Bauhauptgewerbe 20.12.2024, 12:12 Uhr

VDI ZRE veröffentlicht Arbeitshilfe für effizientes Bauen

Wie lässt sich in Zukunft effizienter bauen? Das VDI ZRE hat eine Arbeitshilfe veröffentlicht, die Antworten darauf liefert.

Baustelle

Das VDI ZRE hat Themen zusammengestellt, die für mehr Ressourceneffizienz auf der Baustelle sorgen sollen.

Foto: PantherMedia/Elmar Terfloth

Das Bauhauptgewerbe ist ein Schlüsselbereich der deutschen Wirtschaft – und zugleich ein Sektor mit enormem Ressourcenverbrauch. Hier setzen die neuen Arbeitshilfen des VDI Zentrums Ressourceneffizienz (VDI ZRE) an. Mit der Prozessvisualisierung „Bauhauptgewerbe“ bietet das Zentrum ein innovatives Werkzeug, das Bauunternehmen und Ingenieurinnen und Ingenieure dabei unterstützt, ressourcenschonender und nachhaltiger zu arbeiten

Potenziale und Herausforderungen

Das Bauhauptgewerbe bietet zahlreiche Ansätze zur effizienten Ressourcennutzung. Von der Planung über die Abfallentsorgung bis hin zur Bauausführung können Materialien und Energie eingespart werden. So lassen sich Umweltbelastungen reduzieren und Kosten senken. Beispiele dafür sind:

  • Optimierung von Baucontainern: Baucontainer können durch zusätzliche Dämmung erheblich energieeffizienter gestaltet werden. Durch den Einbau moderner Heiz- und Kühlsysteme sowie präsenzgesteuerter Beleuchtungssysteme wird der Energieverbrauch gesenkt. Auch die Integration von Photovoltaikmodulen zur Eigenstromversorgung trägt dazu bei, den Bedarf an externer Energie zu minimieren.
  • Einsatz elektrischer Baumaschinen und Geräte: Elektrische Maschinen wie Bagger oder Kompressoren sind emissionsfrei und tragen zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks bei. Insbesondere in städtischen Baugebieten wird so auch die Luftqualität verbessert.
  • Bewusster Umgang mit Wasser: Durch den Einsatz von geschlossenen Kreislaufsystemen kann Wasser für verschiedene Bauprozesse mehrfach verwendet werden. Zudem können wassersparende Technologien, wie Trockenestriche oder wassersparende Reinigungsverfahren, den Wasserverbrauch auf Baustellen signifikant reduzieren.

Bereits kleine Veränderungen können hier große Wirkungen erzielen. Insbesondere an der sogenannten Baustellengrenze ergeben sich oft enorme Effizienzpotenziale.

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Die neue Prozessvisualisierung des VDI ZRE

Das VDI ZRE hat die Prozessvisualisierung „Bauhauptgewerbe“ entwickelt, um gezielte Maßnahmen zur Ressourceneffizienz zu fördern. Diese interaktive Arbeitshilfe vereint umfassendes Wissen und praxiserprobte Beispiele, die speziell auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Planungsbüros zugeschnitten sind. Sie bietet:

  • Anschauliche Darstellungen der Bauprozesse: Verschiedene Prozesse der Bauausführung werden visualisiert, sodass Zusammenhänge besser verstanden und Schwachstellen leichter identifiziert werden können.
  • Konkrete Handlungsempfehlungen: Praxisorientierte Tipps helfen bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Ressourceneffizienz.
  • Innovative Lösungen: Moderne Technologien wie digitale Zwillinge oder Blockchain-Anwendungen werden integriert, um langfristige Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Digitalisierung als Schlüssel

Ein zentraler Aspekt der neuen Arbeitshilfe ist die Einbindung digitaler Werkzeuge wie Building Information Modeling (BIM). Diese Technologie ermöglicht eine realitätsgetreue Modellierung von Bauprojekten und bietet zahlreiche Vorteile:

  • Optimierung der Arbeitsabläufe: Durch die Visualisierung von Bauprozessen können Engpässe und Ineffizienzen frühzeitig erkannt werden.
  • Bessere Kommunikation zwischen Projektbeteiligten: Alle Beteiligten arbeiten mit einem aktuellen, synchronisierten Modell, das Missverständnisse reduziert.
  • Nachhaltige Planung über den Lebenszyklus eines Gebäudes: Mit einem digitalen Gebäuderessourcenpass lassen sich Bauprodukte langfristig dokumentieren, wodurch Wiederverwertbarkeit und Recycling verbessert werden.

Mit einem digitalen Gebäuderessourcenpass können Bauprodukte langfristig dokumentiert und deren Wiederverwertbarkeit analysiert werden. Dies fördert Recycling und Wiederverwendung von Baumaterialien.

