Riesenkran mit 160 Meter Ausleger hebt Riesengerüst vom Kölner Dom
Es war der größte und spektakulärste Kran-Einsatz in der Geschichte des Kölner Doms: Ein riesiger Hydraulikkran hat an der Nordseite des Kölner Doms tonnenschweres Gerüst aus 100 Metern Höhe auf dem Boden abgesetzt. Der imposante Gerüstabbau benötigte acht Monate Vorbereitung.
Seit Frühjahr 2002 befand sich das Aluminium-Gerüst an der Nordseite des Kölner Doms, wo seitdem die Engel und filigranen Türmchen der Kathedrale saniert wurden. Das Gerüst war mit einer Höhe von 33 Metern so riesig, dass es auch noch aus mehreren Kilometern Entfernung sichtbar war. Nun ändert sich dieser Anblick: Am Montag wurde das Gerüst in einem imposanten Einsatz abgehoben.
Kranmodell gibt es deutschlandweit nur vier Mal
Dazu rollte die Bergheimer Firma Wasel mit einem riesigen Hydraulikkran auf 18 Rädern an, dem ersten in Deutschland ausgelieferten Liebherr Mobilkran LTM 1750-9.1. In Fahrstellung kommt er auf eine Fahrzeuglänge von 22 Metern. „Das ist ein ganz neues Modell, den gibt es nur viermal in ganz Deutschland“, erläutert Firmenchef Matthias Wasel. Normalerweise befördert der Kran die Flügel von Windrädern in die Höhe. Der Kran ist ein Kraftprotz: Er kann bis zu 750 Tonnen heben.
Sein Einsatz am Kölner Dom war eine technische Meisterleistung. Nicht nur, dass das Gerüst in rund 100 Meter Höhe thront. Zugleich dürfen auf der so genannten Domplatte, also den Flächen rund um die Kirche, aus statischen Gründen keine so schweren Fahrzeuge stehen. Der Liebherr Kran hat allein ein Eigengewicht von 108 Tonnen. Also musste der Kran auf dem benachbarten Bahnhofsvorplatz stehen.
Aufgrund des hohen Gewichtes des Gerüstes und der großen Entfernung zwischen Bahnhofsvorplatz und Dom wurde der Kran mit 204 Tonnen Gegengewicht aufgebaut. Deshalb mussten zuvor spezielle Fundamente auf dem Bahnhofsvorplatz angebracht werden. Um die Entfernung zum Dom und die enorme Höhe zu erreichen, musste der Ausleger auf 160 Meter verlängert werden.
Kran hebt das Gerüst in drei Teilen ab
Der Abbau des Gerüsts erfolgte unter größter Konzentration. „Wenn die Gerüstbauer die Bolzen der Halterung rausschlagen, muss der Kran das Gewicht sofort halten. Wir haben nur einen Zentimeter Luft, schaukeln darf da nichts“, erklärte Wasel. Er hat Erfahrung, wurde sein Unternehmen doch bereits im Jahr 2006 zum Abbau eines Hängegerüsts am Dom beauftragt.
Michael Michatz, Mitarbeiter der Firma Wasel, saß im Führerhaus des Riesenkrans und nahm den Abbau mit einem Joystick vor. „Ich muss mich auf den Einweiser verlassen“, sagte er und lauschte seinem Funkgerät. Der Einweiser ist der Geschäftsführer des Bergheimer Unternehmens.
Das Abheben des Gerüsts erfolgte unter strenger Beobachtung des Windes. Da für 14 Uhr Wind angekündigt worden war, begannen die Arbeiten schon am frühen Morgen. Aus einer Entfernung von 100 Metern und einer Höhe von 100 Metern wurde das 25 Tonnen schwere Gerüst in drei Teilen abgehoben.
Dazu hob der Kran die Gerüstteile über die nördlichen Dächer des Seitenschiffs und setzte sie auf der Domplatte ab. Die Aktion war bereits um 13 Uhr beendet. „Die Erfahrung von unserem ersten Einsatz hat geholfen. Wir hatten die Bolzen schon vorher mit Gleitmittel besprüht, weil die nach so vielen Jahren schon mal haken“, erklärte Wasel. Die Gerüstbauer schoben anschließend die Gerüstelemente auf Rollbrettern zum Roncalliplatz, wo in den nächsten zwei Wochen die Demontage der Gerüstteile durch die Handwerker der Dombauhütte vorgenommen wird. Der Einsatz des Krans erspart den Handwerkern der Dombauhütte sechs Monate beim Abbau. Die Kosten belaufen sich auf etwa 50.000 Euro. „Das ist immer noch günstiger, als wenn die Gerüstbauer das sechs Monate lang von Hand erledigen“, erklärt Hauck.
Abbau wurde acht Monate lang geplant
Wegen des hohen Gewichtes konnte der Kran nicht auf der Domplatte abgestellt werden. Auf dem Bahnhofsvorplatz wurde in der Vorbereitung ein Fundament gelegt, worauf der Kran gestellt wurde. Die Stützarme drücken dort mit dem ganzen Gewicht direkt auf die U-Bahn-Wände. Der Abbau des Gerüstes wurde acht Monate lang geplant. „Die Stützvorrichtungen bleiben für zukünftige Einsätze bestehen“, sagt Dombaumeister Dr. Michael Hauck.
Das Gerüst ist abgehängt, aber die Sanierungsarbeiten an der gotischen Kathedrale gehen weiter: Ein weiteres Gerüst hängt schon. „Wenn alles gut geht, wird der Dom in 40 Jahren frei von Gerüsten sein. Die Schäden sind groß“, sagt der Dombaumeister. Schon in zwei Jahren soll das nächste Hängegerüst an der Nordost-Seite des Doms angebracht werden.
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