Tunnelbau 22.10.2010, 19:49 Uhr

Trotz großer Schwierigkeiten Tunnelbau mit Schweizer Präzision

Der Gotthard-Basistunnel unterquert die Alpen auf einer Länge von 57 km und verbindet das Nordportal in Erstfeld (Kanton Uri) und das Südportal in Bodio (Tessin). Mit einer Felsüberlagerung von bis zu 2500 m ist der Tunnel auch der tiefste bisher gebaute Eisenbahntunnel der Welt. Im Herbst 2017 soll der Hochgeschwindigkeitsbahnverkehr durch die Alpen seinen Dienst aufnehmen.

Der Durchschlag erfolgte an der Grenze zwischen den Baulosen Faido und Sedrun, etwa auf halber Tunnelstrecke, mit einer Abweichung von nur 8 cm in der Horizontalen und 1 cm in der Vertikalen. Dabei war die Machbarkeit des Basistunnels lange umstritten: „Die als bautechnisch anspruchsvoll geltenden Zonen der Urseren Garvera Zone, vor allem aber des nördlichen Tavetscher Zwischenmassivs und die Piora-Mulde lösten große öffentliche Diskussionen über die Machbarkeit des Gotthard-Basistunnels aus“, so Heinz Ehrbar, Leiter Tunnel- und Trassenbau Gotthard der AlpTransit Gotthard AG.

Beide Zonen wurden mit Erkundungsbohrungen aufwendig untersucht. Die Priora-Mulde auf der Südstrecke ist ein mit zuckerförmigem Dolomit und Wasser gefüllter Trichter, der weit in das Felsmassiv hinab recht. Sondierungsbohrungen wurden niedergebracht, um festzustellen, wie weit diese Störzone in den Berg hineinragt. Außerdem wurde von der Kantonalstraße aus ein rund 5,5 km langer Stollen auf die Störzone vorgetrieben. Als sie im Jahr 1996 angebohrt wurde, schoss das Wasser-Dolomit-Gemisch mit einem Druck von 150 bar auf die Straße. Die Medien schrieben vom „D-Day at Piora Beach“.

Die Mineure, wie die Tunnelbauer in der Schweiz genannt werden, handeln ständig im Spannungsfeld zwischen hochpräziser Planung und unzähligen Unwägbarkeiten. Gemäß ihrer Erkenntnis „Vor der Hacke ist es duster“ können trotz aller Vorerkundungen immer wieder unvorhergesehene Schwierigkeiten auftreten. So wurde der Vortrieb am Gotthard auf der Südseite gleich zu Beginn – nach nur 200 m – im Februar 2003 durch brüchiges Gestein ausgebremst.

Das Auf und Ab im Berg nahm kein Ende. Auf gute Vortriebsgeschwindigkeiten von 560 m je Monat bei einer Penetration von bis zu 12 mm je Umdrehung folgten schwierigere Passagen mit einer Penetration von teilweise nur 3 mm je Umdrehung und 140 m Vortrieb im Monat.