Praxisbeispiele: Von Energieversorgung bis Personallogistik

Die Prozessvisualisierung liefert konkrete Anwendungsbeispiele, wie Effizienz auf Baustellen gesteigert werden kann. Einige Highlights:

Energieversorgung

  • Nutzung erneuerbarer Energien: Mobile Photovoltaikanlagen und Windenergiequellen können direkt auf Baustellen eingesetzt werden.
  • Einsatz energieeffizienter Maschinen: Maschinen mit niedrigen Emissionen, wie elektrische Bagger oder hybridbetriebene Geräte, sparen nicht nur Energie, sondern tragen auch zur Reduktion von Treibhausgasen bei.
  • Optimierung der Bauzeitenplanung: Das Arbeiten während milder Monate reduziert den Energieverbrauch für Heizung oder Kühlung erheblich.
  • Alternative Treibstoffe: Der Einsatz von grünem Wasserstoff oder HVO-Kraftstoffen bietet eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen fossilen Brennstoffen.
  • Einsatz intelligenter Stromzähler: Baustromzähler mit RFID-Technologie ermöglichen eine verursachergerechte Abrechnung und regen zu effizienterem Verbrauch an.

Personallogistik

  • Strategische Planung der Personalwege: Eine geschickte Platzierung von Aufenthaltsräumen, Sanitäranlagen und Aufzügen reduziert unnötige Wege und steigert die Effizienz.
  • Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel: Der Einsatz von Shuttlediensten oder das Bilden von Fahrgemeinschaften kann den CO2-Ausstoß erheblich verringern.
  • Einsatz elektrischer Fahrzeuge: Elektrisch betriebene Transporter und Shuttlebusse minimieren Emissionen.
  • Digitales Zugangsmanagement: RFID-basierte Baustellenausweise und Gerätezugänge sorgen für eine klare Zuordnung von Ressourcen und verbessern die Kontrolle.

Management

Ein effektives Management ist ein entscheidender Faktor für ressourceneffizientes Bauen. Die Prinzipien von Lean Construction, also die Anwendung von Lean-Management-Methoden auf Bauprojekte, spielen dabei eine wesentliche Rolle:

  • Reduktion von Verschwendung: Durch optimierte Abläufe wird unnötiger Materialverbrauch vermieden.
  • DGNB-Zertifizierung: Das „Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen-Zertifikat“ bietet ein umfassendes System zur Planung, Steuerung und Bewertung nachhaltiger Baustellen.
  • Integrierte Projektabwicklung (IPA): Diese Methode bindet alle relevanten Stakeholder frühzeitig ein, um Synergien zu schaffen und Ressourcen zu sparen.
  • Visual Management: Transparente Prozesse und klare Visualisierungen sorgen dafür, dass Planabweichungen frühzeitig erkannt und behoben werden können.
  • Einsatz von digitalen Planungswerkzeugen: Softwaregestützte Prozessplanung und -optimierung ermöglichen eine bessere Ressourcensteuerung.

Versorgungslogistik

  • Digitale Materialflussüberwachung: Sensoren erfassen den Materialfluss in Echtzeit, was die Prozesssteuerung optimiert und Ressourcen spart.
  • Integration von Konsolidierungszentren: Solche Zentren bündeln Lieferungen und minimieren Transportwege.
  • Einsatz ressourcenschonender Materialien: Verwendung von recycelten oder nachwachsenden Rohstoffen.
  • Vorproduktion und Modullösungen: Reduktion von Abfällen und Optimierung der Baustellenlogistik durch vorgefertigte Bauteile.

Containeranlagen

  • Dämmung und passive Kühlsysteme: Verbesserte Isolierung reduziert den Energiebedarf.
  • Photovoltaikintegration: Mobile Solarmodule erzeugen sauberen Strom für den Baustellenbetrieb.
  • Effiziente Heiz- und Beleuchtungssysteme: LED-Beleuchtung und intelligente Thermostate sparen Energie.

Bauwerk

  • Kreislaufgerechtes Bauen: Materialien, die leicht rückgebaut und wiederverwendet werden können, steigern die Nachhaltigkeit.
  • Modulbauweise: Effizienzsteigerung durch reduzierte Bauzeiten und geringeren Materialverbrauch.
  • Innovative Ansätze bei Restbeton: Herstellung von Betonblöcken oder anderen Gebrauchsgegenständen aus übrigem Material.

Wiederverwendung & Recycling

  • Sortenreine Trennung: optimale Bedingungen für Recyclingprozesse.
  • Verwendung von Online-Börsen: Verkauf überschüssiger Materialien.
  • Herstellerübernahme von Reststoffen: Viele Hersteller bieten Programme zur Rücknahme von nicht verwendetem Material an.

Baumaschinen

  • Elektrische und hybride Maschinen: Verringerung von Abgasemissionen.
  • Optimierte Nutzung durch Abschaltautomatiken: Energieeinsparungen bei Nichtgebrauch.

Wasser und Boden

  • Effiziente Wassernutzung: Einsatz von Recycling-Wassersystemen.
  • Schutz von Böden: Vermeidung unnötiger Bodenverdichtungen und Einsatz umweltfreundlicher Materialien.

Die Prozessvisualisierung „Bauhauptgewerbe“ des VDI ZRE wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) entwickelt und kann kostenfrei abgerufen werden.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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