Förderung für Plus-Energie-Häuser
Ein neues Förderprogramm des Bundesbauministeriums unterstützt Bauherren bei der Errichtung von Plus-Energie-Häusern. Dafür stehen bis Ende des Jahres zunächst rund 1,2 Mio. € bereit. Initiative ist gefragt, um die Investitions- und Betriebskosten von Anfang an zu begrenzen.
Als neuen Beitrag zum Erreichen der energie- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung und zur zukunftsträchtigen Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland legt das Ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) ein Förderprogramm für Modellhäuser auf. Diese müssen den sogenannten „Plus-Energie-Standard“ erfüllen, also deutlich mehr Energie produzieren, als für ihren Betrieb notwendig ist. Der Überschuss soll der Elektromobilität zugute kommen, um möglichst viele Aspekte des täglichen Lebens umweltfreundlich zu gestalten.
Die Vorzeigeobjekte sollen begleitet von Forschungsinstituten 24 Monate einer Evaluation unterzogen werden. Dabei werden Wirtschaftlichkeit, Energiebilanz im laufenden Betrieb und Nachhaltigkeit untersucht. Ziel ist es, die reale Energiebilanz sowie das -management moderner Gebäude zu verbessern. Die Resultate sollen helfen, die für eine energieeffiziente Gebäudehülle und die Nutzung erneuerbarer Energien notwendigen Technologien und Materialien weiter zu entwickeln und schneller in der Praxis einzusetzen. Vakuumdämmelemente, hoch dämmende Fenster und Latentwärmespeicher sind Beispiele für solche Innovationen.
Programm für Plus-Energie-Häuser fördert Ein-, Zwei-, Reihen- und Mehrfamilienhäuser
Die neue Fördermaßnahme des BMVBS richtet sich an Bauherren, die Wohngebäude in Deutschland errichten. Förderfähig sind Ein-, Zwei- Reihen- und Mehrfamilienhäuser, die hocheffiziente Gebäudetechnik einsetzen, etwa (A++)-Haushaltsgeräte oder intelligente Energiezähler. Außerdem sollen sie möglichst auch externe Verbraucher bedienen können. Das Programm startete am 18. August. Die Zuwendungsanträge sind beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung in Bonn einzureichen. Die Forschungsberichte werden veröffentlicht.
„Planer und Bauherren erzielen die besten Resultate, wenn sie sich bereits in den frühen Planungsphasen mit den energetischen Anforderungen an Gebäude und ihre Technik auseinandersetzen“, weiß Ingenieur Hannes Guddat, Geschäftsführer von soap – sustainability office for architectural projects. „Der Trend im Baubereich geht klar zu Passiv- und Nullenergiehäusern. Plus-Energie-Gebäude eröffnen hier in Konsequenz viele weitere Potenziale.“ Die inzwischen verschärfte EU-Gebäuderichtlinie trägt zu dieser Entwicklung maßgeblich bei: Ab 2021 sollen ausschließlich Gebäude errichtet werden, die faktisch keine Energie verbrauchen („Niedrigstenergiegebäude“), ab 2019 soll dies für öffentliche Gebäude gelten.
Plus-Energie-Häuser: Eigenverbrauch und Einspeisung werden vergütet
„Wenn Bauherren jetzt für Plus-Energie-Häuser 10 % bis 20 % mehr als bei einem konventionellen Neubau in die Hand nehmen, können sie nicht nur ihre Energiekosten auf Null senken. Sie erhalten eine Vergütung für ihren Eigenverbrauch (derzeit bis zu 12,36 ct/kW) und für die Einspeisung des erzeugten Stroms ins öffentliche Netz (aktuell bis zu 28,74 ct/kWh) – abhängig von Größe, Technologie und Grad der Eigenbedarfsdeckung durch die Erzeugung“, erklärt der Experte. „Durch die geschickte Kombination mehrerer Förderprogramme kann bereits bei der Errichtung eines Plus-Energie-Hauses die Fremdfinanzierung bei über 100 000 € liegen.“
Neben der planerischen Nachweisführung für diesen Standard fördert das BMVBS die Planung und den Einbau von Messtechnik, die Durchführung, Dokumentation und Auswertung der Messungen, die Prüfung des Technikkonzepts und gewährt eine anteilige Risikoübernahme beim Einsatz von neuen Technologien. Der Zuschuss beträgt maximal 70 000 €.
In die Subvention können unter anderem folgende Techniken eingeschlossen werden: Innovative Wärmeschutzsysteme für opake Fassaden mit einem mittleren U-Wert von kleiner 0,08 W/m2K, Kleinstwindkraftanlagen und elektrische Pufferspeicher. Die Zuwendung beträgt hier 20 % der Investitionskosten, jedoch höchstens 300 €/m2 Wohnfläche. „Dies schafft Flexibilität, um sowohl auf die Gegebenheiten vor Ort als auch auf die individuellen Wünsche des Bauherren eingehen zu können“, so Guddat. „Es nützt nichts, einseitig Technologien zu fördern, wenn sie im Einzelfall nicht anwendbar oder unwirtschaftlich sind.“
Förderung für Plus-Energie-Häuser setzt Forschungsinitiative „Zukunft Bau“ fort
Mit dem neuen Förderprogramm führt das BMVBS seine im Juni 2006 begonnene Forschungsinitiative „Zukunft Bau“ fort. Diese soll auch dazu beitragen, dass energieoptimierte Bauten wie Null- und Plus-Energie-Häuser mittelfristig zu attraktiven Preisen zu errichten sind.
Ein weiteres Vorhaben des BMVBS ist das im Bau befindliche Plus-Energie-Haus mit Elektromobilität in Berlin. Um das Haus unter realen Bedingungen zu prüfen, wird eine Familie mit zwei Kindern gesucht, die ab März 2012 für 15 Monate Haus und Elektrofahrzeuge auf Alltagstauglichkeit testet. Die Bewerbungsfrist endet am 15. Oktober, die Auswahl der Familie wird im Dezember bekannt gegeben.
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