So könnten wir in Zukunft wohnen: Erstes Smart-City-Quartier fast fertig
Im niedersächsischen Harsefeld entsteht derzeit die Ökosiedlung „SmartCity“. Das Bauunternehmen Viebrockhaus will in dem Ort gemeinsam mit Green Planet Energy und der Gesellschaft für innovatives Bauen neue Maßstäbe setzen in Sachen umweltfreundlichem Bauen, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit.
18 Einfamilienhäuser sollen im Laufe des Herbst 2023 komplett fertiggestellt sein. Sie entsprechen alle der Effizienzhaus-Stufe 40. Das bedeutet: Sie benötigen nur 40 Prozent an Primärenergie im Vergleich zu einem Referenzgebäude. Sie verfügen damit über einen sehr guten Wärmeschutz und gemäß den Standards der kfw erfüllt eine solche Immobilie die Anforderungen an die Nachhaltigkeit. Das Bauunternehmen Viebrockhaus betrachtet die selbst gebaute und bald fertiggestellte Ökosiedlung in Harsefeld als „ein Paradebeispiel für den Einsatz modernster Technologien und umweltfreundlicher Baupraktiken“. Sogar auf der 26. UN-Klimakonferenz wurde das Projekt vorgestellt, was den Einfluss auf die globale Bauszene unterstreichen soll.
Sensoren ermitteln: Innenstädte brauchen Schatten
Die Projektpartner achteten in der gesamten Herstellungskette darauf, möglichst wenig CO2-Emissionen zu verursachen. So gelang es, allein bei der Betonproduktion die Emissionen um 50 Prozent zu reduzieren. Hinzu kommen recycelte Materialien, zum Beispiel bei den Fensterrahmen. Hinsichtlich der Wärmeversorgung ist die Ökosiedlung so konzipiert, dass diese ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe gewährleistet werden kann. E-Mobilität ist darüber hinaus ein weiterer Faktor.
Öko-Siedlung: Gründach auf der einen – PV-Anlage auf der anderen Seite
Die Häuser haben zum Beispiel ein Energie- und ein Gründach. Das bedeutet: Auf der einen Seite des Daches erzeugt eine Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) Strom und auf der anderen Seite ist das Dach begrünt. Das sorgt nicht nur für ein angenehmes Raumklima und einen natürlichen Kühleffekt im Sommer, sondern dient auch als ökologische Ausgleichsfläche dem Erhalt der Artenvielfalt. Die PV-Anlage wird in diesem Fall aber nicht wie sonst häufig üblich auf Dachpfannen aufmontiert, sondern ist als Volldach-Anlage gedacht. Dadurch können nach Angaben von Viebrockhaus mehr als fünf Tonnen Dachpfannen eingespart werden. Die Unterkonstruktion sei ökologisch, damit die Solarzellen einerseits voll leistungsfähig seien und andererseits das Dach vollkommen dicht bleibe. Das begrünte Steildach entsteht immer auf der sonnenabgewandten Seite. Als Unterkonstruktion kommt recycelter Kunststoff zum Einsatz, auf den dann sogenannte Sedum-Pflanzen sich ausbreiten können. Auf diese Art und Weise lasse sich Regenwasser auffangen, was in Zeiten von Wasserknappheit und sinkenden Grundwasserspiegeln künftig vermutlich noch mehr an Relevanz gewinne. Deshalb sind in den Gärten der SmartCity auch Zisternen eingebaut.
Für die Streifenfundamente setzt Viebrockhaus nach eigenen Angaben eine Untersohlendämmung mit umlaufendem Frostschirm ein. Dadurch sei man in der Lage, jedes Jahr mehrere tausend Tonnen Beton einzusparen. Darüber hinaus bestehe der Frostschirm nicht aus einer herkömmlichen Dämmung, sondern aus einer PET-Dämmung, die aus recycelten PET-Flaschen produziert werde. Auf diese Art und Weise spare man weitere wertvolle Ressourcen ein. Diese Variante nutzt das Unternehmen nach eigenen Angaben bei allen Bauprojekten und nicht nur bei der aktuellen Ökosiedlung in Harsefeld.
In der Öko-Siedlung kommen recycelte Baumaterialien zum Einsatz
Gerade beim Häuserbau werden zahlreiche Rohstoffe benötigt. Darüber hinaus entstehen zig Tonnen Abfälle unterschiedlicher Art. Viebrockhaus setzt genau dort an und bereitet Materialien wie Mauerziegel aus Abrissobjekten neu auf, nutzt zurückgelieferte Steine, die zum Beispiel aufgrund farblicher Abweichungen nicht auf der Baustelle verwendet wurden. Sogar alte Fensterrahmen bekommen geschreddert und neu gefertigt ein zweites Leben in der Öko-Siedlung.
Vernetzte Häuser in der Ökosiedlung für optimale Energienutzung
Da die 18 Häuser der Ökosiedlung mehr Strom erzeugen, als jedes einzelne Haus benötigt, ist geplant, diesen Strom allgemein zur Verfügung zu stellen. Zum Beispiel wird so auch das E-Auto aufgeladen, das zur Siedlung gehört und alle Bewohnerinnen und Bewohner kostenlos benutzen dürfen. Darüber hinaus sind die Häuser alle miteinander vernetzt, damit eine möglichst optimale Energieverteilung und -nutzung möglich sei.
Die Projektpartner betrachten dieses klimaneutrale Wohnkonzept als Vorreiter. Doch erst, wenn die Häuser bezogen sind und die Menschen einige Jahre darin wohnen, lassen sich weitere Schlüsse ziehen. Denn die Siedlung soll wichtige Daten liefern, um Projekte dieser Art in Zukunft noch nachhaltiger und effizienter zu gestalten. Ziel sei es, Lebensqualität für Bewohnerinnen und Bewohner zu bieten und gleichzeitig Ressourcen zu schonen sowie möglichst nachhaltig und energieeffizient zu bauen.
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