Eingestürztes Hochhaus in Miami gesprengt: Ingenieurbericht wies früh auf Mängel hin
Im Surfside nahe Miami Beach ist ein Hochhaus mit 12 Stockwerken teilweise eingestürzt. Mehrere Menschen starben, 120 werden vermisst. Nach Hinweisen auf die Ursache, wurde das restliche Gebäude früher gesprengt als geplant.
Die Bilder vom Unglücksort sind erschütternd: Im US-Bundesstaat Florida ist ein Hochhaus nahe Miami Beach eingestürzt. Fotos zeigen, dass der Ostflügel des 12-stöckigen Gebäudes komplett in sich zusammengefallen ist.
Die Zahl der Todesopfer hat sich inzwischen erhöht: Mindestens 24 Menschen starben bei dem Unglück. Zahlreiche weitere sollen verletzt worden sein. Und etwa 120 Menschen gelten noch immer als vermisst. Die Suche nach weiteren Todesopfern und Überlebenden wurde allerdings unterbrochen, denn am Sonntagabend gegen 22.30 Uhr (Ortszeit) wurden die restlichen Gebäudeteile gesprengt. Wenige Sekunden nach den ersten Explosionen fiel das Hochhaus Champlain Towers South völlig in sich zusammen. So paradox es klingt: Durch die Abrissarbeiten erhoffen sich die Retter Überlebende zu finden. Eine Garage soll durch die Sprengung freigelegt werden, wo sich vermutlich noch Menschen aufhalten. Techniker bohrten dafür Löcher in den Gebäuderest und platzierten Sprengstoffladungen.
„Wenn das Gebäude abgerissen ist und sobald das Gelände als sicher eingestuft wurde, werden unsere Helfer Ort wieder ihre Arbeit aufnehmen“, sagte die Bürgermeisterin des Bezirks Miami-Dade, Daniella Levine Cava.
Die Suche nach Überlebenden ist aber nicht der einzige Grund für die Sprengung. Der Abriss erfolgte auch wegen der nahenden Ausläufer des Tropensturms „Elsa“. Wetterprognosen zufolge könnten ab Montagabend heftige Windböen und starker Regen über die Region fegen.
„Das ist eine furchtbare Katastrophe, in den USA fallen Gebäude doch nicht einfach in sich zusammen“, hatte der Bürgermeister von Surfside, Charles W. Burkett, am Tag nach dem Einsturz gegenüber US-Medien gesagt.
Und in der Tat: Womöglich hätte das Unglück vermieden werden können, denn ein Ingenieurbüro hatte bereits 2018 auf Mängel hingewiesen.
Tatsächlich ist die Ursache für den Einsturz noch nicht geklärt. Doch es gibt erste Hinweise darauf, was mit dem Gebäude nicht in Ordnung war: Sie gehen aus einem Ingenieursbericht hervor, den die Behörden von Surfside jetzt veröffentlicht haben. Demnach hatten Ingenieure schon vor Jahren schwerwiegende Mängel an dem Bau festgestellt. Es gebe „strukturelle Schäden“ in der Konstruktion, heißt es in dem Bericht von 2018.
Hochhaus-Einsturz bei Miami: Mängel am Bau
Die Ingenieure und Ingenieurinnen bemängeln unter anderem den Zustand einiger Balkone: An der Betonoberfläche gab es demnach deutliche Risse, durch zum Beispiel Wasser eindringen könne. Bilder im Bericht zeigen die Schadstellen, die Balkone müssten repariert werden, heißt es weiter. Fast die Hälfte aller Balkone wiesen laut dem Bericht solche Beschädigungen auf. Es gebe Hinweise darauf, dass sich unterhalb der Oberfläche – viele Bewohner hatten den Boden mit Kacheln versehen – Wasser angesammelt habe.
Die Rede ist außerdem von Problemen mit einer Betondecke unter dem Poolbereich des Hochhauses sowie von bröckelndem Material an Trägern, Säulen und an den Wänden der Tiefgarage. Die Konstruktion einer Stahlbetonplatte sei überdies nicht geeignet, Wasser abfließen zu lassen, heißt es in dem Report. Zudem gebe es kleinere Risse im Bereich des Pooldecks; die Ingenieursfirma empfiehlt in ihrem Bericht, die Lücken mit Polyurethan abzudichten.
