Klimagerecht bauen 03.10.2023, 12:17 Uhr

Natürlich dämmen: Ökologische Dämmstoffe im Vergleich

Natürliche Dämmung setzt auf nachhaltige Rohstoffe wie Schafwolle, Flachs, Hanf oder Holz. Alle Stoffe haben Vor- und Nachteile. Wie ökologische Dämmstoffe im Vergleich zu herkömmlichen Materialien punkten können, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

Hanfdämmung

Nachwachsend, natürlich, feuchtigkeitsregulierend – eine Hanfdämmung ist vielseitig und hat viele Vorteile.

Foto: Panthermedia.net/olga18x27

Das Klima gerät immer mehr aus den Fugen, der CO2 -Ausstoß ist nach wie vor wesentlich höher, als es unserer Erde guttut. Es ist mittlerweile fast schon unsere Pflicht, beim Hausbau auf Nachhaltikeit und Ökologie zu achten. Natürliche Dämmstoffe sind hierbei eine Option, die Sie unbedingt auf dem Schirm haben sollten. Lernen Sie in diesem Ratgeber die verschiedenen ökologischen Dämmstoffe mit ihren Vor- und Nachteilen kennen. Erfahren Sie etwas über Preise, Leistungsfähigkit und ökologischem Fußabdruck von natürlichen Dämmstoffen.

Welche Bedeutung haben Dämmstoffe für den Energiehaushalt von Gebäuden?

Ob herkömmlich oder natürlich gedämmt: Dämmstoffe spielen eine entscheidende Rolle für den Energiehaushalt von Gebäuden und sind ein Schlüsselfaktor für ihre Energieeffizienz. Der Hauptzweck besteht darin, den Wärmeverlust oder -gewinn in einem Gebäude zu minimieren beziehungsweise zu optimieren. Das hat Auswirkungen auf den Energieverbrauch, den Komfort und die Umweltbilanz von Häusern.

Wichtigster Aspekt ist der Wärmeschutz im Winter. Gut isolierte Häuser mit effektiven Dämmstoffen können die Wärme im Inneren besser halten. Das senkt den Energieverbrauch und reduziert die Heizkosten. Dadurch verringert sich die Umweltbelastung, weil weniger fossile Brennstoffe genutzt werden. Im Sommer verhindern Dämmstoffe, dass die Hitze von außen in das Innere dringt. Die Räume bleiben kühler, die Temperatur muss nicht künstlich durch Klimaanlagen gesenkt werden. Auch das verbessert die Energieeffizienz.

Darüber hinaus beeinflusst eine herkömmliche oder natürliche Dämmung den thermischen Komfort. Sie sorgt für eine gleichmäßige Temperaturverteilung im Hausinneren und verhindert Zugluft. Nicht zuletzt spielen Dämmstoffe eine Rolle beim Schallschutz. Sie reduzieren die Übertragung von Geräuschen von außen und zwischen den Räumen, wodurch sich der Wohnkomfort verbessert.

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Natürlich dämmen – eine Alternative?

Ökologische Dämmstoffe sind eine überlegenswerte Alternative zu konventionellen Materialien wie Styropor (expandiertes Polystyrol) oder Mineralwolle (Stein- oder Glaswolle), weil sie viele Vorteile bieten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Dämmstoffen besteht die ökologische Variante oft aus nachwachsenden Rohstoffen oder recycelten Materialien. Diese sind erneuerbar, was bedeutet, dass sie schnell nachwachsen oder in einem geschlossenen Kreislauf wiederverwendet werden können.

Darüber hinaus enthalten ökologische Dämmstoffe in der Regel keine oder nur sehr geringe Mengen schädlicher Chemikalien. Das verbessert zum einen die Luftqualität in den Innenräumen und senkt auf der anderen Seite das Risiko von gesundheitlichen Risiken. Ökologische Dämmstoffe haben den Vorteil, dass sie biologisch abbaubar sind und am Ende ihrer Lebensdauer weniger Umweltprobleme verursachen.

Natürlich dämmen: Eine Übersicht der ökologischen Dämmstoffe

Ökologische Dämmstoffe zeichnen sich durch ihre Nachhaltigkeit und geringe Umweltbelastungen aus. Im Folgenden finden Sie Eigenschaften sowie Vor- und Nachteile verschiedener ökologischer Dämmstoffe.

