Brandschutz in deutschen Gotteshäusern
Die Feuerkatastrophe von Paris zeigt einmal mehr, wie schnell die Natur in wenigen Stunden zerstören kann, was Menschen in Jahrhunderten aufgebaut haben. Was in Notre Dame geschehen ist, kann genauso gut in Köln, Speyer und Ulm passieren. Oder nicht?
Als Notre Dame in Flammen stand, waren die Menschen fassungslos. Dabei ist die Gefahr eines Brandes allgegenwärtig und kann insbesondere bei alter Bausubstanz verheerende Schäden anrichten. Wir haben uns einige der vielen namhaften Kathedralen und Gotteshäuser angesehen, die seit vielen Jahrhunderten in Deutschland stehen. Und uns die Frage gestellt, ob es möglich ist, dass diese Gebäude einer ähnlichen Katastrophe zum Opfer fallen wie Notre Dame de Paris.
Aachener Dom
Ein sehr hohes Brandrisiko besteht wohl für den Aachener Dom, auch Aachener Marienkirche genannt, dem bedeutendsten Wahrzeichen der gleichnamigen Stadt. Er wurde genau wie Notre Dame mit einem Dachstuhl aus Holz versehen. Die größte Sicherheit bietet im Inneren des Doms eine automatische Sprinkleranlage. Sollten an dem Bauwerk allerdings einmal Bauarbeiten fällig werden, gibt es besondere Sicherheitsmaßnahmen zu beachten. Zu diesen Schutzvorkehrungen zähle unter anderem, dass die Stromzufuhr nach Feierabend ausgeschaltet sein müsse, sagte Dombaumeister und Bauingenieur Helmut Maintz gegenüber der Rheinischen Post. Auch gelte ein striktes Rauchverbot für alle an Arbeiten am Aachener Dom beteiligten Personen.
Ulmer Münster
Das Ulmer Münster ist die größte evangelische Kirche Deutschlands und zieht mit ihrem gotischen Baustil jährlich Tausende Besucher an. Auch wenn er einen Brand wie in Paris „theoretisch immer möglich“ sei, so der Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl gegenüber den Stuttgarter Nachrichten, gebe es in Ulm doch bessere Brandschutzbedingungen. Im Gegensatz zur Notre Dame besitzt das Ulmer Münster nämlich einen Dachstuhl aus Stahl. Während im Mittelalter fast ausschließlich Holz verbaut wurde, nutzte man bei der Fertigstellung des Münsters im ausgehenden 19. Jahrhundert Stahl.
2017 erhielt das Ulmer Münster zudem eine komplett neue Sicherheitsanlage, in deren Zuge „auch die Elektroleitungen erneuert und fast alle Brandlasten weggeräumt“ wurden, so Gohl.
Kölner Dom
Die Verantwortlichen des Kölner Doms haben nach der Katastrophe von Paris bereits beschlossen, das Brandschutzkonzept noch einmal genau zu studieren. Einst bestand der Dachstuhl der Hohen Domkirche St. Petrus, wie der Kölner Dom auch heißt, ebenfalls aus Holz. Aber bereits im 19. Jahrhundert wurde ähnlich wie in Münster eine Eisenkonstruktion realisiert. Das längere Einwirken von Hitze würde diesen zwar verformen, aber nicht direkt zum Einsturz bringen. Außerdem ist der Touristenmagnet mit Löschwasserleitungen, die außen am Gebäude entlang laufen, versehen und zusätzlich durch verschiedene Brandabtrennungen geschützt. Drehleitern können im Notfall an vier verschiedenen Gebäudepunkten angebracht werden.
Sollte es am oder im Kölner Dom also zu einem Brand kommen, ist es möglich, schnell zu handeln. Einzig und allein die verschachtelte Bauweise könnte zu einer größeren Katastrophe führen. Aus diesem Grund werden alljährlich Einsatzkräfte der Feuerwehr durch das Bauwerk geführt, damit sie sich im Ernstfall darin zurechtfinden.
Berliner Dom
Die Hedwigskathedrale in Berlin ist derzeit geschlossen, da sich das Gebäude in der Sanierungs- und Umbauphase befindet. Die Bauarbeiten sollen erst im Jahr 2023 abgeschlossen und sich auf 60 Millionen Euro belaufen. Im Fokus stünden laut Stefan Förner, Pressesprecher des Berliner Doms, die Dämmung und eine Modernisierung der Brandschutzmaßnahmen.
Einst bestand das Gebälk des Berliner Doms aus Holz. Nachdem die Bausubstanz im Krieg zerstört wurde, ersetzen es die mit dem Wiederaufbau beauftragten Personen durch eine Betonkonstruktion. Dadurch wäre eine Katastrophe wie in Paris in Berlin undenkbar. Die größte Sicherheitsvorkehrung im Brandfall sei aber, die Kirche schnellstmöglich evakuieren zu können. Übungen dazu werden in regelmäßigen Abstand durchgeführt.
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