Hoch porös 24.03.2016, 09:37 Uhr

Statt Styropor: Häuser dämmen mit Schilfgras im Putz

Noch werden Häuser mit Styropor-Platten eingepackt, die in 40 Jahren auf dem Sondermüll landen. Vielleicht genügt zur Dämmung demnächst auch ein Fassadenputz, in den chinesisches Schilfgras hineingerührt wird. Das Gras hat so viele Poren, dass es ein idealer Dämmstoff ist.

Nehmen den neuartigen Dämmputz aus Miscanthus-Partikeln in Augenschein: Prof. Ralf Pude (l.) von der Universität Bonn und Michael Petry von der Firma Petry Oberflächentechnik.

Nehmen den neuartigen Dämmputz aus Miscanthus-Partikeln in Augenschein: Prof. Ralf Pude (l.) von der Universität Bonn und Michael Petry von der Firma Petry Oberflächentechnik.

Foto: Volker Lannert/Uni Bonn

Den Putz mit hervorragenden Dämmeigenschaften entwickeln derzeit Agrarwissenschaftler der Universität Bonn um Professor Ralf Pude und den Meckenheimer Entwickler Michael Petry. Üblichen Fassadenputz reichern sie mit Partikeln aus Chinaschilf an, das den wissenschaftlichen Namen Miscanthus x giganteus trägt.

Miscanthus hat eine für einen Dämmputz hervorragende Eigenschaft. Einer seiner Bestandteile, das sogenannte schwammartige Parenchym, ist extrem porös. Wenn diese Poren mit Luft gefüllt sind, wirkt das Material wie ein hoch effizienter Dämmstoff. Doch in normalem Putz, der mit Wasser angerührt wird, füllen sich die Poren mit Wasser. Die Dämmwirkung ist dahin.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur als Fachexperte Umweltschutz (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Hasse & Wrede GmbH-Firmenlogo
Torsional Vibration Solution Architect (m/f/d) Hasse & Wrede GmbH
Berlin (Home-Office) Zum Job 
Hasse & Wrede GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur für Torsionsschwingungslösungen (m/w/d) Hasse & Wrede GmbH
Berlin (Home-Office) Zum Job 
MicroNova AG-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Electrical Engineering / Elektrotechnik MicroNova AG
Vierkirchen Zum Job 
JOSEPH VÖGELE AG-Firmenlogo
Konstruktionsingenieur (m/w/d) Maschinenbau JOSEPH VÖGELE AG
Ludwigshafen am Rhein Zum Job 
NORMA Group Holding GmbH-Firmenlogo
Product Design Engineer (m/f/d) NORMA Group Holding GmbH
Maintal Zum Job 
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) - Teilprojektleitung für Bauprojekte DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) konstruktiver Ingenieurbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur mit Bachelor (m/w/d) Bundeswehr
keine Angabe Zum Job 
SARPI Deutschland GmbH-Firmenlogo
Junior-Betriebsingenieur/Verfahrensingenieur Prozesstechnik (m/w/d) SARPI Deutschland GmbH
Cummins Deutschland GmbH-Firmenlogo
Application Engineer (m/w/d) Systems / Software für Nutzfahrzeuge Cummins Deutschland GmbH
Nürnberg Zum Job 
Jülich Forschungszentrum-Firmenlogo
Revisor mit Schwerpunkt Baurevision oder IT-Revision (w/m/d) Jülich Forschungszentrum
Jülich bei Köln Zum Job 
Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur mit Bachelor (m/w/d) Bundeswehr
keine Angabe Zum Job 
MKH Greenergy Cert GmbH-Firmenlogo
Projekt-Ingenieur (m/w/d) in der Anlagenzertifizierung MKH Greenergy Cert GmbH
Hamburg Zum Job 
Schleifring GmbH-Firmenlogo
Vertriebsingenieur (m/w/d) Schleifring GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
mondi-Firmenlogo
Junior Anwendungstechniker (m/w/x) mondi
Steinfeld Zum Job 
Energieversorgung Leverkusen GmbH & Co.KG-Firmenlogo
Technische Mitarbeiter Vertragsmanagement (m/w/d) Energieversorgung Leverkusen GmbH & Co.KG
Leverkusen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (m/w/d) für Straßenausstattungsanlagen und Verkehrsführung Die Autobahn GmbH des Bundes
Osnabrück Zum Job 
Sprint Sanierung GmbH-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Großschäden Sprint Sanierung GmbH
Düsseldorf Zum Job 

Um das zu verhindern, werden die Miscanthus-Teilchen zunächst imprägniert, so wie man es etwa mit Schuhen macht, um sie vor dem Durchnässen zu schützen. Dann können sie mit dem zunächst pulverförmigen Putz vermischt werden. Das Wasser, mit dem er angerührt wird, kann dank der Imprägnierung nicht in die Poren vordringen.

