Hoover Dam: Gigantische Staumauer in der Wüste
Der Hoover Dam bändigt den Colorado River und liefert Strom für Millionen. Erfahren Sie mehr über Geschichte, Technik und Folgen dieses Mega-Bauwerks.
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Für den Hoover Dam wurden 2,5 Millionen Tonnen Beton verbaut, er wiegt 6,6 Millionen Tonnen.
Foto: PantherMedia / sepavone
Am 30. September 1935 stand US-Präsident Franklin D. Roosevelt sprachlos vor einem der größten Bauwerke seiner Zeit: der Hoover-Staumauer. In nur vier Jahren hatten Tausende von Arbeiterinnen und Arbeitern eine Talsperre aus 2,6 Millionen Kubikmetern Beton errichtet, um den Colorado River zu bändigen. Die Mauer, mit einer Kronenlänge von knapp 380 Metern und einer Höhe von 221 Metern, schuf den größten Stausee der USA: den Lake Mead.
Doch hinter dem monumentalen Bauwerk verbargen sich nicht nur technische Meisterleistungen, sondern auch harte Arbeitsbedingungen, geopolitische Interessen und ökologische Herausforderungen, die bis heute nachwirken.
Inhaltsverzeichnis
Die Idee hinter dem Mega-Projekt
Der Hoover Dam wurde nicht nur errichtet, um Wasser für die Landwirtschaft bereitzustellen, sondern auch um elektrische Energie zu erzeugen und verheerende Hochwasser zu verhindern. Der Colorado River hatte immer wieder Regionen im Westen der USA überschwemmt oder in langanhaltenden Dürreperioden versiegen lassen. Die US-Regierung suchte eine Lösung, um diesen unberechenbaren Fluss zu kontrollieren.
Bereits in den 1920er-Jahren hatte der damalige Handelsminister Herbert Hoover die Idee eines Staudamms im Boulder Canyon vorangetrieben. Später wurde entschieden, das Bauwerk im Black Canyon zu errichten, da dort bessere geologische Bedingungen herrschten.
Mehrere Jahre der Planung
Die Planungen nahmen mehrere Jahre in Anspruch, bis 1931 der Bau startete. Zu dieser Zeit befanden sich die USA mitten in der Weltwirtschaftskrise. Der Bau des Damms wurde zu einem der wichtigsten Infrastrukturprojekte des „New Deal“, mit dem Präsident Roosevelt die Wirtschaft ankurbeln und Arbeitsplätze schaffen wollte.
Da eine massive Betonwand dieser Größe nur sehr langsam aushärten würde, wurde sie in trapezförmige Betonblöcke von jeweils 1,50 Metern Höhe unterteilt. Jedes dieser Segmente wurde mit einem hochmodernen Rohrsystem ausgestattet, durch das eiskaltes Wasser floss. Dadurch wurde die entstehende Hydratationswärme abgeführt und der Aushärtungsprozess erheblich beschleunigt. Ohne diese Methode würde der Beton noch heute nicht vollständig ausgehärtet sein.
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Die Staumauer ist 221 Meter hoch. Oben ist sie 379 Meter und unten 201 Meter breit.
Foto: PantherMedia /
Jesse Kraft
Der Bau unter extremen Bedingungen
Der Bau der Staumauer war ein Wettlauf gegen die Zeit und die Natur. Die Temperaturen im Sommer erreichten oft 50 °C, was die Arbeit in der staubigen, felsigen Landschaft zu einer lebensgefährlichen Herausforderung machte. Schutzkleidung oder moderne Sicherheitsmaßnahmen gab es kaum.
Viele der rund 21.000 Arbeiter litten unter der Hitze und dem hohen Risiko von Unfällen. Mindestens 96 Menschen starben offiziell durch Arbeitsunfälle, doch inoffiziell war die Zahl weitaus höher. Weitere Todesfälle wurden durch Hitzeerschöpfung, Infektionen und giftige Dämpfe verursacht.
Gefährliche Arbeit in drei Schichten
Die Arbeiter waren in drei Schichten tätig, sodass die Baustelle rund um die Uhr in Betrieb blieb. Um den Colorado River für die Bauarbeiten trockenzulegen, mussten vier riesige Umleitungstunnel gegraben werden, die jeweils 17 Meter Durchmesser hatten und insgesamt 1.200 Meter lang waren.
Die Tunnelarbeiten waren gefährlich: Der Sprengstoffgebrauch verursachte immer wieder Einstürze, giftige Abgase der Fahrzeuge blieben in den engen Gängen gefangen, was viele Arbeiter das Leben kostete. Besonders in den Sommermonaten gab es täglich Hitzschläge, und manche starben, weil sie keine ausreichende Wasser- und Nahrungsvorräte hatten. Gewerkschaftliche Organisierung wurde strikt unterdrückt, Streiks endeten meist mit der Entlassung der Beteiligten.
Betontrocknung als Herausforderung
Nach der erfolgreichen Umleitung des Flusses begann der eigentliche Bau der Staumauer. Die Ingenieurinnen und Ingenieure entschieden sich für eine Bogengewichtsmauer, die das Gewicht des Wassers teilweise in die Felswände des Canyons ableiten sollte.
