Bauwirtschaft trotzt lauer Konjunktur
Das Wirtschaftswachstum in Deutschland schwächelt, doch auf der jetzt in München eröffneten Bau 2013 herrscht Zuversicht. Fachleute versichern, trotz des unter dem Konjunktureinbruch leidenden gewerblichen Baus sorgten im laufenden Jahr Wohnungsbau und öffentlicher Bau für eine Umsatzsteigerung in der Bauwirtschaft um 2 %.
Institute, Industrieverbände und die Bundesregierung rechnen in 2013 mit einer Abkühlung der deutschen Wirtschaftsleistung. Das drückt nur wenig auf die Stimmung der am 14. Januar in München eröffneten und noch bis zum 19. des Monats dauernden Messe Bau 2013.
Zwar muss der gewerbliche Bau unter den derzeitigen konjunkturellen Bedingungen Einbußen fürchten, doch nach Aussagen von Industrieverbänden dürften zumindest Wohnungsbau und öffentlicher Bau in Deutschland Boden gutmachen.
Laut Prognose des Ifo-Instituts wird im Jahr 2013 das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland gegenüber dem Vorjahr nur noch um 0,7 % wachsen. Auch andere Wirtschaftsforschungsinstitute korrigieren ihre Vorhersagen nach unten. Die Bundesregierung senkte ihre anfängliche Prognose von 1 % jetzt gar auf 0,5 % ab.
Bauwirtschaft rechnet auch im Gewerbebau mit Wachstum
Dennoch ist man am Bau optimistisch. Hans-Hartwig Loewenstein, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Bauindustrie (ZDB) rechnet mit Wachstum selbst im gewerblichen Bau, wenn diese Zunahme auch erheblich geringer ausfallen dürfe als im Wohnungsbau und im öffentlichen Bau.
Zum Thema Wirtschaftsbau, der ganz besonders von der allgemeinen Konjunktur abhängt, äußert sich Thomas Bauer, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (BDI), skeptisch: „Die jetzt bekannt gegebenen Prognosen zum Wirtschaftswachstum in Deutschland stehen unter dem Vorbehalt, dass die europäische Staatsschuldenkrise nicht aus dem Ruder läuft und dass die deutsche Wirtschaft nicht in den Abwärtsstrudel der meisten anderen Euroländer gerissen wird.“
Überdies zeigten Erfahrungen, dass bei abschwächender Konjunktur Auftraggeber im Marktsegment Wirtschaftsbau Genehmigungen auf Eis legten, warnt Bauer. Auch mit plötzlicher Stornierung von Aufträgen sei zu rechnen, wenn die Wirtschaft in Deutschland noch mehr als schon jetzt schwächeln sollte.
ZDB-Präsident Loewenstein hingegen rechnet für 2013 aus heutiger Sicht für den Wirtschaftsbau mit einer Zunahme der baugewerblichen Umsätze von immerhin 1 %.
Wohnungsbau ist Wachstumsmotor der Bauwirtschaft
Als Wachstumsmotor für das Bauhauptgewerbe sieht Loewenstein den Wohnungsbau, und zwar nicht zuletzt beflügelt durch den Geschosswohnungsbau. Dieser würde im laufenden Jahr die Zahl der fertiggestellten Wohnungen auf rund 230 000 Einheiten heben. Insgesamt erwartet der ZDB-Präsident in 2013 für den Wohnungsbau ein Umsatzplus von 3,5 %, hier vor allem aufgrund der anhaltend starken Neubautätigkeit.
Bei aller Belebung der Nachfrage im Wohnungsneubau würden dennoch die Bestandsmaßnahmen den Wohnungsbau dominieren, präzisiert Erich Gluch, Ifo-Institut, Forschungsgruppe Euroconstruct, anlässlich der Bau 2013 die positiven Prognosen am Bau. So erfordere allein der Wohnungsbestand von rund 40 Mio. Einheiten Jahr für Jahr immense Instandsetzungsarbeiten, vor allem wenn man berücksichtige, dass nahezu die Hälfte der Wohnungen zwischen 30 und 60 Jahre alt sei.
Zuversicht herrscht auch im Bereich öffentlicher Bau
Als „größten Treibsatz“ für Bauaktivitäten im Bestand nennt Gluch die Energiepreise. Diese veranlassten zahlreiche Immobilieneigentümer, in verbesserte Gebäudedämmung, neue Heizanlagen oder in Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien zu investieren wie sie derzeit die Bau 2013 präsentiert.
Zuversichtliche Stimmung auf der Messe in München signalisiert auch der öffentliche Bau. Nach Rückgängen in den Vorjahren rechnet die Baubranche in dieser Sparte für den diesjährigen Umsatz im Bauhauptgewerbe mit einem Wachstum von 1,5 %. Alleine die Investitionen in die Verkehrswege werden dieses Jahr um 600 Mio. € aufgestockt. Der BDI-Präsident: „Die Ausgaben des Bundes für Baumaßnahmen dürften im laufenden Jahr etwa wieder den Rekordwert des Jahres 2009 von 6,8 Mrd. € erreichen.“
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