Leuchtturm von Alexandria – Wunderwerk antiker Ingenieurskunst
Der Leuchtturm von Alexandria war eines der sieben Weltwunder und gehörte zu den höchsten Bauwerken seiner Zeit. Wir blicken auf Bauweise und Signaltechnik des Leuchtturms, der seiner Zeit weit voraus war.
Der Leuchtturm von Alexandria war ein antikes Wunderwerk der Ingenieurskunst im 3. Jh. v. Chr. Er diente als Leitfeuer für Schiffe im Hafen, symbolisierte die Macht und den Reichtum Ägyptens und gilt als eines der sieben Weltwunder der Antike. Wir haben uns die Bauweise des Leuchtturms und wie seine Signaltechnik funktioniert, einmal etwas genauer angeschaut.
Inhaltsverzeichnis
Warum war der Leuchtturm von Alexandria ein Beispiel antiker Ingenieurskunst?
Der Leuchtturm von Alexandria bei der Insel Pharos an der Nordwestküste des Nildeltas war das letzte der sieben Weltwunder der Antike und ein architektonisches Meisterwerk im alten Ägypten. Aufgrund seines Standortes wurde er auch „Pharos von Alexandria“ genannt.
In vielen Sprachen bedeutet Pharos noch heute „Leuchtturm“. Etwa das spanische und italienische „faro“, das französische „phare“ oder das portugiesische „farol“. Der Leuchtturm wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. vor der Küste von Alexandria am Eingang des Osthafens der Stadt erbaut, die Fertigstellung erfolgte 279 v. Chr. Er gilt als einer der ersten nachgewiesenen Leuchttürme.
Eines der höchsten Bauwerke seiner Zeit
Mit einer geschätzten Höhe von circa 113 Metern war der Leuchtturm von Alexandria eines der höchsten Bauwerke seiner Zeit. Das Fundament maß 30 mal 30 Meter. Im 10. Jahrhundert wurde er durch ein Erdbeben beschädigt und im 14. Jahrhundert durch zwei weitere Beben innerhalb von 20 Jahren endgültig zerstört. Ab 1480 wurden seine Überreste in der nahegelegenen Kait-Bey-Festung verbaut, die teils auf den Trümmern des eingestürzten Leuchtturms errichtet wurde.
Seine schiere Größe und Höhe sowie die Besonderheiten seiner Konstruktion – der Leuchtturm von Alexandria wurde aus massiven Steinen erbaut und war in mehreren Ebenen gegliedert, wobei jede Ebene eine andere Funktion erfüllte – machen ihn zu einem herausragenden Beispiel antiker Ingenieurskunst. Ob er jedoch von Anfang an als Leuchtfeuer geplant war, ist bis heute umstritten. Einige Historiker vermuten, dass das Kastell erst im Lauf der Jahrhunderte als Seezeichen genutzt wurde – diese sind jedoch in der Minderheit.
Welche Bedeutung hatte der Leuchtturm von Alexandria für die Stadt und die Schifffahrt?
Der Leuchtturm von Alexandria war von großer Bedeutung sowohl für die Stadt Alexandria als auch für die Schifffahrt im Mittelmeer. Als eines der sieben Weltwunder der Antike verkörperte er nicht nur den Reichtum und die Macht des ptolemäischen Königreichs, sondern erfüllte auch eine praktische Funktion, die für die Entwicklung der Stadt und den Handel entscheidend war.
Als Navigationshilfe spielte der Leuchtturm von Alexandria eine zentrale Rolle für die Sicherheit der Schifffahrt im östlichen Mittelmeer. Seine Höhe und sein leistungsstarkes Licht ermöglichten es Schiffen, selbst bei schlechtem Wetter sicher in den Hafen von Alexandria einzulaufen. Dadurch wurde Alexandria zu einem wichtigen Handelszentrum und einer bedeutenden Hafenstadt.
Darüber hinaus hatte der Leuchtturm von Alexandria eine symbolische Bedeutung für die Bewohner der Stadt. Er verkörperte nicht nur technische Innovation und architektonische Pracht, sondern galt auch als Erkennungsmerkmal der Hafenstadt. Seine Existenz war ein Zeichen der Stärke und des Fortschritts der ptolemäischen Dynastie, die Alexandria zu einer der bedeutendsten Städte der antiken Welt machte.
Wie wurde der Leuchtturm von Alexandria gebaut?
Der Leuchtturm von Alexandria wird dem Architekten Sostratos von Knidos (auch: Sostratos, der Knidier) zugeschrieben. Die bekannten Darstellungen, etwa auf Münzen, sind sehr unterschiedlich. Mal ist er rund, mal eckig, immer aber treppenförmig und sich nach oben verjüngend dargestellt. Nur Beschreibungen von Reisenden aus der Zeit um 1160 geben ein etwas detaillierteres Bild.
