Oktokopter inspizieren die Engel am Kölner Dom
Sanft surrend schwirren zwei Drohnen um den Kölner Dom herum. An den beiden Engeln 75 Meter hoch im Südturm des Domes verharren die Drohnen verdächtig lange. Die Skulpturen aus den 1870er Jahren bestehen aus witterungsanfälligem Kalkstein und könnten schlimmstenfalls abstürzen, wenn sie zu stark beschädigt sind. Genau das sollen die Drohnen klären.
Das Weltkulturerbe am Rhein ist der bisher prominenteste Patient, der am Montag mit Drohnenhilfe untersucht worden ist. Mit den hoch auflösenden Bildern, deren Auswertung noch eine Woche dauert, wollen die Experten der Dombauhütte herausfinden, wann die beiden Figuren restauriert werden müssen und ob Teile davon akut absturzbedroht sind.
Gerade herausragende und abstehende Teile wie Flügel, Hände oder Verzierungen können bei Verwitterung leicht abstürzen. Die Engel wurden vor rund 140 Jahren aus Kalkstein gefertigt und sind teilweise schon stark verwittert. Eigentlich will die Dombauhütte die Figuren erst in zehn bis zwanzig Jahren restaurieren. Sollten die Aufnahmen der Drohnen jedoch ergeben, dass die Figuren bereits absturzgefährdet sind, müssten sie komplett oder in Teilen geborgen werden, um Dombesucher zu schützen. Im Frühjahr 2012 war ein Mann durch herabstürzendes Gestein am Kopf verletzt worden.
Oktokopter verfügen über acht Rotoren mit Elektroantrieb
Um komplexe Bauwerke wie den Kölner Dom auf Schäden zu untersuchen, müssen normalerweise aufwändige Gerüste gebaut werden. In großen Höhen ist das besonders teuer. Da beschloss die Dombauhütte den Einsatz von Drohnen. Normalerweise untersuchen die unbemannten Flugobjekte Brücken und Hochhäuser auf Schäden und – ausgestattet mit Infrarotkameras – die Güte der Wärmedämmung von Gebäuden.
Die Oktokopter wurden vom Unternehmen Height-Tech in Bielefeld zur Verfügung gestellt. Sie haben einen Durchmesser von 1,2 Metern und verfügen über acht Rotoren mit Elektroantrieb. Sie werden vom Boden aus auf Sicht gesteuert, haben aber auch Näherungssensoren an Bord, um Kollisionen in der Luft zu verhindern.
Drohne könnte mit GPS auch autonom fliegen
Die Kamera, die an der Drohne hängt, lässt sich um 180 Grad schwenken. So lassen sich auch schwer zugängliche Stellen fotografieren. Zusätzlich ist eine Steuerung integriert, die Windböen ausgleicht und für verwacklungsfreie Bilder sorgt. Mit einem GPS-Empfänger könnten die Oktokopter die Route zukünftig sogar lernen und autonom fliegen. Das ist interessant für Inspektionen, die regelmäßig wiederholt werden müssen.
Wenn sich nach Auswertung der Bilder herausstellt, dass Teile der Engel wie Hände und Flügel so stark verwittert sind, dass sie abzustürzen drohen, können die Drohnen natürlich nicht weiterhelfen. Dann soll eine Hebebühne Steinmetze auf Engel-Niveau hieven.
Auch in Landshut setzt die Kirche auf Drohnen
Auch in Bayern werden an diesem Dienstag erstmals Drohnen eingesetzt, um den Zustand einer Kirche zu überprüfen. Zwei mit Kameras ausgestattete Drohnen werden knapp 130 Meter hohen sanierungsbedürftigen Turm der Landshuter Basilika Sankt Martin bis Donnerstag inspizieren. Die Drohnen sollen während der drei Tage hoch auflösende Bilder des höchsten Kirchturms Bayerns liefern. Der Turm stammt aus dem 15. Jahrhundert und gilt als weltweit höchstes Gebäude aus Ziegelsteinen.
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