Stellenangebote im Bereich Bauwesen

Bauwesen Jobs
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur als Geschäftsbereichsleitung (w/m/d) Planung Die Autobahn GmbH des Bundes
Bad Gandersheim Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) im Bereich Straßenbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Nürnberg Zum Job 
Stadt Fellbach-Firmenlogo
Tiefbauingenieur*in (m/w/d) Stadt Fellbach
Fellbach Zum Job 
IngenieurGruppe Bauen / Beratende Ingenieure PartG mbB-Firmenlogo
Bauingenieur:in - Betoninstandsetzung IngenieurGruppe Bauen / Beratende Ingenieure PartG mbB
Mannheim, Karlsruhe Zum Job 
IngenieurGruppe Bauen / Beratende Ingenieure PartG mbB-Firmenlogo
Bauingenieur:in Brückenbau / Ingenieurbau (m/w/d) IngenieurGruppe Bauen / Beratende Ingenieure PartG mbB
Karlsruhe, Berlin, Freiburg, Mannheim Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abteilungsleitung Streckenplanung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Desitin Arzneimittel GmbH-Firmenlogo
Projektmanager Gebäudeautomation (m/w/d) Desitin Arzneimittel GmbH
Hamburg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Straßenplaner/in (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Heilbronn Zum Job 
Desitin Arzneimittel GmbH-Firmenlogo
Projektmanager TGA (m/w/d) Desitin Arzneimittel GmbH
Hamburg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) Bauwerkserhaltung und -prüfung Die Autobahn GmbH des Bundes
Klebl GmbH-Firmenlogo
Bautechniker / Konstrukteur / Bauzeichner (m/w/d) im Technischen Büro Klebl GmbH
Neumarkt in der Oberpfalz, Gröbzig Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektingenieurinnen / Projektingenieure (w/m/d) Elektrotechnik Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
ERGO Group AG-Firmenlogo
Objektmanager Bautechnik (m/w/d) ERGO Group AG
Präsidium Technik, Logistik, Service der Polizei-Firmenlogo
Teamleitung (w/m/d) für die Objektfunkversorgung im Digitalfunk BOS Präsidium Technik, Logistik, Service der Polizei
Stuttgart Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Master / Diplom (Univ.) Bauingenieurwesen, Verkehrsinfrastrukturmanagement oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Bad Säckingen Zum Job 
RheinEnergie AG-Firmenlogo
Bauingenieur (m/w/d) RheinEnergie AG
Stadt Elmshorn-Firmenlogo
Sachgebietsleitung: Technik Straße (m/w/d) Stadt Elmshorn
Elmshorn Zum Job 
Freiburger Stadtbau GmbH-Firmenlogo
Projektleiter (Architekt / Ingenieur) (m/w/d) Freiburger Stadtbau GmbH
Freiburg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur als Expertin oder Experte Kreuzungsprojekte, Qualitätsmanagement und Planung Dritter (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) Planung Autobahnprojekte Die Autobahn GmbH des Bundes
Nürnberg Zum Job 

Im Juni 2005 drang plötzlich mit Bergwasser vermischtes, aufgelockertes Gestein in die Weströhre. Die Mineure versuchten, das Feinmaterial aus dem Bohrkopf der Tunnelbohrmaschine (TBM) von Hand zu entfernen und die Maschine einige Zentimeter zurückzuziehen. Da dies nicht gelang, wurde der lockere Bereich vor dem Bohrkopf mit Injektionen einer Zement-Bentonit-Mischung verfestigt. Gleichzeitig fuhren die Tunnelbauer von der Oströhre aus einen 50 m langen Stollen zur Weströhre auf, um anschließend den Bohrkopf der TBM im sogenannten Gegenvortrieb freizulegen. Auch auf der Strecke von Bodio nach Faido, hatten die Maschinen wechselhafte Geologien zu überwinden. Anpassungen der beiden TBM an die unvorhergesehenen Verhältnisse brachten markante Verbesserungen.

In manchen Abschnitten war der Gebirgsdruck so groß, dass die übliche Methode, den Querschnitt des Ausbruchs um einiges größer zu wählen als die Zielabmessungen, nicht weiter half. Deshalb wurden sogenannte Verschiebebögen eingebaut: Unter dem Druck des Bergs rutschen diese Ringsegmente langsam zusammen, bis sie Stoß auf Stoß zusammenstehen und sich gegenseitig stabilisieren.

Gebaut wird der Gotthard-Basistunnel parallel an den fünf Abschnitten Erstfeld, Amsteg, Sedrun, Bodio und Pollegio. Erste Vorarbeiten erfolgten bereits im Jahr 1993 mit dem Sondiersystem Piora und von 1996 bis 1998 mit der Sprengung der Zugangsstollen in Sedrun, Faido und Amsteg. Der zweite Hauptdurchschlag in der Weströhre soll im April 2011 erfolgen.

„Wegen dem Gotthard ist die Schweiz entstanden und nicht wegen Wilhelm Tell und Gessler“, sagt der Tessiner Abgeordnete Filippo Lombardi. E. PASCHE

Ein Beitrag von:

  • Eckart Pasche

    Freier Fachjournalist. Themenschwerpunkte: Energie, Kerntechnik, Rohstoffe, Bergbau, Tunnelbau, Technikgeschichte

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.