Linde und Heidelberg Materials 20.06.2024, 14:50 Uhr

Start der ersten großtechnischen Anlage zur CO2-Abscheidung und -Verwertung in der Zementproduktion

Linde und Heidelberg Materials haben in Lengfurt den ersten Spatenstich für die weltweit erste großtechnische Anlage zur Abscheidung und Verwertung von CO₂ in der Zementindustrie gesetzt. Die Anlage soll jährlich 70.000 Tonnen CO₂ abtrennen und damit einen bedeutenden Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen leisten.

Spatenstich für die weltweit erste großtechnische Anlage zur Kohlenstoffabscheidung und -nutzung in der Zementindustrie. Foto: Heidelberg Materials

Spatenstich für die weltweit erste großtechnische Anlage zur Kohlenstoffabscheidung und -nutzung in der Zementindustrie.

Foto: Heidelberg Materials

Am 20. Juni setzten Linde und Heidelberg Materials den ersten Spatenstich für die weltweit erste großtechnische Anlage zur Abscheidung und Verwertung von Kohlendioxid (CO₂). Die neue Anlage in Lengfurt wird jährlich 70.000 Tonnen CO₂ abtrennen. Diese Menge entspricht einem erheblichen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen der Zementindustrie, die laut einer Studie des Oxford Institute for Energy Studies für sieben Prozent der weltweiten industriellen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.

Pionierarbeit in der CO₂-Abscheidung und -Nutzung

Die Entwicklung der Technologie ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen Linde, Heidelberg Materials und BASF. Die Anlage nutzt die „OASE Blue“-Technologie von BASF, ein fortschrittliches Verfahren zur CO₂-Abtrennung. Diese Technologie kommt hier erstmals in einer großtechnischen Anlage zum Einsatz.

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Das Gemeinschaftsunternehmen Capture-to-Use (Cap2U) von Linde und Heidelberg Materials betreibt die Anlage. Das innovative Verfahren umfasst auch das patentierte „OASE Aerozondesign“, das staub- und aerosolbedingte Emissionen aus dem Gasstrom reduziert. Andreas Northemann, Leiter des weltweiten Gasbehandlungsgeschäfts von BASF, betonte die Bedeutung dieser Zusammenarbeit und die Rolle der „OASE“-Technologien für eine nachhaltigere Zukunft.

Für die Realisierung dieses Projekts erhalten Linde und Heidelberg Materials erhebliche Unterstützung. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz stellt im Rahmen des Förderprogramms Dekarbonisierung in der Industrie rund 15 Millionen Euro bereit. Diese Investitionen sind ein wichtiger Schritt zur Reduzierung der CO₂-Emissionen in einer Industrie, die bisher als schwer abbaubar galt.

Stimmen zum Spatenstich

Bei der Zeremonie in Lengfurt waren prominente Vertreter der beteiligten Unternehmen anwesend. Christian Knell, Geschäftsführer von Heidelberg Materials Deutschland, hob hervor, dass diese Anlage ein Pionierprojekt darstellt. „Mit der hier in Lengfurt eingesetzten Aminwäsche demonstrieren wir erstmals in der Zementindustrie in Deutschland die Abscheidung und Nutzung von CO₂ im industriellen Maßstab,“ sagte Knell. Das abgeschiedene CO₂ wird so aufbereitet, dass es in der Lebensmittelindustrie wiederverwendet werden kann. Dies ist ein bedeutender Schritt zur Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks von Heidelberg Materials.

Andreas X. Müller, Geschäftsführer von Linde Gas Deutschland, unterstrich die Bedeutung der Kooperation: „Dank unserer Expertise entlang der gesamten CO₂-Wertschöpfungskette unterstützen wir unsere Kunden in schwer abbaubaren Branchen bei ihren Dekarbonisierungsbemühungen.“ Müller betonte, dass diese Anlage ein wichtiger Meilenstein sei, um die Treibhausgasemissionen in der Zementindustrie zu reduzieren und gleichzeitig die Versorgung mit qualitativ hochwertigem CO₂ zu sichern.

Weitere Projekte zur Kohlendioxid-Abscheidung in der Zementproduktion

Die Dekarbonisierung der Zementindustrie ist ein zentrales Ziel. Eine Möglichkeit besteht darin, das bei der Zementherstellung entstehende CO₂ wie bei der geplanten Anlage in Lengfurt abzufangen und zu nutzen (Carbon Capture and Utilization, CCU) oder es in den Untergrund zu pressen. In Brevik, Norwegen, wird bald die weltweit erste großtechnische Zementproduktionsanlage fertiggestellt, die CO₂ abscheidet und speichert (Carbon Capture and Storage, CCS). Pro Jahr sollen dort 400.000 Tonnen CO₂ speicherfähig gemacht werden. Auch Heidelberg Materials ist an diesem Projekt beteiligt.

In Deutschland wurde CCS lange Zeit skeptisch betrachtet, da die Risiken einer dauerhaften Speicherung im Erduntergrund nicht ausreichend erforscht sind. Im Mai 2024 verabschiedete das Kabinett jedoch eine Carbon-Management-Strategie. Die wichtigsten Maßnahmen dieser Strategie umfassen:

  • Beseitigung der bisherigen Hürden für den Transport und die Speicherung von Kohlendioxid sowie Festlegung von Leitplanken für die Nutzung.
  • Künftige Speicherung auf hoher See außerhalb von Meeresschutzgebieten bei nachgewiesener Standorteignung, während dies an Land nur mit „Opt-in“-Option einzelner Bundesländer möglich ist.
  • CCS/CCU muss im Einklang mit den Zielen zur Minderung der Treibhausgasemissionen stehen, und die Bundesregierung setzt weiterhin auf den Ausbau erneuerbarer Energien.
  • Die Anwendung von CCS/CCU bei gasförmigen Energieträgern oder Biomasse ist als Übergang zu einem klimaneutralen Stromsystem möglich.
  • Kein Zugang zu CO₂-Pipelines und CO₂-Speichern für Emissionen aus der Energieerzeugung aus Kohle.
  • Keine staatliche Förderung für CCS/CCU bei fossilen Energieträgern betriebenen Kraftwerken, mit Fokus auf schwer oder nicht vermeidbare Emissionen.

Heidelberg Materials plant bereits sein erstes CCS-Projekt in Deutschland. Das Projekt „GeZero“ wird im nordrhein-westfälischen Geseke umgesetzt, wo der Konzern ein herkömmliches Zementwerk betreibt. Der Bau der CO₂-Abscheideanlage soll 2026 beginnen und die Inbetriebnahme ist für 2029 geplant. Diese Anlage könnte jährlich rund 700.000 Tonnen CO₂ einfangen. Der EU-Innovationsfonds unterstützt das Projekt mit 191 Millionen Euro.

Das abgeschiedene CO₂ soll zunächst nach Wilhelmshaven transportiert werden, wo Wintershall Dea ab 2027 einen „CO₂-Hub“ als Zwischenlager betreiben will. Von dort aus wird es zur dauerhaften Lagerung in Speicherstätten in der Nordsee gebracht. Der Transfer von Geseke nach Wilhelmshaven soll zunächst per Bahn erfolgen, bis die geplante Pipeline-Infrastruktur fertiggestellt ist.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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