1. Naturfasern

  • Schafwolle: Schafwolle ist der einzige tierische Stoff unter den natürlichen Dämmstoffen. Verwendet wird sie bevorzugt aufgrund ihrer isolierenden Eigenschaften und der Fähigkeit, Feuchtigkeit zu regulieren. Für ihre Aufbereitung sind jedoch viele Reinigungsmittel nötig. Zudem muss sie mit Mottenschutz behandelt werden. Aktuell gibt es allerdings nur einen sicher wirksamen chemiefreien Wollschutz auf dem Markt.
  • Hanf: Hanfdämmstoffe bestehen aus den Fasern der Hanfpflanze und sind nachhaltig und biologisch abbaubar. Sie haben eine gute Wärme- wie auch Schalldämmung und sind feuchtigkeitsregulierend. Hanf stammt in der Regel aus nachhaltigem Anbau und kommt ohne Pestizide oder Herbizide aus.
  • Flachs: Flachsdämmstoffe werden aus den Fasern der Flachspflanze hergestellt und sind umweltfreundlich und recycelbar. Ihr Anbau ist relativ nachhaltig, da nur wenig Wasser vonnöten ist. Eine natürliche Dämmung mit Flachs gilt zudem als schimmelresistent. Mitunter fühlen sich aber Nagetiere in Flachsdämmstoff wohl – das gilt übrigens auch für Hanf.
  • Schilf: Als Reet ist Schilf vor allem in Norddeutschland als Dachbedeckung bekannt. Aber es eignet sich auch für eine natürliche Dämmung. Schilfdämmstoffe werden aus Schilfrohren hergestellt und bieten gute Isoliereigenschaften. Sie sind zu 100 Prozent natürlich und komplett feuchtigkeitsresistent. Aber: Der Marktanteil ist gering, nur wenige Hersteller bieten Schilfdämmung an.
  • Kork: Korkdämmstoffe werden aus der Rinde der Korkeiche gewonnen und sind leicht, wärme- und schalldämmend sowie nachhaltig. Die Bäume wachsen in Spanien, Portugal sowie in Nordafrika. Die Dämmstoffe sind also kein heimisches Produkt und die langen Transportwege trüben die Ökobilanz. Dafür haben sie gute Dämmeigenschaften und einen sehr guten Schallschutz.

2. Holzbasierte Dämmstoffe

  • Holzfaserdämmplatten: Diese Dämmstoffe werden aus Holzspänen oder Holzfasern hergestellt und sind bekannt für ihre gute Wärmedämmung und Umweltfreundlichkeit. Dank des holzeigenen Bindemittels Lignin kommen viele Platten ohne weitere Zusatzmittel aus. Einigen Produkten werden jedoch brandschützende oder wasserabweisende Zusatzstoffe beigemischt. Diese sind dann nicht mehr kompostierbar.
  • Holzwolle: Holzwolledämmstoffe werden aus fein geschnittenen Holzfasern hergestellt und bieten gute Isolier- und Schalldämmungseigenschaften. Sie sind schwer entflammbar, sehr fest und formstabil. Zudem ist Holzwolle resistent gegen Schädlinge, Fäulnis und Pilze. Für eine optimale natürliche Dämmung ist allerdings eine starke Dämmschicht notwendig.
  • Holzspäne: Holzspäne (auch: Hobelspäne) können als Dämmstoffe verwendet werden und sind besonders in der Dach- und Wandisolierung verbreitet. Meist stammen sie von Fichte, Tanne oder Kiefer. Die Späne werden mit Lehm ummantelt, mineralische Bindemittel geben Halt. In der Regel wird diese Form der Dämmung nur noch selten und wenn, dann im Holzbau genutzt.

3. Mineralische Dämmstoffe

  • Kalziumsilikatplatten: Diese Dämmstoffe bestehen aus mineralischen Materialien und sind aufgrund ihrer feuerfesten Eigenschaften beliebt. Hauptbestandteile von Kalziumsilikatplatten sind Kalzium- und Siliziumdioxid. Ihr Einsatzbereich ist die Sanierung von Altbauten, um Schimmel zu vermeiden. Auch für andere schimmelgefährdete Stellen sind sie ideal. Denn die Silikatplatten können Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnehmen und bei Bedarf wieder zur Verdunstung abgeben. Das verhindert die Bildung von Kondenswasser.

4. Recycelte Materialien

  • Alttextilien: Ein gutes Drittel gespendeter Altkleidung ist so gut wie unbrauchbar und kann meist nur noch als Putzlappen oder Malervlies weiterverwendet werden. Alttextilien können aber auch zu Dämmstoffen verarbeitet werden, indem sie zuerst zerrissen und die kurzen Fasern dann zu einem dickeren Vlies verarbeitet werden. Geeignet sind diese vor allem für die Schalldämmung von Innenräumen oder zum Dämmen von Fassaden.
  • Zellulose: Mit 32 Prozent haben Dämmstoffe aus Zellulose den höchsten Marktanteil unter den ökologischen Varianten. Grundstoff ist Altpapier. Die Dämmeigenschaften, insbesondere der Hitzeschutz, gelten als sehr gut. Im Verhältnis zu anderen Stoffen für natürliche Dämmung ist Zellulose zudem günstig. Allerdings ist die Feinstaubbelastung bei der Herstellung sehr hoch.
  • Jute: Dämmstoffe aus Jutefasern sind biologisch abbaubar und bieten gute Isoliereigenschaften. Die Dämmstoffe werden aus alten Jutesäcken hergestellt, die ursprünglich für den Kaffee- oder Gewürztransport genutzt wurden. Sie sind schadstofffrei, resistent gegen Schimmel und biologisch abbaubar.

