Trotz Gewinn: Siemens streicht 6000 Stellen
Der Technologiekonzern Siemens will weltweit rund 6000 Arbeitsplätze abbauen, davon 2850 in Deutschland. Vor allem betroffen ist die schwächelnde Sparte Digital Industries (DI).

Siemens baut rund 6000 Stellen in den Sparten Automatisierung und Ladeinfrastrutkur ab.
Foto: picture alliance/SVEN SIMON/Frank Hoermann
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Insbesondere das Automatisierungsgeschäft leidet unter hoher Lagerhaltung bei Kunden und schwacher Nachfrage, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Der Umsatz für die Sparte sank im Geschäftsjahr 2023/24, das bei Siemens zum 30. September endet, um 8 %. Der Auftragseingang ging sogar um 10 % zurück. Nun sollen 5600 Stellen – 2600 davon in Deutschland – in der Siemens-Kernsparte entfallen. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen hier 68.000 Mitarbeitende.
Noch viel stärker ist der Geschäftsbereich mit E-Ladeinfrastruktur betroffen. Hier entfallen künftig 450 von bislang 1300 Jobs, etwa 250 dürften in Deutschland betroffen sein. Siemens will sich in diesem Geschäft auf Schnellladeinfrastruktur für Depots und Flotten konzentrieren. Der Stellenabbau soll bis September 2027 abgeschlossen sein.
Automatisierungssparte besonders betroffen
Nähere Informationen, wo in Deutschland die Stellen abgebaut werden sollen, gibt es noch nicht. Es liegt aber nahe, dass Bayern besonders betroffen sein dürfte, da die meisten Werke der Sparte Digital Industries (DI) dort angesiedelt sind. In Deutschland soll der Abbau laut Konzern aber ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen. Die betroffenen Mitarbeitenden sollen in anderen Unternehmensteilen eingesetzt werden. Siemens verweist darauf, dass der Konzern derzeit 7000 offene Stellen ausgeschrieben hat, immerhin 2000 davon in Deutschland.
Siemens will unabhängiger von einzelnen Märkten werden
Veränderte Bedingungen in zentralen Märkten machten Anpassungen notwendig, hieß es von Siemens. „Insbesondere der deutsche Markt ist seit zwei Jahren rückläufig. Daher müssen Kapazitäten in Deutschland angepasst werden.“ Der Konzern will überdies unabhängiger von einzelnen Märkten werden. „Wir müssen regional ausgeglichener werden und eine breitere Kundenbasis gewinnen“, erläutert Industrievorstand Cedrik Neike dem Handelsblatt. Siemens wolle stärker in Indien und den USA wachsen und in der Luft-, Raumfahrt- und Rüstungsindustrie Fuß fassen, statt zu sehr auf das Automatisierungsgeschäft in China und im Heimatmarkt Deutschland fokussiert zu sein.
Insgesamt laufen die Geschäfte bei Siemens aber gut: Im ersten Quartal machte der Konzern einen Gewinn von 2,1 Milliarden Euro.
Kritik von Arbeitnehmervertretern
Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn bezeichnete den Abbau als widersprüchlich zur Wachstumsstrategie des Konzerns: „Wir haben kein Verständnis für die geplanten Maßnahmen und sind angesichts der massiven geplanten Abbauzahl überrascht und verärgert.“ IG-Metall-Vize Jürgen Kerner warnte vor Vertrauensverlust unter den Beschäftigten.
Siemens betont hingegen, dass der Personalbestand durch Neueinstellungen in anderen Bereichen insgesamt stabil bleiben soll. (dpa/mv)
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