Neue Nutzung von Formgedächtnislegierungen 01.07.2019, 14:53 Uhr

Smarter Stahl verhindert Erdbebenschäden

Das Bauwesen sucht schon seit langer Zeit nach Materialien, die extrem hohen Belastungen, wie einem Erdbeben, Stand halten können und das Gebäude schützen. Der Einsatz solcher Materialien scheiterte bislang an den zu hohen Kosten. Forschern an der Universität Kassel ist es nun gelungen, einen smarten Stahl zu entwickeln, der kostengünstig und in ausreichender Menge herstellbar ist.

Die Wissenschaftler (v.l.n.r.): Tizian Arold, Sebastian Degener, Prof. Dr.-Ing. Thomas Niendorf, Malte Vollmer.

Die Wissenschaftler (v.l.n.r.): Tizian Arold, Sebastian Degener, Prof. Dr.-Ing. Thomas Niendorf, Malte Vollmer.

Foto: Universität Kassel

Formgedächtnislegierung macht Betonbauten erdbebensicher

Stents, das sind Röhrchen aus speziellem Draht zur Stabilisierung von Adern, werden oft in zusammengequetschtem Zustand dahin gebracht, wo sie das Gewebe stützen sollen. Die Wärme des Körpers lässt sie auf ihr Nennmaß wachsen. Sie bestehen aus so genanntem Gedächtnismaterial, das eine einmal erlernte Form immer wieder annimmt, wenn es erwärmt oder anderweitig angeregt wird.

Eine solche Formgedächtnislegierung ließe sich auch nutzen, um Stahl- und Stahlbetonbauten erdbebensicher zu konstruieren. Nach Erschütterungen nehmen diese ihre alte Form wieder ein. Doch das Material ist extrem teuer. Daher wird es nur eingesetzt, wenn es weniger auf Kosten als auf Wirkung ankommt.

Kostengünstige Herstellung von großen Mengen

Künftig gibt es die Kosteneinschränkung nicht mehr. Thomas Niendorf, Professor am Institut für Werkstofftechnik an der Universität Kassel, der das Fachgebiet metallische Werkstoffe vertritt, und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Malte Vollmer haben gemeinsam mit Kollegen der Technischen Universität Bergakademie Freiberg und des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden eine Legierung entwickelt, die so kostengünstig ist, dass sie auch in großen Mengen bezahlbar ist.

Sie basiert auf einer Eisenlegierung, die bereits Formgedächtniseigenschaften besitzt. Sie nimmt ihre Anfangsgestalt wieder ein, wenn sie mechanisch angeregt wird. Eine Wärmezufuhr ist nicht nötig. Zunächst gelang es lediglich, kleine Proben dieses Materials herzustellen. Durch veränderte Produktionsschritte und zusätzliche Legierungszusätze gelang es, größere einkristalline Bauteile herzustellen, die ein mechanisches Formgedächtnis haben. Sie sind, wie Wissenschaftler sagen, pseudoelastisch.

