die professionelle Nutzung nannte er zwei typische Beispiele: „Eine große Zahl von Servicerobotern sind Melkroboter. Und im Bereich Sicherheit gibt es Roboter, die Wachaufgaben wahrnehmen, indem sie Objekte abfahren und mit ihren Augen schauen, ob dort Bewegung herrscht.“
Bundesregierung will Marktchancen für Serviceroboter aufzeigen
Die Bundesregierung hat sich in ihrer Hightechstrategie die Aufgabe gestellt, an den technisch herausfordernden Märkten jenseits von Rasenmäher- oder Staubsaugerrobotern die Marktchancen für Serviceroboter aufzuzeigen. „Wir haben eine Schwelle erreicht, wo wir von der technischen Machbarkeit her an dem Punkt angelangt sind, an dem wir über die Marktperspektiven nachdenken müssen“, erklärte dazu Ingo Ruhmann vom Referat IT-Systeme des BMBF. Daher beauftragte das Ministerium die Fraunhofer-Institute IPA in Stuttgart und ISI in Karlsruhe mit der Entwicklung neuartiger Servicerobotik-Anwendungen und der Analyse ihrer technisch-wirtschaftlichen Bedeutung für die Robotik. Über die konzeptionelle Betrachtung hinaus sollte die technische und wirtschaftliche Machbarkeit der Servicerobotik-Anwendungen an konkreten Anwendungsszenarien ermittelt werden.
Ruhmann räumte ein, dass die Servicerobotik nicht nur unter technischen und ökonomischen Aspekten, sondern auch unter gesellschaftlichen Perspektiven zu erforschen ist. Dies werde in anderen Projekten berücksichtigt, bei denen eine Begleitforschung ethische, rechtliche und soziale Aspekte untersucht. Dort gehe es vor allen Dingen um Hilfen für die ältere Generation, die länger zu Hause leben könne, wenn die Servicerobotik auf soziale Akzeptanz stoße.
Beauftragte Studie konzentriert sich auf technologische Gesichtspunkte der Serviceroboter
Für die Studie konzentrierte sich das Fraunhofer IPA allein auf die technologischen Gesichtspunkte der Servicerobotik. „Es ging um Robotik in neuen Anwendungsbereichen außerhalb der klassischen Produktion“, stellte Martin Hägele, Leiter der Abteilung Robotersysteme und Projektleiter der Studie, fest und verwies auf die Vielfältigkeit der Bereiche, in denen man letztendlich Robotik wirtschaftlich nutzen könne.
Von Anfang an sei es wichtig gewesen, insbesondere die Roboter zu betrachten, die als gewerbliche Serviceroboter zu bezeichnen sind. Dies seien Maschinen, die in einem gewerblichen Umfeld eingesetzt würden und mit denen man Geld verdienen müsse. Eine verblüffende Erkenntnis aus der Studie ist für ihn, wie viel Servicerobotik man bereits aus bestehenden Komponenten der herkömmlichen Robotik entwickeln kann. Es sei spürbar, dass in der Vergangenheit sehr viel in Querschnitts- oder Schlüsselkomponenten investiert wurde.
Serviceroboter: Investitionskosten machen 25 % der Gesamtkosten aus
Was die Wirtschaftlichkeit der untersuchten Servicerobotik-Anwendungen betrifft, kam Oliver Kleine, Projektleiter des Competence-Centers Industrie- und Serviceinnovationen am Fraunhofer ISI, zu folgendem Schluss: „In den meisten Szenarien kann man feststellen, dass die Investitionskosten 25 % der gesamten Lebenszykluskosten ausmachen. Das bedeutet: Der Hebel, um über Skaleneffekte zur Reduktion der Herstellungskosten die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen, ist relativ klein.“
Eine wesentliche Erkenntnis aus der Studie sei, dass es in diesem Zusammenhang viel wichtiger ist, die Einsatzkomplexität der Roboterlösung zu reduzieren. Es müsse das Motto „Keep it simple“ gelten. Dies habe in der Regel gerade in der Servicerobotik eine größere Wirkung als die Senkung der Herstellungskosten. Zudem habe sich eine wichtige Erkenntnis aus den Interviews mit Pflegeheimen und anderen potenziellen Anwendern zu den Kriterien der Investitionsentscheidung ergeben: Wenn die Wirtschaftlichkeitsrelation nicht im Rahmen liegt, ist keine Entscheidungsrelevanz der qualitativen Vorteile von Servicerobotern feststellbar.
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