Ingenieurtechnisches Meisterwerk 03.10.2024, 08:35 Uhr

Der Kanal von Korinth: Geschichte, Technik und heutige Bedeutung

Der Kanal von Korinth verbindet seit 1893 das Festland mit der Peloponnes. Der Bau war eine ganz besondere ingenieurtechnische Herausforderung.

Kanal von Korinth

Meterhohe Felswände begrenzen rechts und links den Kanal von Korinth.

Foto: PantherMedia / javigares

Der Kanal von Korinth ist sicherlich mit dem wesentlich bekannteren Panamakanal oder auch dem Suezkanal zu vergleichen. Er zählt dennoch zu den bedeutendsten Wasserstraßen der Moderne. Mit seiner Länge von 6,34 Kilometern durchschneidet er die Landenge von Korinth und verbindet den Saronischen Golf im Osten mit dem Golf von Korinth im Westen. Diese Passage verkürzt den Seeweg um bis zu 325 Kilometer, was für viele Schiffe eine erhebliche Zeit- und Treibstoffersparnis bedeutet. Doch der Bau des Kanals war alles andere als einfach und seine Geschichte reicht weit in die Antike zurück.

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Von der Antike bis zum 19. Jahrhundert: Ein langer Traum

Bereits in der Antike wurde die Idee eines Kanals durch den Isthmus von Korinth diskutiert. Der griechische Tyrann Periander von Korinth (um 600 v. Chr.) war einer der ersten, der diese Idee aufgriff. Doch anstatt einen Kanal zu bauen, entschied man sich für eine andere Lösung: den Diolkos. Dieser gepflasterte Weg ermöglichte es, kleinere Schiffe mit Hilfe von Transportwagen über den Isthmus zu ziehen. Dieses antike „Schiffstransportsystem“ blieb jahrhundertelang in Betrieb und ersparte den Seeleuten die gefährliche Umrundung des Kap Malea.

Auch in römischer Zeit wurde die Idee eines Kanals wieder aufgegriffen. Julius Caesar, Caligula und Nero planten jeweils den Bau eines Kanals, und unter Kaiser Nero (54-68 n. Chr.) begannen sogar die ersten Bauarbeiten. Nero selbst soll den ersten Spatenstich mit einer vergoldeten Schaufel vorgenommen haben. Tausende von Arbeitern, darunter viele Sklaven, begannen mit den Ausschachtungsarbeiten. Nach Neros Tod im Jahr 68 n. Chr. wurden die Arbeiten jedoch eingestellt. Den nachfolgenden römischen Kaisern war das Projekt zu riskant und zu teuer.

Im Laufe der Jahrhunderte gab es immer wieder Überlegungen, den Kanal zu bauen. Im Mittelalter hatten vor allem die Venezianer großes Interesse an einer Durchquerung der Landenge, um den Seeweg zwischen ihren Kolonien im östlichen Mittelmeer zu verkürzen. Doch auch diese Pläne wurden nie verwirklicht.

Kanal von Korinth Karte

Der Kanal von Korinth teilt den Peleponnes auf der einen und Attica auf der anderen Seite.

Foto: PantherMedia /
Peter Hermes Furian

Der Bau des modernen Kanals im 19. Jahrhundert

Erst im 19. Jahrhundert, inmitten der Industrialisierung, wurde die Vision eines Kanals durch die Landenge von Korinth Wirklichkeit. Durch den Einsatz moderner Technologien, insbesondere der Sprengstoffe Dynamit und Sprenggelatine, war es nun möglich, den Fels durchzubrechen und den Kanal zu bauen. Der ungarische Ingenieur István Türr und sein Kollege Béla Gerster leiteten die Bauarbeiten, die Bauausführung wurde de, französischen Unternehmen Borel et compagnie übertragen. Die Arbeiten begannen 1881 und wurden zwölf Jahre später abgeschlossen, ursprünglich war die Bauzeit auf fünf Jahre ausgelegt.

Die Arbeiten waren enorm anspruchsvoll. Es musste bis zu einer Tiefe von 84 Metern durch den Fels gegraben werden, um eine ausreichende Wassertiefe für den Schiffsverkehr zu gewährleisten. Insgesamt wurden rund 10 Millionen Kubikmeter Gestein abgetragen.  Dafür wurden extra 20 km Gleise verlegt. Mit 10 Lokomotiven konnten somit täglich 3500 Kubikmeter Felstrümmer abtransportiert werden.

Originalbericht zu den Erdarbeiten

Im Zentralblatt der Bauverwaltung wurde am 14.10.1882 folgendes zu den Erdarbeiten geschrieben: „Für die Baggerung will man 30 Prahme mit je 125 m³ Tragfähigkeit und 6 Dampfschleppboote bereithalten. Die Priestmanschen Excavatoren, die bereits seit einigen Monaten in Tätigkeit sind, fordern täglich je 500 bis 600 m³ Boden zum Preise von 15 Pf. für 1 m³. Man hofft die Ausschachtungsarbeiten für einen Durchschnittspreis von 1,60 M (für 1 m³) ausführen zu können, vorausgesetzt, dass die Riesenbagger seitens der Maschinenbauanstalten mit der programmmäßigen Leistungsfähigkeit angeliefert werden.“

Nach Ende der Erdarbeiten hatte der Kanal hat eine Breite von 24,6 Metern an der Wasseroberfläche, die sich auf etwa 21 Meter am Grund verengt. Die bis zu 79 Meter hohen Steilwände, die den Kanal säumen, sind beeindruckend und verleihen der Wasserstraße ihren charakteristischen, engen Charakter.

Kanal von Korinth

Der Kanal von Korinth ist so eng, dass ihn die ganz großen Frachtschiffe nicht passieren können.

Foto: PantherMedia /
znm666

Technische Herausforderungen und besondere Konstruktionen

Der Bau des Kanals war nicht nur eine Meisterleistung in Bezug auf die Größe des Projekts, sondern auch eine Herausforderung für die Ingenieure der damaligen Zeit. Besonders innovativ waren die Konstruktionen der Brücken an den beiden Enden des Kanals. Dort befinden sich sogenannte absenkbare Brücken, die bei Bedarf ins Wasser gesenkt werden können, um Schiffe passieren zu lassen. Diese einzigartige Bauweise, bei der die Brücken regelrecht „im Wasser verschwinden“, ist bis heute eine technische Besonderheit des Kanals.

Neben diesen Absenkbrücken überqueren noch fünf weitere Brücken den Kanal, darunter auch Straßen- und Eisenbahnbrücken, die die Verbindung zwischen dem Festland und der Halbinsel Peloponnes sicherstellen.

Bau des Kanals kostete 2500 Arbeitern das Leben

Sein Bau kostete etwa 2500 Arbeiter das Leben, was größtenteils auf Unfälle durch Dynamit-Explosionen und unerwartete Einstürze zurückzuführen war. Die Versorgung mit Trinkwasser war ein größeres Problem. Das Zentralblatt der Bauverwaltung hat in dem bereits oben zitierten Artikel folgendes zu den Arbeitsbedingungen geschrieben:

„Wiewohl die Hauptarbeit den Maschinen zufällt, wird dennoch eine bedeutende Anzahl von Arbeitern erforderlich sein. Die Landschaft ist durchaus gesund, da in den heißen Sommertagen stets vom Meere her erfrischende Winde wehen. Einige Schwierigkeit könnte vielleicht die Beschaffung von Trinkwasser bereiten, mindestens für die auf den Berghöhen beschäftigten Arbeiter. Die Quellen sind dort spärlich vorhanden und für den starken Bedarf nicht ausgiebig genug, weil ihr Niederschlagsgebiet klein ist.“

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau

Wie viele Bauwerke in Europa blieb auch der Kanal von Korinth nicht von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs verschont. Im Jahr 1944 sprengten Einheiten der deutschen Wehrmacht die Brücken über den Kanal und zerstörten Teile der Steilwände, um den Kanal unpassierbar zu machen. Zudem versenkten sie Eisenbahnwaggons und Lokomotiven im Wasser, um den Wiederaufbau zu erschweren.

