Wie können Roboter in Zeiten von Corona helfen?
Autonome Transportsysteme, Roboter, die bei der Pflege helfen, intelligente Pflegewagen – der Einsatz von Robotern im Krankenhaus und in der Pflege wird seit Jahren erforscht. In Zeiten des Infektionsgeschehens aufgrund von Covid-19 zeigen Hersteller, wo ihre autonomen Helfer sinnvoll unterstützen können.
In einem Edeka-Supermarkt im Schleswig-Holstein weist ein 1,20 Meter großer Roboter die Kunden darauf hin, die Abstandsregeln im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie einzuhalten. Während den Sicherheitskräften kaum jemand zugehört habe, seien die Leute von „Pepper“ fasziniert, wird Marktinhaber Christian Höfling in der ARD zitiert. Bringt das aktuelle Infektionsgeschehen in Deutschland helfenden Robotern den Durchbruch? Wenn man den verschiedenen Herstellern glaubt, dann schon. Die Nachfrage auf diese Produkte erlebe einen regelrechten Boom, viele Firmen entwickelten aktuell mit Hochdruck neue Roboter oder passten vorhandene Geräte an neue Anforderungen an. „Wir werden in den nächsten Wochen viele konkrete Anwendungen sehen, in denen Roboter zum Nutzen der Gesellschaft eingesetzt werden“, sagt Susanne Bieller, Generalsekretärin des Internationalen Roboterverbandes IFR. Siemens habe beispielsweise innerhalb von Wochen einen Desinfektionsroboter entwickelt.
„Die Ideen schießen gerade wie Pilze aus dem Boden. Das hat einiges mit Gründerspirit zu tun“, erklärt Patrick Schwarzkopf vom Maschinenbau-Verband VDMA.
Auch die Firma InSystems Automation hat ein fahrerloses Transportsystem entwickelt. Der „proANT S.A.S.H.A.“ – Abkürzung für „Smart Autonomous System Hospital Assistant“ – eigne sich nach Herstellerangaben für den Einsatz in der Pflege und im Krankenhaus. Gerade in der aktuellen Zeit könne der Roboter eine sinnvolle Unterstützung für das Fachpersonal sein und ihnen wiederkehrende Arbeiten problemlos abnehmen. Dazu zählen beispielsweise die Auslieferung von Essen oder Medikamenten. In der Industrie könne das autonome Transportsystem außerdem Montagearbeitsplätze mit Material beliefern. Ein Roboter reduziere hier wie gewünscht den zwischenmenschlichen Kontakt und damit auch das Infektionsrisiko.
Wie ein Sammeltaxi
S.A.S.H.A. sei so konstruiert, dass er mehrere Behälter oder Tabletts aufnehmen könne – mit einem Gesamtgewicht von 50 Kilogramm. Die Lastenaufnahme ist nach oben und unten verstellbar. Die Übergabehöhen können also an den Stationen individuell programmiert werden. Dank der Hubfunktion der Lastaufnahme ließen sich die Übergabehöhen variabel anfahren. Die Übergabe ist in mehreren Ebenen oder unterschiedlichen Höhen möglich. Dadurch kann der Roboter auf nur einer Transportfahrt mehrere Ziele anfahren und dabei unterschiedliches Material oder Essen aufnehmen. Er fungiert quasi als ein Sammeltransport, wodurch sich die Transportzeiten bei langen Wegen erheblich reduzieren ließen, so der Hersteller. Indem der Roboter den Mitarbeitern diese Wege und Arbeiten abnehme, hätten sie Zeit für andere Tätigkeiten.
Damit es zu keinen Fehlern in der Auslieferung kommt, zum Beispiel wenn Patienten auf diesem Wege Medikamente bekommen, lassen sich die autonomen Fahrzeuge mit einem RFID-Trackingsystem vernetzen und kontrollieren. Die RFID-Technologie (radio-frequency identification) macht eine genaue Lokalisierung und Identifizierung möglich dank codierter Chips. Der Roboter navigiert mithilfe eines Laserscanners und einer intelligenten Fahrzeugsteuerung. Er orientiert sich an Merkmalen in der Umgebung, kann Hindernissen ausweichen und gewährleistet damit auch die Sicherheit der sich in der Nähe befindlichen Personen. Roboteranwendungen, die spurgeführt sind oder sich anhand von Wandreflektoren orientieren, bieten diese Vorteile nicht. S.A.S.H.A. kann vollautomatisch den Transport von Medikamenten oder Essen organisieren und fungiere deshalb nach Angaben des Herstellers als eine Hilfe bei der Erledigung „nicht-wertschöpfender, repetitiver Aufgaben“. Dadurch gewänne das Krankenhaus- und Pflegepersonal wichtige Zeit für die Patienten. Im „Sidra Medical and Research Center“ in Katar wurde der Roboter bereits erfolgreich getestet. Krankenschwestern wie Ärzte hätten die Unterstützung positiv bewertet. Der Hersteller InSystems stehe aktuell mit verschiedenen deutschen Krankenhäusern in Kontakt, die sich von dem Einsatz des Roboters eine Arbeitsentlastung für die Mitarbeiter und eine Steigerung der Betreuungsqualität versprechen.
Intelligenter Pflegewagen in der Coronakrise
Schon im vergangenen Jahr stellte das Fraunhofer IPA in Zusammenarbeit mit der Firma MLR einen intelligenten Pflegewagen vor. Ihn könne die Pflegekraft per App auf dem Smartphone anfordern, statt ihn ständig vor sich her zu schieben. Der Pflegewagen navigiere selbstständig an die gewünschte Stelle, er könne festlegte Routen abfahren, sogar den Fahrstuhl benutzen und wieder an die Ladestation rollen, wenn die Akkuleistung knapp werde. Ausgestattet mit einem 3D-Sensor und einer Objekterkennungs-Software erkenne und dokumentiere er automatisch, welches Material die Pflegekraft entnommen habe. Geht ein Utensil zur Neige, fahre er automatisch zum Lager. Im Praxistest erwies sich der Prototyp ebenfalls als hilfreich, gaben die Pflegekräfte an. Die Serienreife in Zusammenarbeit mit interessierten Firmen steht noch aus.
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