Klimafreundliche Baustelle – So geht’s!
Runter mit den Kohlenstoffdioxidemissionen – das gilt auch für die Bauindustrie. Was vielen Beteiligten nicht klar ist: Deutliche Reduzierungen sind bereits mit wenigen Schritten möglich. Eine Studie zeigt, welche Maßnahmen besonders gut greifen würden.
Die Klimaziele stellen alle Branchen vor große Herausforderungen. Das gilt auch für die Bauindustrie. Immerhin ist sie etwa für ein Zehntel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Wo besonders viel klimaschädliche Gase in die Atmosphäre gelangen, ist aber auch das Potenzial für Einsparungen am größten. Wie das schnell gelingen kann, wollten Forschende der TU Wien herausfinden: Die beiden Baubetriebsforscher Leopold Winkler und Maximilian Weigert haben die Studie „CO2 neutrale Baustelle“ veröffentlicht. Verschiedene Aspekte sind bei ihren Untersuchungen klar geworden.
Die wichtigste Erkenntnis lautet: Der CO2-Ausstoß ließe sich bereits im kommenden Jahr kurzfristig senken. Mögliche Maßnahmen stammen aus verschiedenen Bereichen. Nach Angaben der Wissenschaftler könne schon durch eine bessere Organisation einiges erreicht werden. Darüber hinaus könne es vielversprechend sein, selbst Strom zu produzieren, grüne Energie einzukaufen sowie innovative Antriebstechnologien zu nutzen.
Planer sollten Effekte des Klimawandels stärker berücksichtigen
Der Weg zur klimafreundlichen Baustelle führt über grüne Energie
Wer sich das Ziel einer klimafreundlichen Baustelle auf die Fahnen schreibt, muss früh im Prozess mit der Planung beginnen. So viel steht fest. Durch eine bessere Organisation erhoffen sich die Experten geringen Aufwand für Transport und Lagerung. Rohstoffe sollen nämlich regional bezogen und just-in-time zur Baustelle gebracht werden.
Der Energiebedarf und -verbrauch steht ohnehin im Fokus. „Bereits vor Baubeginn wird abgeschätzt, wie viel CO2 durch die notwendigen Bautätigkeiten verursacht wird. Dadurch werden Einsparpotenziale erhoben und Verantwortliche sensibilisiert“, sagt Winkler. Für ihn steht – vergleichbar mit modernen Einfamilienhäusern – eine Kombination aus Energieeffizienz und der dezentralen Energieproduktion im Fokus. Ein Teilbereich der klimafreundlichen Baustellen der Zukunft sieht für ihn folgendermaßen aus: „Der Baucontainer ist thermisch besser gedämmt, auf seinem Dach befinden sich Solarpanels, um eigenen Strom zu erzeugen, und effiziente Beleuchtungstechnik, Heiz- und Kühlsysteme verringern den Energieeinsatz.“
Naturgemäß ist der Energiebedarf auf einer Baustelle hoch. Für die Forschenden ist es daher ein wichtiger Punkt, dass Strom zum Teil direkt auf dem jeweiligen Gelände erzeugt wird, vor allem durch Solar- oder Windenergie. Der Energiebedarf wird über diesen Weg allerdings nicht vollständig zu decken sein, weswegen der zugekaufte Strom ebenfalls grün sein müsse.
Expertinnen und Experten müssen die klimafreundliche Baustelle kontrollieren
Alle Geräte und Maschine, die mit Elektromotoren laufend könnten, sollten dies auch tun. Bei einigen Baumaschinen wird das aufgrund ihrer Größe und dem damit verbundenen Energieverbrauch aber nicht möglich sein. Für sie haben die Wissenschaftler nicht-fossile Kraftstoffe wie E-Fuels und Biodiesel vorgesehen. Auch Wasserstoff sei eine Option. „Wir werden bei Baufahrzeugen einen weiteren großen Entwicklungsschub feststellen: Neue Antriebstechnologien stellen bereits in naher Zukunft eine kosteneffiziente Alternative dar“, sagt Winkler.
Eine neue Jobbeschreibung taucht in der Studie ebenfalls auf: Klimaverträglichkeitsbeauftragte sollen kontrollieren, ob die Maßnahmen umgesetzt werden und keine Energieverschwendung stattfindet. Allein mit diesen Vorschlägen könnten die CO2-Emissionen nach Berechnungen der Forschenden um bis zu 50% reduziert werden. Eine finanzielle Kompensation sehen sie übrigens weiterhin vor, aber das sei erst der letzte Schritt.
Die erste klimafreundliche Baustelle schon für 2022 vorgesehen
In der Praxis dürfte ein anderes Studienergebnis von großem Belang sein: Viele Beteiligte schätzen nach ihrer Meinung das Kosten-Nutzen-Verhältnis falsch ein. „Wir konnten zeigen, dass viele Maßnahmen kostenneutral bis kostenpositiv sind. Beispielsweise rentiert sich die Anschaffung kleiner E-Bagger in vielen Fällen bereits heute“, erklärt Weigert. „Zwar sind batteriebetriebene Fahrzeuge in der Anschaffung teurer als Verbrenner, doch sind die Kosten für Antrieb und Wartung meist niedriger.“
Übrigens hat die klimafreundliche Baustelle noch einen positiven Begleiteffekt – sie ist besser für die Gesundheit. Denn Dieselabgase fallen weg und auch die Lärmbelästigung wird dank der leisen Elektromotoren geringer ausfallen.
Bereits nächstes Jahr soll die erste CO2-neutrale Baustelle Österreichs tatsächlich umgesetzt werden.
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