Berichten zufolge soll es bereits Pläne für Reparaturarbeiten mit Kosten in Millionenhöhe gegeben haben. Zum Zeitpunkt des Einsturzes fanden Arbeiten am Dach des Hochhauses statt – die strukturellen Mängel waren aber noch nicht behoben worden. Laut dem US-Rundfunksender National Public Radio (NPR) soll ein städtischer Prüfer den Bewohnern trotz des Ingenieursberichts gesagt haben, das Haus sei in einem guten Zustand. Derweil untersuchen Ermittler der US-Bundesbehörde NIST (National Institute of Standards and Technology) das Gebäude, um die Ursache für den Einsturz zu klären. Das NIST war unter anderem an den Ermittlungen nach dem Einsturz des World Trade Centers 2001 beteiligt.
Die Bauvorschriften im Bundesstaat Florida gelten in den USA eigentlich als besonders strikt. In Deutschland ist ein solcher Fall nach Experteneinschätzung sehr unwahrscheinlich. “Bei einer gewissenhaften Planung und überwachten Ausführung des Bauwerks ist der Einsturz eines solchen Gebäudes in Deutschland nicht vorstellbar”, sagt etwa Heinrich Bökamp, Präsident der Ingenieurkammer-Bau NRW, gegenüber ingenieur.de.
Hochhaus in Miami stürzt ein: Bewohner werden im Schlaf überrascht
Der Vorfall passierte vergangene Woche in der Nacht zu Donnerstag gegen 1.20 Uhr (lokale Zeit). Bewohner und Anwohner wurden im Schlaf von dem Hochhaus-Unglück überrascht. Der lokale Sender NBC 6 South Florida veröffentlichte ein Video, das Feuerwehrleute zeigt, die einen Jungen lebend aus den Trümmern retten. Ein Anwohner hatte den Jungen offenbar zuvor entdeckt. Gegenüber dem Sender CNN sagte er, er habe kurz nach dem Einsturz die zappelnden Finger eines Kindes aus den Trümmern ragen sehen und sich sofort an die Rettungskräfte gewandt.
Dramatische Rettung nach Hochhaus-Einsturz in Miami
Gegen 1.30 Uhr sei er mit seinem Hund spazieren gegangen, als er gespürt habe, wie der Boden bebte. Dann habe er Staub- und Schuttwolken gesehen. Er und ein anderer Mann seien zur Rückseite des Gebäudes gegangen, als er das Kind schreien gehört und die Finger des Jungen gesehen habe.
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MBPD and @MiamiBeachFire are assisting the Town of Surfside at a partial building collapse located at 8777 Collins Avenue in Surfside, Florida. Multiple police and fire agencies from across Miami-Dade are assisting. Please follow @MiamiDadeFire for updated information. pic.twitter.com/8tORIfZfjY
— Miami Beach Police (@MiamiBeachPD) June 24, 2021
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Champlain Towers South: Luxuriöser Komplex in Miami
Bei dem eingestürzten Hochhaus handelt es sich um einen Block des Champlain Towers South – einer von drei Türmen des luxuriösen Wohnkomplexes direkt am Meer in Surfside. In den Champlain Towers befinden sich 130 Wohneinheiten, die meisten sind Eigentumswohnungen, die Zugang zu einem Pooldeck haben. Da sich der Einsturz um Ortszeit 1:20 Uhr nachts ereignete, befanden sich die meisten Bewohner in ihren Wohnungen. Der gesamte Komplex erhebt sich auf zwölf Stockwerken. Das Bauwerk stammt aus den frühen 80er Jahren.
Nach dem Brand: So sieht Notre Dame heute aus
- Fertigstellung des Baus 1981
- 136 Eigentumswohnungen auf 12 Stockwerke
- Drei Wohntürme
- Lage direkt am Meer in Surfside ( 8777 Collins Avenue)
- Offene Grundrisse mit Blick auf den Atlantik
- Tiefe Balkone, hohe Glasfronten
- Direkter Zugang zum Strand
- Von den Champlain Towers South sind es mit dem Auto gute 15 Minuten bis zum South Beach
- 30 Minuten bis zum Flughafen Miami
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