Smart City World Expo zeigt, wie Städte mit digitalen Techniken besser werden
Smarte Verkehrsampeln, digitale Prognosen zur Luftverschmutzung oder Datenverwaltung über die Blockchain: Städte arbeiten an ihrer digitalen Zukunft. Doch wie weit sind sie wirklich und wie sieht das Leben und Arbeiten in einer smarten City eigentlich aus? Antworten und Einblicke gibt die Smart City World Expo in Barcelona. Hier finden Sie exklusive Messeeinblicke.
Was ist die Smart City World Expo?
Der Smart City World Expo World Congress zählt zu den führenden internationalen Veranstaltungen, die sich mit der Entwicklung von Städten befassen. Dieses Jahr fand die Messe unter dem Motto „Cities made of Dreams“ zum 9. Mal statt. Lösungen für smarte Stadtplanungen und neue urbane Lebenskonzepte finden auf der Veranstaltung stets eine Ausstellungsfläche. Vom 19. – 21. November 2019 stellten 1.000 Unternehmen Konzepte und Technologien vor. Zu den namhaften Ausstellern gehörten Amazon, Bosch, Deloitte, Deutsche Telekom und Huawei.
Smart City ist ein riesiger Hype
Der Begriff „Smart City“ und alle damit verbundenen Stadtplanungen seien ein großer Hype. Diese Botschaft fiel ausgerechnet auf dem Smart City World Expo Congress in Barcelona. Dabei hat sich die Messe digitalen, vernetzten und effizienten Städten verschrieben. Das scheint aber kein Grund zu sein, die eigene Branche nicht auch mal zu reflektieren. Barcelona wird einmal im Jahr zum Hotspot für Metropolen und Städte auf der ganzen Welt. Neben Dubai, Singapur und Shanghai stellen auch vergleichsweise kleinere Städte wie Dortmund oder Duisburg ihre innovativen Konzepte vor, wie Technik und digitale Lösungen das Stadtleben verbessern können. Herausforderungen der Digitalisierung werden ebenfalls thematisiert. „Smart Cities werden übertrieben hochgejubelt“, sagte Charles Anderson , der als Berater in Singapur zwischen Städten, Banken und IT-Firmen vermittelt. „Aber sie sind die Zukunft“, erwähnte er im Nebensatz.
Strategie zur smarten City fehlt oftmals
Singapur findet sich in Rankings zu smarten Städten regelmäßig auf den vorderen Rängen wieder. So auch in der Rangliste des Marktforschungsunternehmens IMD, erstellt mit einer Universität aus Singapur. Eine weitere Untersuchung gibt Aufschluss über den generierten Umsatz durch Smart Cities. Zwischen 330 Millionen US-Dollar und 3,2 Milliarden US-Dollar sollen digitale, vernetzte Städte laut Roland Berger bis 2024 einnehmen. Wie Städte smart werden sollen, hat aber noch längst nicht jede Metropole auf der Agenda. Die Berater von Roland Berger identifizierten erst 153 Städte weltweit, die eine Strategie hin zur Smart City verfolgen. 15 gehen davon konkrete Ziele und Aktivitäten an, 8 setzen konkrete Pläne um. Hier ist also noch deutlich Luft nach oben. „Man kann eine Smart City nicht kaufen und es ist auch kein einzelnes Projekt, das bis zum Ende eines Budgets läuft, sondern eine Vision“, sagte Edwin Diender, Chief Digital Transformation Officer beim Netzausrüster Huawei.
Welche Punkte es für nachhaltige Megacities bedarf, haben wir in diesem Artikel beleuchtet.
Smart City World Expo vermittelt guten Eindruck, wie Städte digital profitieren
Die spanische Messe zeigt viele spannende Szenarien und Lösungen des modernen Wohnens in der Stadt. Zu den naheliegenden Anwendungen zählt eine Verkehrsüberwachung rund um die Johan Cruijf Arena in Amsterdam durch einen digitalen Zwilling der niederländischen Stadt. An seinem Stand präsentierte Huawei ein Dashboard mit Livedaten aus der Region um das Stadion. Farbcodes von Grün bis Rot, zeigen auf den Straßen das Verkehrsaufkommen. Die Zahl der aktuell freien Parkplätze wird durch eine Säule signalisiert. Livekamerabilder sind genauso integriert wie Zugdaten. Dank dieser Informationen versucht ein Team der Stadt den Verkehr um das Stadion zu lenken. Eine Mailänder Firma setzt hingegen auf bestehende Infrastruktur und wertet diese aufgrund neuer Technologie auf. Sprinx Technologies analysiert Bilder von bestehenden Verkehrsüberwachungskameras mithilfe maschinellen Lernens. So wird es möglich, Fahrzeuge zu zählen oder deren Geschwindigkeit zu messen.
Die dänische Stadt Aalborg setzt hingegen auf Solar. Das Start-up Montem hat 50 solarbetriebene Messstationen installiert. Dadurch zeigte sich, dass die Luftverschmutzung sprunghaft zunahm, wenn sich die Windrichtung änderte. Mit den Daten der Windrichtung und Luftverschmutzung wäre es möglich zu prüfen, ob sich das Industriegebiet im Westen der Stadt an Grenzwerte hält. „Je mehr Daten man korrelieren kann, umso genauer weiß man, wie die eigene Stadt lebt und atmet“, sagte Montem-CTO Laursen.
Dubai hat eigene Digitalisierungs-Behörde
Behördengänge verbinden viele Menschen mit lästigem Warten und umständlichen Prozessen. Dass das auch anders geht, zeigt Dubai. Die Stadt hat eine eigene Behörde, die allein dafür zuständig ist, alle anderen Behörden bei der Digitalisierung zu unterstützen. Den Autobesitz beim Verkauf zu übertragen, funktioniert in Dubai in wenigen Sekunden. Versicherungen oder Knöllchen wegen Falschparkens werden hier einfach via Smartphone beglichen.
Welche deutschen Großstädte bieten smarte Lösungen?
Hamburg ist deutschlandweit die fortschrittlichste Stadt. Die Hansestadt liegt an der Spitze des Bitkom Smart City Index, bei dem 81 deutsche Großstädte gelistet sind. Auf den Plätzen 2 und 3 finden sich Karlsruhe und Stuttgart. Berlin und München, von denen man doch eine Strategie zum digitalen Wandel eher erwarten würde, folgen erst danach. Ein Beispiel für innovative Smart City-Lösungen ist der emissionsfreie Paketversand für die Stuttgarter Innenstadt.
Raum für Experimente lassen
Auf der Smart City World Expo wurde eins deutlich: Technologie ist nicht alles. Damit Städte wirklich smart werden, bedarf es eines Kulturwandels. Städte seien sehr bürokratisch und viele Bürger haben Angst vor Fehlern und Veränderungen. Die Vorteile der Digitalisierung sollten klar kommuniziert werden. „Als Erstes musst du dich um die Kultur kümmern, Technologie ist der einfachste Part, wenn man etwas Neues implementieren will“, zitierte Charles Anderson sein Digitalteam. Wichtig seien Freiräume für Experimente und eine fehlertolerante Stadtplanung. Nur so kann auf lange Sicht jeder seine ideale Smart City gestalten.
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