Da eine massive Betonwand dieser Größe nur sehr langsam aushärten würde, wurde sie in trapezförmige Betonblöcke von jeweils 1,50 Metern Höhe unterteilt. Jedes dieser Segmente wurde mit einem hochmodernen Rohrsystem ausgestattet, durch das eiskaltes Wasser floss. Dadurch wurde die entstehende Hydratationswärme abgeführt und der Aushärtungsprozess erheblich beschleunigt. Ohne diese Methode würde der Beton noch heute nicht vollständig ausgehärtet sein.
Die harte Arbeit zahlte sich aus: Der Hoover Dam wurde ein Jahr früher fertig als geplant. Bereits im Oktober 1936 lieferte der erste Generator elektrische Energie. Nach und nach gingen weitere Turbinen in Betrieb, bis das Wasserkraftwerk 1961 seine volle Kapazität erreichte.
Wichtige technische Daten des Hoover Dams | |
Merkmal | Wert |
Standort | Grenze zwischen Nevada und Arizona |
Bauzeit | 1931–1935 |
Höhe der Staumauer | 221 m |
Kronenlänge | 379 m |
Sohlbreite | 201 m |
Kronenbreite | 14 m |
Betonvolumen | 2,6 Mio. m³ |
Gewicht der Staumauer | ca. 6,6 Mio. Tonnen |
Stausee | Lake Mead |
Stauseevolumen | ca. 35 Mrd. m³ |
Maximale Wassertiefe | ca. 180 m |
Anzahl der Turbinen | 17 |
Installierte Leistung | ca. 2.080 MW |
Jährliche Stromproduktion | ca. 4 TWh |
Hauptnutzungen | Hochwasserschutz, Wasserversorgung, Stromerzeugung |
Auswirkungen auf Wirtschaft und Umwelt
Die Auswirkungen des Hoover Dam waren enorm. Einerseits ermöglichte er den wirtschaftlichen Aufschwung in Regionen wie Las Vegas und Südkalifornien. Die mit Wasserkraft erzeugte Elektrizität versorgte Millionen Haushalte und finanzierte den Damm durch den Verkauf der Energie. Andererseits sorgte die regulierte Wasserverteilung für eine stabile Landwirtschaft in der Region.
Allerdings hatte das Projekt auch Schattenseiten. Die Umleitung des Colorado River veränderte das Ökosystem erheblich. Der Fluss verlor durch den Stausee seine natürliche Dynamik. Feinsedimente, die normalerweise mit dem Fluss transportiert wurden, setzten sich nun im Lake Mead ab. Dadurch veränderte sich die Wasserqualität flussabwärts, was das Ökosystem nachhaltig beeinflusste. Mehrere heimische Fischarten sind seitdem vom Aussterben bedroht.
Darüber hinaus schrumpft der Lake Mead seit Jahren durch steigenden Wasserverbrauch und den Klimawandel. Der Wasserspiegel liegt heute deutlich unter dem historischen Durchschnitt, was die Wasserversorgung von Millionen Menschen in den USA und Mexiko bedroht.
Politische Debatten um den Namen
Der Name des Hoover Dam war lange umstritten. Ursprünglich war geplant, das Bauwerk „Boulder Dam“ zu nennen, da der erste Standort im Boulder Canyon lag. Während der Bauphase wurde das Projekt jedoch 1930 von Innenminister Ray Lyman Wilbur offiziell nach Herbert Hoover benannt. Dies sollte seine Rolle bei der Initiierung des Projekts würdigen und seine Chancen auf eine Wiederwahl als Präsident erhöhen.
Nach Hoovers Abwahl 1932 sorgte sein Nachfolger Franklin D. Roosevelt dafür, dass die Staumauer wieder als „Boulder Dam“ bezeichnet wurde. Diese Entscheidung war jedoch nie gesetzlich verankert, sodass in den folgenden Jahren beide Bezeichnungen in Umlauf blieben. Erst 1947 verabschiedete der US-Kongress ein Gesetz zur offiziellen Umbenennung in „Hoover Dam“. Präsident Harry S. Truman unterzeichnete das Gesetz am 30. April 1947, womit der Name endgültig festgelegt wurde.
Ein technisches Denkmal
Trotz aller Herausforderungen bleibt der Hoover Dam eines der herausragendsten Ingenieursbauwerke der Geschichte. 1984 wurde er von der American Society of Civil Engineers in die Liste der historischen Wahrzeichen der US-Ingenieurskunst aufgenommen. Ein Jahr später erhielt er den Status eines National Historic Landmarks. Jährlich besuchen Millionen Menschen die Anlage, die sowohl als technisches Denkmal als auch als Mahnmal für die Eingriffe des Menschen in die Natur dient.
Neben seiner historischen und technischen Bedeutung ist der Hoover Dam heute ein beliebtes Touristenziel. Besucherinnen und Besucher können das Kraftwerk besichtigen, die riesigen Turbinen bestaunen oder auf der Mauerkrone spazieren. Auch die umliegende Landschaft des Black Canyon und der Lake Mead National Recreation Area ziehen viele Menschen an.
Zugleich bleibt der Damm ein Symbol für die Herausforderungen der modernen Wasser- und Energiepolitik. Die Region um den Colorado River steht vor einer ungewissen Zukunft, da der Klimawandel und wachsende Wasseransprüche die Nutzung des Flusses zunehmend erschweren.
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