5. Innovative Materialien

  • Aerogele: Aerogele oder auch Nanogele sind ultraleichte Materialien mit hoher Dämmfähigkeit, die in der Raumfahrt und für spezielle Dämmanforderungen verwendet werden. Zur Herstellung eignen sich Silikate wie etwa Kieselsäure oder Metalloxide, beispielsweise Aluminium oder Chrom, sowie Kohlenstoffverbindungen. Je nach Grundstoff unterscheiden sich die Dämmeigenschaften des Aerogels.
  • Natürliche Schäume: Einige natürliche Materialien, wie zum Beispiel Kork oder Holz, können zu holzbasierten Hartschäumen verarbeitet werden, die ebenfalls als Dämmstoffe infrage kommen und gute Isoliereigenschaften bieten. Schäume lassen sich je nach Verfahren mit unterschiedlichen Eigenschaften herstellen.

Vergleichskriterien: Natürliche Dämmung und konventionelle Dämmung

Die Bewertung von natürlicher Dämmung im Vergleich zur klassischen Variante unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien:

Thermische Leistung: Beide Arten von Dämmstoffen bieten eine gute thermische Leistung. Die Wahl des Materials hängt insbesondere bei der natürlichen Dämmung oft vom Einsatzgebiet und den Dämmanforderungen ab. Natürliche Dämmstoffe wie Schafwolle, Hanf und Flachs weisen gute Isoliereigenschaften auf und können die Wärme effizient speichern. Konventionelle Dämmstoffe wie Glaswolle und Polystyrol sind ebenfalls bekannt für ihre thermische Effizienz.

Ökologischer Fußabdruck: Natürliche Dämmstoffe haben einen kleineren ökologischen Fußabdruck. Sie werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und sind biologisch abbaubar, was ihre Entsorgung einfach und umweltfreundlich macht. Die Produktion von konventionellen Dämmstoffen ist in den meisten Fällen energieintensiver, und einige enthalten schädliche Chemikalien. Bei der ökologischen Bewertung schneiden natürliche Dämmstoffe daher oft besser ab.

Brandschutz: In diesem Bereich haben konventionelle Dämmstoffe, die für spezielle Brandschutzanwendungen entwickelt wurden, einen Vorteil. Sie erfüllen strengere Brandschutznormen und können in bestimmten Hochrisikobereichen bevorzugt werden. Natürliche Dämmstoffe wie Kork oder Holzwolle weisen ebenfalls gute Brandschutzeigenschaften auf, sind aber nicht so widerstandsfähig wie einige klassische Alternativen.

Schallschutz: Mit Ausnahmen der Jute-Dämmung, für die ein guter Schallschutz nicht explizit ausgewiesen wird, sind fast alle natürlichen Dämmstoffe, insbesondere Flachs, Hanf und Schafwolle sehr gut schallisolierend. Das gilt aber auch für herkömmliche Dämmstoffe wie Mineralwolle, die sich sind ebenfalls für Schallschutzanwendungen eignet.

Feuchtigkeitsverhalten: Einige natürliche Dämmstoffe, vor allem Kalziumsilikatplatten und Schilf, aber auch Hanf und Flachs, können Feuchtigkeit aufnehmen und regulieren. Das hilft, Kondenswasser und Schimmelbildung zu vermeiden. Konventionelle Dämmstoffe haben ebenfalls feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften, sind aber weniger effektiv als die ökologischen Varianten.

Kosten: Die Kosten für eine natürliche Dämmung können je nach Region und Verfügbarkeit variieren, sind aber oft etwas höher als die für eine konventionelle Dämmung. Die Anschaffungskosten sind ein Faktor, den Bauherren und Eigentümer berücksichtigen müssen. Mineralwolle kostet zum Beispiel zwischen fünf und 20 Euro pro Quadratmeter. Polystyrol je nach Dicke zwischen fünf und 30 Euro. Bei den ökologischen Dämmstoffen müssen Eigenheimbesitzer tiefer in die Tasche greifen: Hanfplatten kosten zwischen zehn und 30 Euro, Zelluloseplatten ab 38 Euro, Holzfaserplatten zwischen 16 und 45 Euro, Schafwolle von 15 bis 25 Euro und Korkplatten bis 60 Euro – jeweils pro Quadratmeter.

Installation, Handhabung, Wartung: Die Installation von natürlichen Dämmstoffen ist in der Regel unkompliziert und erfordert keine spezielle Schutzausrüstung. Gleiches gilt aber auch für konventionelle Dämmstoffe. In Bezug auf die Wartung haben natürliche Dämmstoffe oft den Vorteil, dass sie weniger anfällig für Schäden sind.

Letztendlich hängt die Wahl zwischen natürlicher Dämmung und konventioneller Dämmung von individuellen Bedürfnissen, ökologischen Zielen und Budgetbeschränkungen ab. Die optimale Lösung kann von Projekt zu Projekt variieren.

Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist seit 2008 selbstständige Journalistin und hat sich auf Wissenschafts- und Gesundheitsthemen spezialisiert. Seit 2010 gehört sie zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Klima, KI, Technik, Umwelt, Medizin/Medizintechnik.

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