Spektakuläre Sprengung eines Hochhauses in der Frankfurter City
Wenn der Plan aufgeht, wird am Sonntag, 2. Februar 2014, mit dem AfE-Turm der Frankfurter Goethe-Universität das höchste jemals in Europa gesprengte Gebäude nach einer Explosion in sich zusammensinken. Und das mitten in Frankfurt. 40.000 Besucher werden zu diesem spektakulären Ereignis erwartet. Update: Alles ist nach Plan gelaufen, der Uni-Turm liegt am Boden.
Um Punkt 10 Uhr wird Sprengmeister Eduard Reisch den entscheidenden Knopf auf seinem Zündcomputer drücken. Dann werden fast eine Tonne Sprengstoff den 116 Meter hohen Turm der Gesellschafts- und Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Frankfurter Universität wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen lassen. Die bombastische Aktion ist eine Sprengung der Superlative: Ein derart hohes Gebäude ist in Europa noch nie gesprengt worden.
Es ist eine gewaltige Menge, der Sprengmeister Resch da zu Leibe rückt. 50.000 Tonnen Baumaterial fallen am Sonntagvormittag binnen weniger Sekunden zu Boden. „Bei dem, was wir tun, gibt es niemals 100 Prozent Sicherheit. Aber es gibt Wahrscheinlichkeiten. Und bei diesem Gebäude liegen sie bei über 99 Prozent, dass alles so läuft wie geplant“, erklärt Eduard Resch, der betont, solche Gebäudesprengungen schon seit 28 Jahren zu machen.
950 Kilogramm Sprengstoff verteilt in 1403 Bohrlöcher
Trotzdem ist die Sprengung dieses Turms, der 1972 auf der Ecke Georg-Voigt-Straße und Senckenberganlage errichtet wurde, nicht trivial. Das Hochhaus hat außen ein Skelett aus 20 Stahlbetonstützen, jede bis zu anderthalb Meter dick. Insgesamt verstaut Reisch 950 Kilogramm Sprengstoff in 1403 Bohrlöcher. In die exakt platzierten Löcher an den Stützen stecken jeweils zwischen 0,4 und 1,2 Kilogramm Sprengstoff.
Die Mitte des Hochhauses ist ein massiver Stahlbetonkern, in dessen Innerem sich die Treppenhäuser und Aufzüge befinden. An diesem Stahlbetonkern sind die Etagendecken befestigt. „Um diesen Kern zu sprengen, sind bis zu drei Meter tiefe Bohrlöcher nötig, die wir mit Nitropenta füllen – einem extrem starken Sprengstoff mit einer Detonationsgeschwindigkeit von 6000 Metern pro Sekunde“, erklärte der 52-Jährige Reisch dem Spiegel.
Gutachten und Statiker sehen keine Gefahr für die Umgebung
Gutachter und Statiker haben untersucht, ob eine Sprengung des Hochhauses für die Umgebung gefährlich werden könnte. Nach ihren Expertisen werden die Erschütterungen durch die Explosion nichts zerstören. Weder ein U-Bahn-Schacht in unmittelbarer Nähe, noch die Sternwarte der Universität werden Schaden nehmen und auch die Glasfront des benachbarten Marriot-Hotels wird demnach nicht beschädigt. Auf dessen Dach wird Sprengmeister Reisch am Sonntagvormittag mit seinem Zündcomputer hocken. Ein erstes Signal per Funk zündet dann den Sprengstoff in den Stützpfeilern. Damit keine Betonteile durch die Gegend fliegen, hat Reisch spezielle Tücher am Turm angebracht. Diese sind einigermaßen solide und halten was aus. Sie sind aus reißfestem Material und wiegen jeweils 350 Kilogramm.
Wassernebel aus 25.000 Litern Wasser soll den Staub einfangen
3,5 Sekunden nach dem ersten Knall detoniert das Nitropenta in den beiden Bohrlöchern im Kern. Die Wirkung ist die, als würde man mit einer Riesenaxt an zwei Stellen in den Gebäudekern schlagen. Der obere Teil des Turms soll so nach Norden, der untere Teil nach Süden kippen. Der Gebäudekern wird dadurch praktisch zusammengefaltet. Um die extreme Staubbelastung zu begrenzen sollen Tanks mit rund 25.000 Liter Wasser im Hochhaus verteilt und mit gesprengt werden. Dadurch soll sich über dem Turm ein über 25 Meter hoher Wassernebel bilden.
Der Turm, der seit 1972 die Abteilung für Erziehungswissenschaft beherbergte und deshalb AfE-Turm genannt wird, muss aus städtebaulichen Gründen weichen. Der Wohnungs- und Immobilienkonzern der Stadt Frankfurt, die ABG Frankfurt Holding, hatte das 16,5 Hektar große Areal des Campus Mitte 2011 vom Land Hessen erworben, um eine städtebaulich anspruchsvolle Verbindung zwischen dem Westend und Bockenheim zu schaffen.
Der Hessische Rundfunk überträgt die Sprengung live
Dass die Sprengung des 36-stöckigen Hochhauses die Massen elektrisiert, versteht sich. Frankfurt erwartet rund 40.000 Schaulustige, der Hessische Rundfunk wird die Sprengung ab 9.45 Uhr live übertragen. Allerdings muss das Wetter mitspielen. Ansonsten gibt es einen Ausweichtermin. Es ist der Sonntag in 14 Tagen, der 16. Februar.
Ein Beitrag von: