Energetische Sanierung – was wichtig ist
Immobilienbesitzer, die heutzutage modernisieren möchten, müssen sich fragen
Eine energetische Sanierung erfolgt am besten im Zuge eines Umbaus oder bei ohnehin notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen. „Um ein Dach abzudichten oder Risse im Außenputz zu beheben, wird ein Gerüst gestellt. Dieses kann gleichzeitig für das Anbringen einer Dämmung genutzt werden“, sagt der selbstständige Architekt und zertifizierte Energieberater Ingo Lenz. So muss der Bauherr die Kosten für das Gerüst von etwa 3000 € nur einmal zahlen.
Bestandsbauten verursachen gut dreimal höhere Kosten für Heizung und Warmwasser als Neubauten. Das jeweilige Sanierungskonzept hängt wesentlich vom Alter der Immobilie ab. Für vor 1950 errichtete Bauten sind kaum allgemeingültige Empfehlungen zu treffen, da hier der Denkmalschutz oft individuelle Kompromisse erfordert. Aus seiner Berufspraxis weiß Lenz, dass für Einfamilienhäuser je nach Baualtersklasse bestimmte Lösungen typisch sind.
Eine energetische Sanierung ist vor allem für Gebäude aus den 1950er- bis 1960er-Jahren sinnvoll
Gebäude aus den 1950er- bis 1960er-Jahren bilden mit rund 45 % nicht nur den größten Anteil des deutschen Wohnbestands, sie haben auch mit gut 255 kWh/m2a den höchsten Heizwärmebedarf. „Ausgebaute Dachräume wurden damals mit zementgebundenen Holzwolleplatten gedämmt. Diese erfüllen keineswegs die heutigen Kriterien. Ähnliches gilt für die einschaligen Massivwände“, erklärt der Energieberater. „Der Wärmedurchgangskoeffizient einer Außenwand darf aktuell höchstens 0,24 W/m²K betragen.“ Eine 16 cm starke Dämmung erzielt hier einen Wert von 0,2 W/m²K.
Etwa 60 % der Energie geht über die Außenflächen verloren. Deshalb sollten auch alte Holzfenster mit einfacher Verglasung (5,0 W/m²K) durch moderne Zweischeiben-Wärmeschutzverglasungen (1,30 W/m²K) ausgetauscht und in die Dämmebene versetzt werden. Für das Ganze sind etwa 120 €/m2 für die Dämmung und 350 €/m2 für neue Fenster einzuplanen. Unter der Annahme einer Energiepreissteigerung von 3 % pro Jahr amortisieren sich die Investitionskosten für die Fassadendämmung in etwa sechs Jahren. Eine wirtschaftlich optimale Dämmung nach der aktuellen Energieeinsparverordnung 2009 kann den durchschnittlichen Heizwärmebedarf auf rund 70 kWh/m2a reduzieren.Mit der ersten Wärmeschutzverordnung 1977 sank der durchschnittliche Heizwärmebedarf von Gebäuden auf 160 kWh/m2a, mit der letzten Novellierung 1995 auf 100 kWh/m2a. Etwa 15 % der Wohnbauten fallen in diese Ära, in der mehrschalige Wandaufbauten die Regel wurden. „Der Energieverbrauch ließe sich wirtschaftlich auf rund 65 kWh/m2a drücken. Darüber hinaus ist die Energiebereitstellung zu prüfen“, rät Ingo Lenz. „Über ineffiziente Heizungen gehen etwa 30 % Energie verloren.“ Gebäude ab 1990 werden überwiegend mit Öl und Gas beheizt. Niedertemperatur- oder Brennwertkessel leisten hier einen erheblichen Beitrag zur Reduzierung des Energieverbrauchs und der Schadstoffemissionen. Alternativ können erneuerbare Brennstoffe, zum Beispiel Holzpellets, eingesetzt werden.
Das Bundesumweltministerium fördert Pelletkessel
Die Anschaffung einer solchen Heizung (etwa 7000 € für ein Einfamilienhaus) ist zwar teurer als vergleichbare Gas- und Ölheizungen, aber im laufenden Betrieb günstiger. Sie wird außerdem vom Bundesumweltministerium bezuschusst: Für einen Pelletkessel bis 100 kW Leistung mit 36 €/kW, mindestens jedoch mit 2000 € für Kessel ohne und 2500 € für Kessel mit neuem Pufferspeicher. Eine Heizanlage amortisiert sich in etwa zwölf Jahren.
Die etwa 10 % der Bauten, die seit 2007 errichtet wurden, verfügen sowohl über eine gute Dämmung als auch eine moderne Anlagentechnik, wie Elektrodirektheizungen, Wärmepumpen oder Anlagen zur kombinierten Erzeugung von Wärme und Strom. Einsparpotenzial bietet der Stromverbrauch, der über Energiesparlampen und Geräte der Effizienzklasse A+ einfach zu reduzieren ist. Wärmeverluste können durch ein tägliches, zehnminütiges Stoßlüften bei offenen Fenstern und abgeschalteten Heizungen minimiert werden.
Energetische Sanierung sollte Fachleuten überlassen werden
„Parallel dazu ist hier der Einsatz netzgekoppelter Photovoltaik (PV) zu überlegen“, so Lenz. „Semitransparente Dünnschichtmodule erzielen bei einer optimalen Südausrichtung einen jährlichen Ertrag von etwa 40 kWh/m2, monokristalline Zellen sogar bis zu 130 kWh/m2.“ Damit können Bauherren den benötigten Strom selbst erzeugen und Überschüsse ins öffentliche Netz einspeisen – derzeit mit einer Vergütung von 5,361 Ct/kWh. Als Faustregel gilt, dass pro kW Leistung etwa 7,5 m2 Modulfläche und 3000 € benötigt werden. Die Investition in eine PV-Anlage mit einer Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren amortisiert sich meist nach 18 Jahren.
Jedes Gebäude benötigt aber ein individuelles Konzept. Wer sanieren will, sollte die Arbeit Fachleuten überlassen, um Fördermittel zu erhalten. Wer darüber hinaus neu bauen will, sollte sich auf verschärfte energetische Anforderungen einstellen: Nach der EU-Gebäuderichtlinie sind ab 2021 ausschließlich Gebäude zu errichten, die faktisch keine Energie verbrauchen.
Ein Beitrag von: