Automation 10.06.2011, 19:53 Uhr

Sicherer IT-Einsatz in der Produktion will gelernt sein

Spätestens seit dem vor einem Jahr bekannt gewordenen Computerwurm Stuxnet ist das Management von Produktionsanlagen in Bezug auf industriell genutzte IT sensibilisiert. Als Reaktion darauf arbeiten Automatisierungsspezialisten und Anwender nun noch enger zusammen.

Seit dem Auftreten des Computerwurms Stuxnet sind die Ansichten über die Sicherheit von IT-Systemen in der Industrieautomatisierung ins Wanken geraten. Das wurde kürzlich auch bei einer Diskussion von IT-Experten in Hannover deutlich. Denn: Galten solche Systeme lange Zeit als nur wenig gefährdet, sehen inzwischen sowohl Hersteller als auch Anwender ein zunehmendes Bedrohungspotenzial durch die wachsende Vernetzung in der Fabrik.

„Durch Stuxnet ist das Problem für unser Management greifbarer geworden. Die Bereitschaft in IT-Security zu investieren hat deutlich zugenommen“, brachte Enrico Puppe, Systemanalytiker in der produktionsnahen IT im VW-Werk für Nutzfahrzeuge in Hannover, die Stimmung bei den Anwendern auf den Punkt. Siemens-Manager Georg Trummer räumte in der einstündigen Diskussion ein, dass das Thema IT-Security nun auch aus der Industrie definitiv nicht mehr wegzudiskutieren sei.

Trummer ist als Entwicklungsleiter von Produktionsmaschinen im Bereich „Automation and Drives“ auch für die IT-Sicherheit der Siemens-Steuerungen verantwortlich. Der Münchener Konzern war von den Meldungen über Stuxnet in besonderem Maße betroffen. Unbekannte hatten das Schadprogramm speziell für ein System zur Überwachung und Steuerung technischer Prozesse (Scada) geschrieben, das Siemens entwickelt hatte.

Bis zu diesem Vorfall im Sommer vergangenen Jahres war die Welt in der Automatisierungstechnik noch in Ordnung. Hersteller und Anwender von IT-Systemen in Industrieanlagen gingen davon aus, dass das Problem von Hackerangriffen für sie keine Rolle spielen und auf die Unternehmens-IT beschränkt bleiben würde. Solange die einzelnen Systeme zentral und getrennt voneinander gesteuert wurden, stimmte das auch noch. „Mit der Dezentralisierung der Automatisierungsfunktionen aber müssen die Steuerungen nun untereinander kommunizieren“, brachte der Kölner Professor Frithjof Klasen das Problem auf den Punkt. „Bislang getrennte Kommunikationsbereiche wachsen zusammen, Störungen und Bedrohungen bleiben nicht mehr lokal begrenzt.“

Stellenangebote im Bereich Automatisierungstechnik

Automatisierungstechnik Jobs
ATLAS TITAN Mitte GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik (m/w/d) Schwerpunkt Automatisierungstechnik ATLAS TITAN Mitte GmbH
Braunschweig Zum Job 
ATLAS TITAN Mitte GmbH-Firmenlogo
Projektleiter Leitungsbau Schutztechnik (m/w/d) ATLAS TITAN Mitte GmbH
Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH-Firmenlogo
Leitender Ingenieur (m/w/d) Netzbau und -betrieb Strom und Breitband Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH
Schneverdingen Zum Job 
SPITZKE SE GVZ Berlin Süd-Firmenlogo
Bauleiter Elektrotechnik (m/w/d) SPITZKE SE GVZ Berlin Süd
Großbeeren Zum Job 
WIRTGEN GmbH-Firmenlogo
System- und Softwarearchitekt (m/w/d) - mobile Arbeitsmaschinen WIRTGEN GmbH
Windhagen (Raum Köln/Bonn) Zum Job 
WIRTGEN GmbH-Firmenlogo
Embedded Anwendungs-Softwareentwickler (m/w/d) - mobile Arbeitsmaschinen WIRTGEN GmbH
Windhagen (Raum Köln/Bonn) Zum Job 
Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH-Firmenlogo
Projektleiter*in Elektrotechnik, Elektroingenieur*in oder Techniker*in (m/w/d) Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH
Karlsruhe Zum Job 
WBS Training AG-Firmenlogo
Technische Trainer:in Automatisierungstechnik - CAD/CAM-Programmierung (m/w/d) WBS Training AG
remote (deutschlandweit) Zum Job 
IMS Messsysteme GmbH-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/i) für Röntgen-, Isotopen- und optische Messsysteme IMS Messsysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
über Martin & Partner Societät für Unternehmensberatung-Firmenlogo
Leiter Entwicklung & Konstruktion (m/w/d) über Martin & Partner Societät für Unternehmensberatung
Südlich von Stuttgart Zum Job 
ILF Beratende Ingenieure GmbH-Firmenlogo
Senior Ingenieur Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik (m/w/d) ILF Beratende Ingenieure GmbH
Bremen, Berlin, Hamburg, München, Essen Zum Job 
ILF Beratende Ingenieure GmbH-Firmenlogo
Junior Ingenieur Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik (m/w/d) ILF Beratende Ingenieure GmbH
München Zum Job 
IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik (m/w/d) für Transformatoren IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH
ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH-Firmenlogo
Support- und Applikationsingenieur (m/w/d) ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH
Langenbrettach Zum Job 
FERCHAU GmbH-Firmenlogo
Konstruktiver Elektroingenieur (m/w/d) FERCHAU GmbH
FERCHAU GmbH-Firmenlogo
Konstrukteur (m/w/d) FERCHAU GmbH
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
Technical Support High Voltage Accessories (m/w/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
Global Lead (w/m/d) Operational Technology (OT) B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
WIRTGEN GmbH-Firmenlogo
Duales Studium Software Engineering - Bachelor of Engineering (m/w/d) WIRTGEN GmbH
Windhagen, Remagen Zum Job 
Infraserv GmbH & Co. Höchst KG-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) Anlagen- & Prozesssicherheit Infraserv GmbH & Co. Höchst KG
Frankfurt am Main Zum Job 

