Sitzhersteller lässt Roboter bügeln
Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis Roboter unsere Hemden und Blusen bügeln. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung hat jetzt der Roboterhersteller Flexiv gemacht. Dessen Technik kommt nun bei der Produktion von Autositzen zum Einsatz. Dampfbügeleisen glätten dabei Falten in den frisch aufgezogenen Sitzbezügen.
US-Roboterbauer Flexiv setzt dazu seinen Roboter Rizon 4 ein. Dessen Roboterarm hat sieben Freiheitsgrade. Der Hersteller wirbt damit, dass er durch seine Kraftsteuerung und KI-Einsatz flexibel eingesetzt werden kann – beispielsweise auch als Masseur. Im jüngsten Anwendungsbeispiel setzt er den Bügelvorgang präzise um, mit dem bisher ausschließlich geschulte Experten die Falten aus den hochwertigen Sitzen entfernen durften.
Roboter nutzt normale Bügeleisen zum Glätten der Fahrzeugsitze
Die Lösung verwendet dabei Standrad-Dampfbügeleisen, wie sie in der Branche üblich sind. Dafür wurde lediglich eine passende Halterung für den Roboterarm konzipiert. Laut Hersteller passt sich der Roboter damit an die verschiedenen Formen und Konturen des Sitzes an und übt gleichzeitig einen gleichmäßigen und präzisen Druck aus. Das Ergebnis ist eine gleichbleibende Qualität bei der Produktion der Sitze. Gleichzeitig wird die Sicherheit der Beschäftigten erhöht, indem Verbrennungen und der Kontakt mit Hochdruckdampf vermieden werden.
„Die Einführung unseres automatischen Bügelsystems ist ein Durchbruch in der Fertigungstechnologie und die ideale Anwendung für einen adaptiven Roboter, da eine hochpräzise Kraftkontrolle erforderlich ist. Übermäßiger Druck oder zu langes Bügeln an einer Stelle könnte das Leder beschädigen, aber unser System verhindert dies. Diese Innovation steigert nicht nur die Qualität und Effizienz der Autositzproduktion, sondern verbessert auch die Sicherheit am Arbeitsplatz“, zeigt sich Shuyun Chung, Flexiv‘s Leiter der Anwendungsentwicklung und Chef-Roboterwissenschaftler, überzeugt.
Jedes Sitzdesign lässt sich in den Bügelprozess integrieren
Durch seine Freiheitsgrade, einen reaktionsschnellen 5000Hz-Gelenkkraftservo sowie einen 1000Hz-Armkoordinationsalgorithmus, könne auch jedes künftige Sitzdesign in den automatischen Bügelprozess integriert werden. Das sei unabhängig von der Komplexität des Designs.
Bei welchem Sitzhersteller die Lösung zum Einsatz kommt, verrät der Flexiv nicht. Als Hinweis kann aber folgendes Zitat von Chung gewertet werden: „Da der Markt für Elektrofahrzeuge der Luxusklasse weiter wächst, ist Flexiv stolz darauf, den Herstellern zu helfen, ihre Produktionsziele zu erreichen.“ Die Beschäftigten, die in einem Video der Anwendung bei der Montage der Sitze zu sehen sind, lassen eine Produktion in Asien vermuten.
Was können die Roboter künftig noch bügeln?
Chung lässt durchblicken, dass er längst auch andere Einsatzbereiche für seine bügelnden Roboter im Blick hat: „Wer weiß, vielleicht werden wir eines Tages sehen, wie diese Bügeltechnologie im Gastgewerbe oder sogar zu Hause eingesetzt wird“, sagt er. Zumindest der Einsatz in professionellen Bereichen scheint auch kurzfristig realisierbar.
Helfen könnten dabei Lösungen des deutschen Robotik-Spezialisten Sewts. Deren Roboter können Wäsche sortieren und zusammenlegen. Sie werden bereits in Wäschereien eingesetzt. In einer Zelle mit zwei Robotern von Fanuc übernehmen sie beispielsweise die Handhabung von Handtüchern, Bettlaken und Badetüchern.
Weil es sich um leicht verformbare oder auch biegeschlaffe Produkte handelt, erforderte das bislang Handarbeit. Die eingesetzten Industrieroboter (Fanuc M-10iD) benötigen arbeiten dabei selbst in staubintensiver Umgebung ausfallfrei, heißt es. Auch hier werden die Prozesse durch KI-Einsatz kontinuierlich optimiert. Bügelroboter wären also der nächste Schritt bei der Automatisierung von Wäschereien.
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