Ziel ist ein industriell einsetzbarer Putz

„Jetzt müssen wir die optimale Kombination aus Putz und Miscanthus-Teilchen finden“, sagt Petry. „Das ist eine durchaus sportliche Aufgabe.“ Ziel ist ein Putz, der industriell verarbeitet, also auf die zu verputzende Wand gespritzt werden kann. Derzeit experimentieren die Forscher mit einem zwei Zentimeter starken Putz. Der soll bereits hervorragende Dämmwirkung entfalten. Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen wollen die Forscher noch keine Zahlen nennen.

Häuser in ganz Deutschland erhalten Wärmedämmung, um die Wärmedämmvorschriften der Bundesregierung einzuhalten. In 80 Prozent der Fälle kommt das günstige und feuergefährliche Polystyrol zum Einsatz.

Häuser in ganz Deutschland erhalten Wärmedämmung, um die Wärmedämmvorschriften der Bundesregierung einzuhalten. In 80 Prozent der Fälle kommt das günstige und feuergefährliche Polystyrol zum Einsatz.

Quelle: Armin Weigel/dpa

Das wäre besonders für Altbauten eine gute Nachricht. Denn Fenster wirken bei Dämmung mit dicken Styroporplatten wie dunkle Schießscharten, der Lichteinfall sinkt und längst sind historische, schöne Fassaden unter Styropor verschwunden. Außerdem sind die Styroporplatten feuergefährlich. In Test hielten Fassaden, die mit Polystyrol-Dämmplatten verkleidet sind, nicht lange einem Feuer stand. Bereits nach 15 Minuten stand die gesamte Fläche lichterloh in Flammen.

Putze mit Schilfgras sind schon im Einsatz

Putze, die mit Miscanthus angereichert sind, gibt es bereits. Sie müssen allerdings von Hand aufgetragen werden und haben nicht die gleiche Dämmwirkung, weil zumindest ein Teil der Poren zerstört ist.

„Die Miscanthus-Pflanze nimmt uns bereits große Teile der Produktion ab – sie liefert ein Halbfertigprodukt auf dem Feld“, sagt Petry. Die Entwickler haben den Miscanthus-Putz vor einigen Monaten zum Patent angemeldet. „Wir stehen kurz vor dem Durchbruch zu einzigartigen Hochleistungsdämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen, bei der die Pflanzen den sonst notwendigen Primärenergieeinsatz leisten“, sagt Pude. Chinaschilf könnte also beim Gelingen der Energiewende helfen.

Rohrkolben (Typha) eignet sich als Dämmmaterial. In der Natur baut die Sumpfpflanze Kohlenwasserstoffe und andere organische Schadstoffe ab.

Rohrkolben (Typha) eignet sich als Dämmmaterial. In der Natur baut die Sumpfpflanze Kohlenwasserstoffe und andere organische Schadstoffe ab.

Quelle: dpa

Übrigens wächst das asiatische Gras, das bis zu vier Meter hoch wird, auch in unseren Breiten ausgesprochen gut und schnell. „Im Winter reifen die Halme ab und liefern einen außergewöhnlich stark strukturierten Porenraum“, so Prof. Pude. Derzeit wird das Gras auf 3000 Hektar angebaut. Zu wenig, um größere Mengen Dämmputz herzustellen.

Fraunhofer-Forscher setzen auf Rohrkolben

Ebenfalls auf Naturmaterial zur Dämmung setzen Fraunhofer-Forscher. Sie nutzen Rohrkolben, die ebenfalls sehr porös sind und sich deshalb gut zu Dämmplatten verarbeiten lassen.

 

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.