Immer mehr Hausbesitzer dämmen mit Hanf oder Flachs
Natürliche Dämmstoffe wie Hanf, Flachs oder Seegras setzen sich am Markt immer mehr durch. Als umweltfreundliche Alternative bieten sie zahlreiche Vorteile wie optimale Schalldämpfung, Wärmeregulierung und energiearme Herstellung. Für die Markteinführung von Dämmplatten aus Hanf gab es jetzt auch den Deutschen Umweltpreis.
Immer mehr Hausbesitzer verwenden zum Dämmen ihrer Decken, Wände und Böden Stoffe aus nachwachsenden Pflanzen wie Hanf, Flachs oder Seegras. Inzwischen gibt es Dämmmaterial als Matten, Rollen und losem Material in verschiedenen Ausführungen und sie bieten damit eine umweltfreundliche Alternative zur Mineraldämmwolle.
Die Eigenschaften der Pflanzen sind gut geeignet, um sie beim Hausbau oder bei der Renovierung als Dämmstoff zu verwenden. Eine angenehme Verarbeitung sowie ein geringer Energiebedarf bei der Herstellung machen Hanf, Flachs, Seegras interessant. Außerdem ist deren Entsorgung meist einfacher.
Hanfdämmung für ein gesundes Raumklima
Dämmstoffe aus Hanf bieten den Vorteil, dass sie einfach zu verarbeiten sind. Sie werden aus den Fasern und dem Stroh der Pflanze zu Matten, Mörtel oder Stroh verarbeitet, um Wände, Dächer und Böden zu dämmen. Produktionsreste können zudem noch als sogenannte Schüttdämmstoffe verwendet werden. Da die Pflanze sehr robust ist, kann beim Anbau auf Pflanzen- und Insektenschutzmittel verzichtet werden.
Da die Fasern des Hanfs über offenporige Strukturen verfügen, kann das Material Feuchtigkeit gut aufnehmen und während des Trockenvorganges wieder abgeben. Dadurch entsteht ein gesundes Raumklima. „Der Sanierer hat es hier mit einem Wohlfühl-Dämmstoff zu tun“, erklärt Andreas Skrypietz, Projektleiter der Klimaschutz- und Informationskampagne „Haus sanieren – profitieren“ der Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Hanf wandelt Schall in Wärme um
Hanf und Flachs können die Wärme im Haus gut halten, da es recht lange dauert, bis die im Material gespeicherte Wärme weitergegeben wird. Im Sommer hat dies den Vorteil, dass die Räume vor Überhitzung geschützt werden können. Außerdem sind Hanf und Flachs auch gute Schalldämpfer. Sie nehmen die Schwingungen des Schalls zwar gut auf, reichen sie jedoch nicht weiter sondern wandeln den Schall in den Fasern der Pflanze in Wärme um.
Es besteht keine Gefahr, dass sich Schädlinge in der Dämmung einnisten, da Hanf naturgemäß resistent ist und keine wertvollen Nährstoffe besitzt, die den Tieren einen Futteranreiz bieten würden.
Herstellung ist umwelt- und klimaschonend
Bei der Herstellung von Dämmstoffen aus Hanf, Flachs oder Seegras wird etwa zehn Mal weniger Energie benötigt, als bei der Produktion von Dämmstoffen aus Mineralwolle. Damit ist Dämmmaterial aus Pflanzen besonders umwelt- und klimaschonend. Hanf lässt sich angenehm verarbeiten, da es äußerst staubarm und damit auch hautverträglich ist.
Seegras benötigt weder Anbauflächen noch Dünger
Seegräser – auch als Neptunbälle bekannt – werden ebenso für die Dämmung von Dächern, Decken und Wänden verwendet. Dafür wird das Fasermaterial gereinigt und zerkleinert, bevor es als Dämmstoff eingesetzt wird. „Der natürliche Borsalzgehalt sorgt für einen chemiefreien Einsatz und führt dazu, dass das Material nicht schimmelt und sehr haltbar ist“, erklärt Christian Silberhorn vom Norddeutschen Zentrum für Nachhaltiges Bauen. Hinzu kommt, dass Seegras nicht angebaut werden muss, sondern einfach nur gesammelt wird. Anbauflächen, Dünger und Frischwasser werden nicht benötigt.
Die pflanzlichen Dämmstoffe sind somit rundum eine umweltfreundliche Alternative zur Mineraldämmwolle. Mineralwolle besteht hauptsächlich aus mineralischen Rohstoffen wie Stein und Quarzsand aus heimischen Regionen. Diese werden in einem industriellen Prozess aufbereitet. Hinzu kommen Bindemittel und Öl sowie wasserabweisende Stoffe. Endprodukt sind verschiedene Arten von Mineralwolle.
Deutscher Umweltpreis
Carmen Hock-Heyl, Geschäftsführerin und Gründerin der Firma Hock in Nördlingen, wurde jetzt für die Markteinführung von Dämmmatten aus dem nachwachsenden Rohstoff Hanf, die beim Hausbau eingesetzt werden mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet. Den mit 500 000 Euro höchstdotierten Umweltpreis Europas, den die Deutsche Umwelthilfe vergibt, teilt sie sich mit Ursula Sladek, der Gründerin des ersten Ökostromanbieters Deutschlands. Die Vorsitzende der Elektrizitätswerke Schönau (EWS) wurde für ihr Engagement für eine dezentrale und umweltfreundliche Energieversorgung geehrt. Bundespräsident Joachim Gauck ehrte die beiden Unternehmerinnen am 27. Oktober in Osnabrück.
Im Rahmen der DBU-Kampagne können Hausbesitzer einen kostenlosen Energie-Check durchführen lassen, wenn sie daran interessiert sich, ihr Haus nachträglich zu dämmen. Energieberater oder geschulte Handwerker werden die Energieeffizienz des Gebäudes überprüfen.
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