Klasen ist Leiter des Instituts für Automation & Industrial IT am Campus Gummersbach der Fachhochschule Köln. Neben der Forschung im Bereich Automatisierungstechnik und industrieller Kommunikation unterstützt das Institut als Profinet Competence Center Unternehmen bei der herstellerübergreifenden Integration von Profinet-Anlagen. Darüber hinaus hat Klasen in Zusammenarbeit mit Industriepartnern ein Prüflabor aufgebaut, das Sicherheitsschwachstellen an Automatisierungsgeräten aufzeigt.

Eine vorherige Untersuchung von Risiken und Gefahrenpotenziale bei der Zusammenstellung einzelner Komponenten sei ratsam, weil jede Automatisierungslösung so individuell sei, dass weder Hersteller noch Anwender die Komplexität der Interaktion beurteilen könnten, sagte der Automatisierungsexperte. „Die Hersteller entwickeln ihre Produkte, ohne zu wissen, wo diese später überall eingesetzt werden, und die Anwender kennen nicht alle Eigenschaften, um zu erkennen, wo sich Gefahren bei deren Kombination mit anderen Komponenten ergeben könnten“, erläuterte Klasen das Problem.

Durch die Vernetzung könnten sich nicht nur Viren ungehindert ausbreiten. „Nicht selten kommt es vor, dass sich wichtige funktionale Eigenschaften von Automatisierungskomponenten in neuen Umgebungsbedingungen plötzlich als Schwachstelle für die Informationssicherheit herausstellen“, stellte Klasen fest. Einer seiner Kunden ist VW.

Es sei schon erstaunlich, wie sehr sich das Verständnis von IT-Sicherheit einzelner Hersteller von Automatisierungskomponenten unterscheide, sagte Puppe von VW, in Hannover. Um bei der Integration der Bausteine keine bösen Überraschungen zu erleben, lasse der Nutzfahrzeugbauer diese im Vorfeld in Klasens Prüflabor testen. Das sei aber eher eine Notlösung. Um das Verhalten der Automatisierungsbausteine in komplexen Systemen verständlicher zu machen, forderte Puppe die Hersteller auf, ihre Dokumentation zu verbessern. Dann könnten auch Systemintegratoren ihren Beitrag zu einer Verbesserung der IT-Sicherheit leisten. „Sie wissen oft zu wenig über die Komponenten, die sie in den Automatisierungsprojekten verknüpfen sollen“, verdeutlichte der IT-Sicherheitsexperte.

Am Ende der Diskussionsrunde waren sich alle Teilnehmer einig, dass nur Hersteller und Anwender gemeinsam die IT-Sicherheit in der industriellen Umgebung verbessern könnten. „Nur ein ganzheitliches Vorgehen führt zum Ziel“, sagte Siemens-Entwicklungsleiter Georg Trummer. Und der Automatisierungsexperte Klasen ergänzte: „Die Betriebe müssen ihre Anforderungen definieren und die Hersteller die Eigenschaften ihrer Produkte offenlegen.“

Darüber hinaus müssten die Anwender dafür sorgen, dass sich IT-Verantwortliche aus Produktion und den anderen Unternehmensbereichen an einen Tisch setzen und gemeinsam nach angepassten Lösungen suchen.

Versuche, Security-Konzepte aus der Office-Umgebung auf die Produktion zu übertragen, seien gescheitert, stellte Hans Honecker vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zur Übertragbarkeit auf die Industrie fest. „Die Sicherheitskonzepte, -maßnahmen und -technologien sind zu unterschiedlich.“ Als mittelfristige Lösung empfahl er Insellösungen, mit ihnen ließen sich kritische Bereiche besser schützen. HANS SCHÜRMANN

Lesen Sie auch:

Ein Beitrag von:

  • Hans Schürmann

    Hans Schürmann war Technik- und Wirtschaftsredakteur beim Handelsblatt und schreibt unter anderem über Finanzen, Immobilienthemen und Maschinenbau.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.