Tiefbauprojekt bei Salzgitter AG spart Tonnen CO2 ein
Die Salzgitter AG baut derzeit den ersten klimaschonenden Elektrolichtbogenofen. Schon beim Bau des Ofens wird jede Menge CO2 eingespart.

Schon beim Bau des neuen Elektrolichtbogenofens der Salzgitter AG wird auf Nachhaltigkeit geachtet.
Foto: PORR
Die Salzgitter AG realisiert derzeit ein zukunftsweisendes Projekt zur emissionsarmen Stahlherstellung. Am Standort Salzgitter entsteht im Rahmen des Programms SALCOS® (Salzgitter Low CO₂ Steelmaking) der erste Elektrolichtbogenofen des Konzerns. Dieser Ofen ist ein zentraler Baustein der Strategie, die CO₂-Emissionen in der Stahlproduktion deutlich zu senken.
Doch der Klimaschutz beginnt hier nicht erst beim Einschmelzen des Metalls. Bereits bei den vorbereitenden Bauarbeiten wird auf Nachhaltigkeit geachtet. Ein gutes Beispiel dafür liefert der Spezialtiefbau, den die PORR AG übernommen hat. Durch gezielte Anpassungen in der Planung und Ausführung konnten dort rund 2.740 Tonnen CO₂-Äquivalent eingespart werden.
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Effiziente Planung senkt Materialeinsatz
Ein wesentlicher Bestandteil des Bauprojekts war die Errichtung einer rund 13 Meter tiefen Baugrube. Sie wurde in Schlitzwandbauweise realisiert, eine Methode, bei der massive Betonwände in den Boden eingebracht werden, um die Baugrube zu sichern. Diese Wände, sogenannte Barette, sind hier besonders massiv ausgeführt – 1,5 Meter dick – und dienen künftig als dauerhafter Tiefbunker unter der Umschlaghalle.
Die ursprüngliche Planung sah die Gründung mit 84 Großbohrpfählen von 120 Zentimetern Durchmesser vor. Doch durch eine Optimierung in enger Abstimmung mit der Bauherrin und den beteiligten Fachplanenden entschied sich das Team für eine andere Lösung: 110 sogenannte Frankipfähle NG® mit einem Durchmesser von 71 Zentimetern. Diese sogenannten Megapfähle benötigen deutlich weniger Beton – rund 71 % weniger als bei der ursprünglichen Lösung.
Betonmenge senken, Emissionen reduzieren
Der Unterschied macht sich bemerkbar: Allein durch das geringere Betonvolumen der neuen Pfähle konnten 441 Tonnen CO₂-Äquivalent eingespart werden – das entspricht einer Reduktion von 58 % gegenüber der ursprünglichen Planung. Zusätzlich wurde anstelle eines herkömmlichen Zements (CEM I) ein klinkerarmer Zementtyp (CEM III/B) verwendet. Auch dieser trägt zur CO₂-Einsparung bei, da bei seiner Herstellung deutlich weniger energieintensiver Klinker zum Einsatz kommt.
Ein weiterer nachhaltiger Schritt: Die ursprünglich vorgesehene Unterwasserbetonsohle wurde durch eine sogenannte Weichgelsohle ersetzt. Dieses Verfahren benötigt weniger Beton und reduziert dadurch ebenfalls den Ressourcenverbrauch und den CO₂-Ausstoß.
In Summe führten diese bautechnischen Änderungen zu einer Einsparung von rund 2.740 Tonnen CO₂-Äquivalent. Das zeigt, wie viel Potenzial bereits in der Planung und Ausführung von Tiefbauarbeiten steckt – wenn Nachhaltigkeit von Anfang an mitgedacht wird.
Ein Ofen mit Zukunft
Nicht nur beim Bau, auch beim späteren Betrieb des Elektrolichtbogenofens steht die Emissionsreduzierung im Fokus. Im Gegensatz zum klassischen Hochofen arbeitet der Elektrolichtbogenofen nicht mit Kohle, sondern mit Strom. Der Lichtbogen wird durch Graphitelektroden erzeugt, die in den Ofen abgesenkt werden. Durch einen Stromfluss entsteht ein Lichtbogen, der Temperaturen bis zu 3.500 °C erreicht. Diese Hitze reicht aus, um Schrott oder Roheisen einzuschmelzen und Stahl zu produzieren – ganz ohne Koks und andere fossile Brennstoffe.
Der große Vorteil: Der Ofen kann flexibel mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben werden. Das ermöglicht nicht nur eine CO₂-arme Produktion, sondern auch eine bessere Integration von Recyclingprozessen, da der Ofen besonders gut für das Einschmelzen von Stahlschrott geeignet ist.
Nachhaltigkeit als Teil der Verantwortung
Die PORR sieht nachhaltiges Handeln als Teil ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Besonders in der Bauindustrie, die weltweit für einen großen Teil der CO₂-Emissionen verantwortlich ist, können gezielte Maßnahmen wie diese viel bewirken. Das Projekt in Salzgitter zeigt, wie technische Innovation und ökologisches Denken zusammenwirken können.
„Der Megapfahl ist ein effizientes Pfahlsystem, das natürliche Ressourcen schont und CO₂-Emissionen erheblich reduziert“, so das Unternehmen.
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