Gerüstfrei sanieren: MAXX bringt Robotertechnik an die Fassade
MAXX ermöglicht eine teilweise automatisierte, gerüstfreie Fassadensanierung – eine neue Perspektive für energieeffiziente Sanierungen.

So sieht es heute aus, wenn eine Fassade saniert wird. Mit MAXX ist eine gerüstfreie und teilweise automatisierte Sanierung möglich.
Foto: PantherMedia / Knut_Wiarda
Das MAXX-System setzt auf Robotertechnik und 5G-Kommunikation mit einem Kran. So wird die Sanierung schneller, sicherer und unabhängiger von Fachkräften. Das System reduziert Planungsaufwand und verbessert die Nachhaltigkeit im Bauwesen. Es entstand aus einer Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung. Zu den Partnern gehören unter anderem das Center Construction Robotics der RWTH Aachen, die KUKA AG, die Fundermax GmbH sowie der Kranhersteller Jekko Srl. Maxx wurde ganz aktuell mit dem bauma Innovationspreis im Bereich Forschung ausgezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
- Warum Sanierungen heute nicht schnell genug vorangehen
- Sanierungsstau durch körperliche Belastung und Fachkräftemangel
- (Teil)-automatisierte Montage von Fassadenelementen
- So funktioniert die Montage
- Keine Gerüste, keine Planungsdaten, keine komplizierte Software
- System soll auf andere Sanierungstätigkeiten ausgeweitet werden
Warum Sanierungen heute nicht schnell genug vorangehen
Nur rund 1 % der bestehenden Gebäude in Europa werden jährlich energieeffizient saniert. Dabei verursacht dieser Bereich rund 48 % des gesamten Energieverbrauchs und rund 35 % der CO₂-Emissionen. Diese Zahlen machen deutlich: Ohne eine deutliche Steigerung der Sanierungsquote lassen sich die Klimaziele des European Green Deal bis 2050 nicht erreichen.
Ein weiteres Problem: In Deutschland entfallen bereits heute rund 80 % aller Bautätigkeiten auf den Bestand. Und das Potenzial ist groß: Bis 2030 wird ein Marktvolumen von über 400 Milliarden Euro allein für die Sanierung von Gebäudehüllen erwartet. Doch die Realität sieht anders aus – vor allem in Städten.
Sanierungsstau durch körperliche Belastung und Fachkräftemangel
Die Arbeit an Fassaden ist nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch gefährlich. Gleichzeitig mangelt es an Nachwuchs. Die Zahl der Renteneintritte liegt deutlich über der der neuen Auszubildenden. Das sorgt für Engpässe und verhindert Fortschritte. Besonders in dicht bebauten Innenstädten erschweren beengte Platzverhältnisse, Lärm und aufwändige Gerüstmontagen die Sanierung zusätzlich.
Deshalb braucht es neue Wege, die Gebäudehüllen schneller, sicherer und für Fachkräfte attraktiver zu sanieren. Genau hier setzt das neue System MAXX an.
(Teil)-automatisierte Montage von Fassadenelementen
Das „Mobile Assembly X-System“, kurz MAXX, wurde als Antwort auf diese Herausforderungen entwickelt. Das System erlaubt eine (teil-)automatisierte Montage von Fassadenelementen – komplett ohne Gerüst. Für diesen Ansatz wurde es auf der bauma mit dem Innovationspreis ausgezeichnet.
MAXX besteht aus mehreren miteinander vernetzten Komponenten. Eine Hebebühne, geführt von einem mobilen Kran, bewegt sich entlang der Gebäudefassade. Ein Greifmechanismus sorgt dafür, dass die Plattform auch bei Wind sicher positioniert bleibt. An Bord ist ein Roboterarm der Firma KUKA, der Fassadenplatten aufnimmt, präzise positioniert und montiert.
So funktioniert die Montage
Die Fassadenplatten werden in einem integrierten Magazin transportiert. Der Roboter erkennt mithilfe optischer Sensoren Größe, Fugenbreite und Position. Die erste Plattenreihe montiert ein erfahrener Vorarbeiter noch per Hand. Der Roboter lernt dabei direkt mit – nach dem Prinzip „Programmieren durch Vormachen“. Anschließend übernimmt er eigenständig die weitere Montage.
Ein technisches Highlight: Roboter und Kran kommunizieren direkt miteinander – über ein 5G-Netzwerk. Sobald eine Fassadenreihe montiert ist, fordert der Roboter den Kran auf, die Plattform in Position für die nächste Reihe zu bringen. Der Mensch greift nur noch in die Qualitäts- und Sicherheitskontrolle ein.
„Der MAXX-Bediener kann sich somit voll und ganz auf Qualitäts- und Sicherheitskontrollen konzentrieren, wie z. B. sicherzustellen, dass die Fundermax-Platten korrekt in die Plattform eingesetzt wurden, bevor MAXX gestartet wird,“ erläutert das Forschungsteam
Keine Gerüste, keine Planungsdaten, keine komplizierte Software
Ein großer Vorteil von MAXX: Das System benötigt weder digitale Gebäudemodelle noch komplexe Pfadplanung für den Roboter. Es passt sich direkt an die jeweilige Fassadenstruktur an. Das reduziert den Planungsaufwand und spart Zeit.
Die Lösung lässt sich flexibel an verschiedenen Gebäudetypen einsetzen – unabhängig von Höhe, Fassadenstruktur oder Baujahr. Damit werden Sanierungen deutlich effizienter. Gleichzeitig reduziert MAXX Lärm, Verkehrsbelastung und Gefahren auf der Baustelle.
System soll auf andere Sanierungstätigkeiten ausgeweitet werden
Das Ziel: Bestehende Gebäude erhalten, statt sie abzureißen. Die Bauwirtschaft soll stärker auf Kreislaufprozesse setzen. Mit MAXX wird laut Forschungsteam genau das möglich. Der automatische Ablauf erleichtert die Arbeit, schont die Gesundheit und steigert die Qualität.
MAXX unterstützt den Trend zur industriellen Vorfertigung und modularen Bauweise. Auch andere Sanierungstätigkeiten sollen zukünftig über das System durchgeführt werden können – etwa Dämmarbeiten, Malerarbeiten oder der Austausch von Fenstern. Dafür lassen sich die Werkzeuge und Module einfach austauschen.
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