Stellenangebote im Bereich Bauwesen

Bauwesen Jobs
ONTRAS Gastransport GmbH-Firmenlogo
Planungsingenieur (m/w/d) ONTRAS Gastransport GmbH
Leipzig Zum Job 
Abwasserverband Fulda-Firmenlogo
Ingenieur | Master (m/w/d) Wasserwirtschaft | Umwelt | Tiefbau Abwasserverband Fulda
Truma Gerätetechnik GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Technischer Property Manager (m/w/d) Truma Gerätetechnik GmbH & Co. KG
Putzbrunn Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abfallexperte (w/m/d) im Bereich Planung und Bau Die Autobahn GmbH des Bundes
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) im Bereich Straßenbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Nürnberg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) Straßenbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Nürnberg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur konstruktiver Ingenieurbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauüberwachungsingenieur (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Teamleitung (w/m/d) Konstruktiver Ingenieurbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Dillenburg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) Brückenprüfung Die Autobahn GmbH des Bundes
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Vertragsmanager*in Großprojekte Mobilität (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
LVR-Klinik Bedburg-Hau-Firmenlogo
Ingenieur / Ingenieurin (m/w/d) Fachrichtung Versorgungstechnik LVR-Klinik Bedburg-Hau
Bedburg-Hau Zum Job 
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.-Firmenlogo
Versorgungsingenieur/in, Elektroingenieur/in o. ä. (w/m/d) Projektsteuerung von Baumaßnahmen Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.
Klinikum Stuttgart-Firmenlogo
Leitung Servicecenter Bau & Engineering (m/w/d) Klinikum Stuttgart
Stuttgart Zum Job 
GELSENWASSER AG-Firmenlogo
Ingenieur*in Trinkwasser GELSENWASSER AG
Gelsenkirchen Zum Job 
Stadtwerke Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH-Firmenlogo
Technische Projektunterstützung mit IT-Assistenz (d/w/m) Stadtwerke Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH
Frankfurt am Main Zum Job 
re-green-Firmenlogo
Projektleiter:in Dekarbonisierung Großimmobilien re-green
Freie Universität Berlin-Firmenlogo
Architekt*in oder Bauingenieur*in (m/w/d) für die Gruppenleitung Hochbau Freie Universität Berlin
Technische Hochschule Mittelhessen-Firmenlogo
W2-Professur mit dem Fachgebiet Konstruktiver Ingenieurbau Technische Hochschule Mittelhessen
Gießen Zum Job 
RX-WATERTEC GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) der Fachrichtung Siedlungswasserwirtschaft RX-WATERTEC GmbH
Karlsruhe Zum Job 

Brücken und Bauwerke widerstehen Erdbeben

„Der smarte Stahl wird es erlauben, Brücken und Bauwerke in gefährdeten Regionen vor Schädigung und Zerstörung durch Erdbeben oder auch durch hohe Verkehrslasten zu schützen“, ist sich Niendorf sicher. Er sieht in dem neuen Material ein enormes Potenzial für die deutsche Wirtschaft: „Von Verbindungselementen für den Holz- und Massivbau bis zu Bewehrungselementen für Betonbauten ist der Einsatz denkbar. Die deutsche Stahlbranche setzt auf hochspezialisierte Stahlgüter, die Baubranche wählt ebenfalls hochentwickelte Baustoffe wie ultrahochfeste Betone. Ein hohes Interesse dieser in Deutschland wichtigen Branchen ist offensichtlich.

Der smarte Stahl könnte einem Verfahren Konkurrenz machen, Betonbrücken statt mit Stahl mit Kohlenstoffasern zu armieren. Diese sind, weil diese Fasern nicht korrodieren, weitaus langlebiger als etwa die maroden Autobahnbrücken bei Leverkusen und Duisburg. Sie können auch Schwingungen besser dämpfen.

Es geht auch mit Holz

Auch aus Holz lassen sich erdbebensichere Bauwerke errichten. Das Material nimmt durch Reibung und Verformung große Mengen an Energie auf, beispielsweise die Erschütterungen bei einem Erdbeben. Im Projekt Optimber-Quake hat Werner Seim, Professor des Fachgebiets für Bauwerkserhaltung und Holzbau an der Kasseler Hochschule, mit seinem Team die Voraussetzungen dafür geschaffen, diesen Werkstoff verstärkt in erdbebengefährdeten Gebieten einzusetzen. In einer aufwändigen Versuchsreihe mit hölzernen Wandelementen bis zu einer Größe von 2,50 Metern ermittelten die Forscher Berechnungsgrundlagen für die Konstruktion von Gebäuden, die Erschütterungen aushalten, wie sie in realen Erdbeben in Japan, USA und Italien vorgekommen sind. Die Holzwirtschaft in Deutschland und die EU finanzierten das Projekt mit 800.000 Euro, von denen 480.000 nach Kassel flossen.

Montagegeschwindigkeit, Qualitätssicherung durch Leichtbau und Vorfertigung, die Umweltverträglichkeit des Baustoffs und die langfristige Bindung des darin gespeicherten Kohlendioxids sind für Seim wichtige Argumente für das Bauen mit Holz.

Weitere Themen:

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.