100 Häuser 11.08.2024, 09:49 Uhr

In Texas entsteht die größte 3D-gedruckte Wohnsiedlung der Welt

Zukunft des Bauens? In Georgetown, Texas, entsteht die größte 3D-gedruckte Wohnsiedlung der Welt mit 100 Häusern – effizient, widerstandsfähig und innovativ.

Wohnsiedlung aus dem 3D-Drucker

So soll die Wohnsiedlung aus dem 3D-Drucker einmal aussehen.

Foto: ICON

In Georgetown, Texas, entsteht die größte 3D-gedruckte Wohnsiedlung der Welt. Insgesamt 100 Häuser werden in der Wolf Ranch Community mit modernster 3D-Drucktechnologie gebaut. Der Vulcan-Drucker von ICON, einem führenden Unternehmen in der 3D-Druckindustrie, lässt diese Vision Wirklichkeit werden.

Das ist der Vulcan-Drucker

Der Drucker Vulcan ist eine beeindruckende Maschine. Mit einer Breite von über 13 Metern und einem Gewicht von 4,75 Tonnen baut er die Häuser Schicht für Schicht auf – ähnlich wie ein herkömmlicher 3D-Drucker, nur in viel größerem Maßstab. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Arbeitskräfte. „Dank des 3D-Drucks brauchen wir nur noch ein Team und einen Roboter, um ein Wandsystem zu bauen“, erklärt Conner Jenkins, leitender Projektmanager bei ICON.

Blick von oben auf die Baustelle

Blick von oben auf die Baustelle: riesige Drucker lassen die Wände wachsen.

Foto: ICON

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Der Bauprozess beginnt mit einer speziellen Betonmischung, die in den Drucker gepumpt wird. Diese Mischung besteht aus Betonpulver, Wasser, Sand und anderen Zusatzstoffen. Der Drucker extrudiert diese Masse Schicht für Schicht entlang eines vorprogrammierten Pfads und erzeugt so die Wände der Häuser. Das Ergebnis sind Wände mit einer charakteristischen Strangstruktur, die nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch funktional überzeugend sind. Davon sind die Macher überzeugt.

Wände trotzen extremen Wetterbedingungen

Die 100 Häuser der Wolf Ranch Community sind einstöckig und haben drei bis vier Schlafzimmer. Die Betonwände sind so konstruiert, dass sie extremen Wetterbedingungen, Wasser, Schimmel und Termiten standhalten. „Es fühlt sich an wie eine Festung“, sagen Lawrence Nourzad und seine Freundin Angela Hontas, die in diesem Sommer eines der Häuser auf der Wolf Ranch gekauft haben.

Bungalow von außen

So sieht ein Bungalow von außen an, das Dach ist aus Metall.

Foto: ICON

Neben der Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Häuser loben Nourzad und Hontas auch die hervorragende Isolierung. Selbst an heißen Sommertagen bleibt es im Inneren der Häuser angenehm kühl, was die Klimaanlage entlastet. Doch die Bauweise hat auch ihre Tücken: Die dicken, massiven Wände beeinträchtigen das drahtlose Internet. Die Wände sind so dick, dass sie das Signal unseres Routers blockieren“, erklärt Nourzad. Die Lösung? Die meisten Hausbesitzer setzen auf vermaschte Internet-Router, die ein starkes Signal von mehreren Punkten im Haus aussenden.

Preis zwischen 450.000 und 600.000 Dollar

Die Häuser der Wolf Ranch Community, die unter dem Namen „Genesis Collection“ bekannt sind, kosten zwischen 450.000 und 600.000 Dollar. Ein Viertel der 100 Häuser ist bereits verkauft. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie der 3D-Druck die Bauindustrie revolutionieren könnte.

Blick in den Bungalow

Blick in die Küche und in den Wohnraum des 3D-gedruckten Bungalows.

Foto: ICON

ICON ist ein Pionier auf diesem Gebiet. Bereits 2018 hat das Unternehmen sein erstes Haus in Austin, Texas, gedruckt. Doch die Vision von ICON geht noch weiter: Das Unternehmen plant, seine Technologie eines Tages auch auf den Mond zu bringen. Im Rahmen des Mondforschungsprogramms Artemis der NASA arbeitet ICON an einem Baukonzept für Landeplätze, Unterkünfte und andere Strukturen auf der Mondoberfläche.

Neue Ära des Bauens?

Der Einsatz von 3D-Druck im Bauwesen hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir Häuser bauen, grundlegend zu verändern. Kürzere Bauzeiten, geringere Kosten und eine höhere Widerstandsfähigkeit der Gebäude sind nur einige der Vorteile dieser Technologie. Das Projekt in Georgetown, Texas, zeigt eindrucksvoll, was möglich ist, wenn Innovation und Technologie zusammentreffen. Die 100 Häuser der Wolf Ranch könnten erst der Anfang einer neuen Ära des Bauens sein.

Während ICON in Georgetown ein großes Wohnprojekt realisiert, arbeiten andere Unternehmen an ähnlichen Projekten. Das in Houston ansässige Start-up-Unternehmen Hive3D plant den Druck von fünf kleineren Häusern zur kurzfristigen Vermietung in Round Top, Texas. Dieses Projekt zeigt, dass der 3D-Druck nicht nur für große Wohnsiedlungen, sondern auch für kleinere Bauprojekte eine vielversprechende Zukunft hat.

3D-gedruckte Häuser in Deutschland

Im Sommer 2021 wurde im westfälischen Beckum Deutschlands erstes Einfamilienhaus aus dem 3D-Drucker eröffnet. Das Pilotprojekt des Architekturbüros Mense-Korte gilt als wegweisend für die Branche und dient zunächst Demonstrations- und Forschungszwecken.

Etwas mehr als vier Tage dauerte der Druck des 160 Quadratmeter großen Hauses, das sich über zwei Etagen erstreckt und über drei Bäder, einen offenen Wohn- und Essbereich mit Kamin sowie drei Schlafzimmer verfügt.

Die gesamte Bauzeit des Projekts betrug etwa acht Monate. Der Architekt geht davon aus, dass die Bauzeit aufgrund des technischen Fortschritts in Zukunft auf fünf Monate verkürzt werden kann. Mittlerweile sind weitere 3D-gedruckte Gebäude in Deutschland entstanden – so gibt es zum Beispiel in Lünen das erste öffentlich geförderte Mehrfamilienhaus aus dem 3D-Drucker.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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