Der dreifach gestufte Aufbau ist im ersten quadratischen Teil etwa 60 Meter hoch, es folgt ein 30 Meter hoher zweiter Abschnitt (in Oktogonform), der vom letzten, circa 15 Meter hohen, runden Abschnitt bekrönt ist. Auf dieser Spitze soll noch eine fünf Meter hohe Statue des Zeus Soter gestanden haben (Soter bedeutet Retter/Erlöser und wurde für verschiedene griechische und römische Gottheiten als Beiname verwendet).
Kalkstein und Granit als Baumaterialien
Für den Bau wurden hauptsächlich massive Steine aus Kalkstein und Granit verwendet, die aus nahegelegenen Steinbrüchen gewonnen wurden. Die Materialien wurden aufgrund ihrer Härte, Festigkeit und Langlebigkeit ausgewählt, um sicherzustellen, dass das Bauwerk den Naturkräften und dem Verschleiß standhalten konnte.
Vermutlich lag deshalb der Eingang zum Leuchtturm erhöht, eine etwa 180 Meter lange Rampe führte hinauf. Im Innern führte keine Treppe nach oben, sondern Beschreibungen zufolge ebenfalls eine, in diesem Fall gewendelte, Rampe. Die Wände des unteren Abschnitts sollen Überlieferungen zufolge 1,5 bis zwei Meter dick gewesen sein.
Gliederung in mehrere Ebenen
Die strukturellen Besonderheiten des Leuchtturms von Alexandria trugen maßgeblich zu seiner Langlebigkeit bei. Das Bauwerk war in mehreren Ebenen gegliedert, wobei jede Ebene eine spezifische Funktion erfüllte. Die untere Ebene des Leuchtturms diente als Fundament und war besonders massiv und robust gebaut, um das Gewicht der darüber liegenden Struktur zu tragen und um Schäden durch Erdbeben oder Sturmfluten zu minimieren.
Die mittleren Ebenen des Leuchtturms waren mit Rampen und Treppen ausgestattet, um den Zugang für die Wartung und den Betrieb des Beleuchtungssystems zu ermöglichen. Die oberste Ebene beherbergte die Feuerstelle und das optische System, das das Licht erzeugte und verteilte.
Leuchtturm überstand mehrere Naturkatastrophen
Diese Bauweise trug wohl dazu bei, dass der Leuchtturm von Alexandria über viele Jahrhunderte hinweg standhielt, obwohl er mehreren Naturkatastrophen wie Erdbeben und Sturmfluten ausgesetzt war. Während viele antike Bauwerke wie Tempel, Amphitheater und Paläste in erster Linie ästhetische und religiöse Zwecke erfüllten, hatte der Leuchtturm von Alexandria eine klar definierte praktische Funktion: die Navigation und Sicherheit der Schifffahrt zu gewährleisten. Seine Konstruktion und sein Beleuchtungssystem waren technologische Innovationen.
Wie funktionierte die Signaltechnik im Leuchtturm von Alexandria?
Die primäre Methode der Lichterzeugung im Leuchtturm von Alexandria war wahrscheinlich eine Feuerstelle, die auf der obersten Ebene des Turms platziert war. Diese Feuerstelle wurde mit brennbarem Material befeuert, um ein leistungsstarkes Licht zu erzeugen. Holz wird es im eher baumarmen Ägypten nicht gewesen sein. Experten vermuten, dass Tierdung als Brennmaterial fungierte. Allein die benötigte Menge lässt daran zweifeln. Deshalb gehen Fachleute davon aus, dass die bis dato ungewohnte Leuchtkraft nicht vom Feuer selbst ausging. Das Licht wurde durch eine Kombination von Reflektoren, Spiegeln und Linsen verstärkt und fokussiert, um eine weitreichende und gut sichtbare Lichtquelle zu erzeugen. Durch die Anordnung von Spiegeln und Prismen konnte das Licht in eine bestimmte Richtung gelenkt werden, um Schiffen den sicheren Weg in den Hafen zu weisen und Hindernisse oder Gefahren zu umgehen.
Zusätzlich zur Lichterzeugung wurden im Leuchtturm von Alexandria vermutlich Navigationshilfen verwendet, um Schiffen die Orientierung zu erleichtern. Dazu gehörten eventuell Markierungen oder Symbole auf dem Turm selbst, die als Referenzpunkte dienten, sowie möglicherweise spezielle Lichtmuster oder Signale, die bestimmte Bereiche des Meeres kennzeichneten oder auf Gefahren hinwiesen – Nachweise dafür gibt es aber nicht.
Die Funktionsweise des Leuchtturms von Alexandria als Wunderwerk geht auf seine fortschrittliche Technologie und innovative Konstruktion zurück. Aber obwohl der Leuchtturm von Alexandria ein „Wunderwerk“ der Antike war, scheint sein Leuchtfeuer nicht allen Seeleuten erfolgreich den Weg gewiesen zu haben. Unterwasser-Archäologen haben nämlich mehr als 40 antike Schiffswracks in der Gegend des alten Hafens von Alexandria identifiziert. Wobei: Wie viele wären es wohl ohne das siebte Weltwunder gewesen?
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