Bitte nicht lachen: Im Flughafen Berlin sind die Wasserrohre zu dünn
Das auch noch: Im neuen Flughafen Berlin Brandenburg sind die Wasserrohre der Sprinkleranlage zu dünn. Der Austausch wird weitere Monate dauern. Genauso wie die Reparatur der Automatiktüren, die nicht richtig funktionieren. Ist das jetzt nur noch eine Parodie auf ein Bauwerk?
Natürlich macht jeder Fehler, auch Ingenieure. Aber die Fehlerkette beim Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg BER gleicht inzwischen einer Slapstick-Komödie und hat mit einem ernsthaften Bauwerk nichts mehr zu tun.
29.000 Sprinklerköpfe ausgetauscht
Gestern Nachmittag kam die Meldung, dass plötzlich 2 km Wasserleitungen in den Decken ausgetauscht werden müssen. Warum? Vergangenes Jahr waren 29.000 Sprinklerköpfe ausgetauscht worden. Die sind größer, lassen im Brandfall mehr Wasser durch.
Klar, dass es in Berlin keinen Ingenieur gibt, der vorher einmal die neue Wassermenge berechnet, die durch die Düsen fließen kann. Und jetzt stellt sich heraus, dass die „alten“ Wasserleitungen nicht genug Wasser herbeischaffen können. Deshalb müssen die Decken in allen Räumen noch einmal geöffnet werden, um die Sprinklerrohre auszutauschen. Ein Wahnsinn.
Auch 1.200 Automatiktüren sind defekt
Doch die Leitungen sind nur der vorläufig letzte Vorhang der Komödie. Erst vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass die Automatiktüren im Flughafen immer noch nicht richtig funktionieren. Das ist kein Randproblem, denn es gibt im gesamten Flughafen 1.200 Türen, die über Sensoren automatisch öffnen und schließen.
Das Problem ist nach Medienberichten aber schon seit 2012 bekannt. Fünf Jahre lang hat man die fehlerhafte Verkabelung und Steuerung nicht in den Griff bekommen. Inzwischen sind neue Kabel gelegt. Aber die Neueinstellung der Elektronik dauert noch mehrere Monate, da jede der 1.200 Türen einzeln geprüft und justiert werden muss.
Bosch: Zu viele Änderungswünsche des Flughafens
Die Flughafengesellschaft hat den Lieferanten der Türen und Technik mit Schadenersatzklagen gedroht. Eine der betroffenen Firmen, der Bosch-Konzern, weist jede Verantwortung zurück. Der BER habe ständig Änderungswünsche geäußert, so Bosch. „Allein im Dezember wurden uns 40 Änderungswünsche übermittelt. Und bis heute liegt uns vom Bauherren keine finale Ausführungsplanung vor“, sagte Bosch-Sprecher Christian Hoenicke der Berliner Zeitung. Flughafenchef Karsten Mühlenfeld hatte in einer Pressekonferenz öffentlich Bosch als eines der für die Türprobleme verantwortlichen Unternehmen genannt.
Schon vor einem Jahr hatte Mühlenberg Bosch und Siemens mangelndes Teamwork vorgeworfen.
Das Problem ist, dass es immer wieder neue Vorgaben des Bauherrn gibt“, so der Bosch-Sprecher. Änderungen hätten aufwendige Abstimmungen mit anderen Firmen zur Folge. „Außerdem kann man nur das ausführen, wofür man finale Vorgaben hat“, so Hoenicke in der Berliner Zeitung. Daran fehle es jedoch.
Politik wusste nichts von den massiven Problemen
Und wieder einmal war die Politik ahnungslos. Der Aufsichtsrat des Berliner Flughafens erfuhr erst im Dezember von den wahren Dimensionen der Probleme mit den Türen und der notwendigen Verschiebung des Eröffnungstermins.
Die Türen sind der Grund, warum Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller den noch für 2017 geplanten oder zumindest erhofften Eröffnungstermin abgesagt hat. Einen neuen Termin gibt es nicht. Und ob es 2018 klappt, das traut sich niemand zu sagen. SPD-Fraktionsvize Jörg Stroedter scheint schon mit 2019 zu rechnen. „Selbst der Herbst 2018 ist schwer einzuhalten“, sagte er der Berliner Morgenpost. 2019, das wäre sieben Jahre nach dem eigentlich geplanten Eröffnungstermin.
Die unendliche Geschichte des Flughafens hatte schon eine Menge spektakuläre Zwischenfälle. So drohte 2015 Einsturzgefahr, sogar über einen Abriss und Neubau wurde schon diskutiert.
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