Beton verleiht Fassadenbau neues Gestaltungspotenzial
Betonfassade ist nicht gleich Betonfassade. Langweiliger Waschbeton – gut bekannt aus den 1970er Jahren – war gestern. Heute gibt es neue Techniken, mit denen Fassaden nahezu zu einem Kunstwerk werden.
Beton gilt in seiner ursprünglichen Art als sogenannter Ingenieurbaustoff. Es ist ein Material, mit dem sich gut konstruieren und bauen lässt. Inzwischen haben Architekten und Planer auch das architektonische Potenzial erkannt und setzen es verstärkt in den Vordergrund. Nicht so aufwendige und daher auch nicht so kostspielige Verfahren sind das Waschen, Strahlen oder Säuern. Davon nehmen Experten heute Abstand und greifen eher zu neuen Verfahren, die ohne Anstriche oder Beschichtungen eine architektonische Aussage aus dem Baustoff heraus entwickeln.
Fotobeton: So entsteht ein Bild ohne Farbe
Durch eine besondere Oberflächentechnik ist es möglich, Fotovorlagen auf die Oberflächen von Betonfertigteilen zu reproduzieren. Die Variationen sind nahezu unbegrenzt: Es können bildhafte Darstellungen sein, konkrete Gegenstände oder Menschen sowie Muster, Ornamente und Logos. Es handelt sich um eine zweidimensionale Oberflächentechnik, die in Ansätzen Plastizität und Räumlichkeit entwickelt. Die Anfänge dieser Technik liegen in den 1980er Jahren. Zu dieser Zeit verwendete man hauptsächlich Papier als Trägermaterial. Heute kommen Folien zum Einsatz, die besonders robust und reißfest sind. Bedruckt werden sie mittels des Siebdruckverfahrens. Entscheidend ist es, zusätzlich einen sogenannten Abbindeverzögerer einzusetzen. Er sorgt dafür, dass der Beton an verschiedenen Stellen unterschiedlich schnell aushärtet. Bearbeitet man das fertige Teil mit einem Hochdruckreiniger, bleiben die schnell erhärteten Flächen glatt, während die anderen ausgewaschen werden und dadurch aufrauen. Durch diese rauen und glatten Flächen des Bauteils lassen sich helle und dunkle Verläufe herstellen.
Fotobeton kann mittels noch weiterer Verfahren hergestellt werden. Bei einem wird beispielsweise das Foto erst auf eine Schalungsmatrize übertragen. Dadurch entsteht der Hell-Dunkel-Charakter des Bildes, das als leichte Struktur auf der Betonoberfläche zu sehen ist. Es lässt sich natürlich auch eine bedruckte Folie auf die fertige Oberfläche kleben. Die freiliegenden Flächen um die Folie werden gesäuert. Das bedeutet, sie werden mit verdünnten Säuren behandelt, wodurch sich zum Beispiel die oberste Zementhaut der Betonfläche ablöst. Bei beiden Verfahren kommt keine Farbe zum Einsatz und es wird keine besondere Struktur hergestellt. Das Bild entsteht weitestgehend allein aus der Beschaffenheit des Betons. Farben waschen oder bleichen hier nicht aus. Man kann deshalb davon ausgehen, dass die bildliche Darstellung lange hält.
Lichtbeton: Lichtfasern sorgen für Tiefe und dritte Dimension
Mit dem sogenannten Lichtbeton kommt die dritte Dimension hinzu. Er lässt sich formen, indem optische Fasern in Betonfertigteile eingelegt werden. Sie leiten das Licht. Da sie es von der Rück- auf die Ansichtsseite transportieren, entsteht der Eindruck, das Licht käme quasi aus der Tiefe des Baustoffs. Das kennt man sonst nur von Glas oder durchscheinenden Materialien. Als Lichtquelle sind künstliche Beleuchtungen denkbar, ebenso auch natürliches Tageslicht. Je nach Lichtmenge und -leiter wird ein punktuell leuchtendes Bild – ähnlich einem Sternenhimmel – erzeugt oder eher eine Fläche. Setzt man LED ein, lassen sich sogar Farbverläufe oder -wechselspiele darstellen sowie bestimmte Konturen, Formen oder Logos.
3D-Betondruck: Fassade mit räumlicher Perspektive
Das technische Verfahren gibt es noch nicht sehr lange – vieles befindet sich noch in der Entwicklung. Das verlangt dem Planer einen gewissen Pioniergeist ab und zudem ein spezielles Verständnis für die Vorteile dieser Drucktechnik. Drucker für großflächige Bauteile gibt es inzwischen, an Rezepturen für 3D-Betondruck wird weiter geforscht. Aktuell ist der 3D-Druck weniger sinnvoll, wenn es um simple rechteckige Bauteile geht. Erst bei freien Formen, vor allem, wenn Carbon- oder Glasfasern mehr Zugfestigkeit beisteuern sollen, ist der Aufwand mit 3D-Druck geringer als mit dem herkömmlichen Verfahren. Liegt ein digitales Modell vor, können runde, gewellte oder gewölbte Strukturen gedruckt werden. Dadurch lassen sich individuell gestaltete Fassadenelemente mit dynamischen Wölbungen und Rundungen herstellen. Das soll für ein neues Erlebnis an Räumlichkeit sorgen.
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