Nach dem Krieg begann das United States Army Corps of Engineers mit den Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten. Im November 1948 wurde der Kanal schließlich wiedereröffnet, nachdem riesige Mengen an Geröll und Gestein beseitigt worden waren.

Geologische Probleme: Erdrutsche und Felsstürze

Eine der größten Herausforderungen für den Betrieb des Kanals sind Erdrutsche und Felsstürze, die immer wieder den Schiffsverkehr lahmlegen. Bereits 1923 rutschten rund 41.000 Kubikmeter Material in den Kanal, was zu einer zweijährigen Sperrung führte, während die Räumungsarbeiten durchgeführt wurden. Auch in den letzten Jahren kam es zu mehreren Sperrungen, etwa im Februar und November 2018 sowie im Januar 2021. Jedes Mal waren umfangreiche Arbeiten notwendig, um die Wasserstraße wieder schiffbar zu machen.

Im Sommer 2022 wurde der Kanal für touristische Zwecke wieder geöffnet, bevor er für weitere Reparaturarbeiten erneut geschlossen wurde. Seit dem 1. Mai 2024 ist der Kanal nach umfangreichen Instandhaltungsarbeiten wieder in Betrieb.

Spannende Anekdoten
Der Kanal war Schauplatz mehrerer beeindruckender Aktionen. Besonders hervorzuheben ist ein Fallschirmsprung von der Eisenbahnbrücke, ebenso wie das 6 Kilometer lange Paddelrennen, das den gesamten Kanal umfasste. Auch ein Motorradfahrer wagte es, den Kanal zu überspringen! Noch weiter zurück liegt ein spektakulärer Sprung im Jahr 1910, bei dem ein französischer Fallschirmspringer aus einem Flugzeug absprang und im Kanal landete.

Der Kanal von Korinth heute: Wirtschaftliche und touristische Bedeutung

Trotz der hohen Erwartungen, die einst in den Kanal von Korinth gesetzt wurden, konnte er nie den erhofften wirtschaftlichen Erfolg erzielen. Einer der Gründe dafür ist die begrenzte Breite des Kanals, die nur kleinen Schiffen die Durchfahrt erlaubt. Mit einer maximalen Breite von 17 Metern ist der Kanal für die großen Containerschiffe von heute ungeeignet. Hinzu kommt, dass moderne Schiffe dank ihrer Motorisierung heute viel schneller unterwegs sind und die Umfahrung des Peloponnes kaum noch Zeitverlust bedeutet.

Dennoch bleibt der Kanal eine wichtige Passage, vor allem für den Tourismus. Viele Fähren und Ausflugsschiffe nutzen den Kanal, um den Passagieren ein besonderes Erlebnis zu bieten. Jährlich passieren rund 11.000 Schiffe den Kanal. Die Durchfahrtsgebühren sind vergleichsweise hoch. Für Yachten bis 9 Meter Länge beträgt die Gebühr 80 Euro, jeder weitere Meter wird zusätzlich berechnet.

Ein bleibendes Wahrzeichen der Ingenieurskunst

Der Kanal von Korinth mag heute nicht mehr die wirtschaftliche Bedeutung haben, die ihm einst zugeschrieben wurde. Er ist aber nach wie vor ein beeindruckendes technisches Denkmal und eine Sehenswürdigkeit von internationalem Rang. Mit seiner schmalen, tief eingeschnittenen Wasserstraße und den steilen Felswänden ist er ein Symbol für die Beharrlichkeit und das technische Können seiner Erbauer.

Wer den Kanal heute zu Fuß oder auf Ausflugsschiffen durchquert, kann die beeindruckende Architektur hautnah erleben. Die steilen Felswände, die den Kanal umgeben, und die Brückenkonstruktionen bieten einen faszinierenden Anblick und zeigen, welche Herausforderungen die Ingenieure im 19. Jahrhundert bewältigen mussten.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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