Nachhaltig und wirtschaftlich 05.02.2014, 11:20 Uhr

Bio-Nylon: Bakterien sollen Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen produzieren

Saarbrücker Biotechnologen wollen Bio-Nylon produzieren. Sie haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich der Kunststoff Nylon aus nachwachsenden  Rohstoffen herstellen lässt. Wichtigste Helfer dabei sind Mikroorganismen. Die Bakterien können auf einem bestimmten Stoffwechselweg die Vorstufe zu Nylon erzeugen. Erste Analysen des Bio-Nylons zeigen die Nachhaltigkeit und Rentabilität der neuen Methode auf.

Die Saarbrücker Biotechnologen nutzen bereits Stoffwechselwege von Bakterien, um die Aminosäure Lysin (Foto) herzustellen.

Die Saarbrücker Biotechnologen nutzen bereits Stoffwechselwege von Bakterien, um die Aminosäure Lysin (Foto) herzustellen.

Foto: AG Wittmann

Nylon ist einer der weltweit wichtigsten Kunststoffe, der für viele Verbundwerkstoffe und auch beim Autobau benötigt wird. Die Vorstufe zum Nylon ist die Adipinsäure. Diese wird bislang noch aus Erdöl und dazu mit hohem Energieverbrauch hergestellt. Professor Christoph Wittmann von der Universität des Saarlandes und sein Team arbeiten daran, diese Adipinsäure auf alternativem Wege zu produzieren. „Adipinsäure hat in den vergangenen Jahrzehnten vor allem als Baustein für Nylon-Kunststoffe, aber auch für Lebensmittelzusätze, Pharmazeutika, Dünger und Pflanzenschutzmittel einen Weltmarkt von jährlich mehreren Milliarden Euro pro Jahr erreicht“, erklärt Projektleiter Wittmann.

Bakterien können aus Lignin Adipinsäure herstellen

Alternativ zu Heizöl und Benzin wollen die Wissenschaftler die Adipinsäure aus dem Abfallstoff Lignin gewinnen. Dafür wollen sie bestimmte Bakterien verwenden, die aus dem Lignin die Vorstufe Adipinsäure herstellen können. „In einer chemischen Nachbehandlung, einer sogenannten Hydrierung, wollen wir diese Vorstufe direkt in Adipinsäure umwandeln und daraus dann den hochwertigen Kunststoff zusammenbauen – vollständig biobasiert aus Abfallstoffen“, so Wittmann.

Christoph Wittmann, Professor für Systembiotechnologiean der Saar-Uni.

Christoph Wittmann, Professor für Systembiotechnologiean der Saar-Uni.

Quelle: Wittmann

Stellenangebote im Bereich Medizintechnik, Biotechnik

Medizintechnik, Biotechnik Jobs
Neovii Biotech GmbH-Firmenlogo
Qualification Engineer (m/w/d) Neovii Biotech GmbH
Gräfelfing Zum Job 
Sanofi BioCampus-Firmenlogo
Trainee Pharmazeutische Produktion und Development - all genders Sanofi BioCampus
Frankfurt am Main Zum Job 
Bundesamt für Strahlenschutz-Firmenlogo
Ingenieur*in (FH/Bachelor) (m/w/d) Elektrotechnik, Physik, Medizintechnik, Informationstechnik im "Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder" der Abteilung "Wirkungen und Risiken ionisierender und nichtionisierender Strahlung" Bundesamt für Strahlenschutz
Oberschleißheim (bei München) Zum Job 
PARI Pharma GmbH-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Medizintechnik eFlow Plattform PARI Pharma GmbH
Gräfelfing bei München Zum Job 
Hochschule Fulda-Firmenlogo
Professur (W2) Angewandte Biotechnologie insbes. Zellkulturtechnik Hochschule Fulda
Hochschule Anhalt-Firmenlogo
Professur Medizintechnik Hochschule Anhalt
Köthen Zum Job 

Lignin, auch Holzstoff genannt, entsteht bei der Herstellung von Biotreibstoffen und in der Holz- und Papierindustrie. Bisher findet es keine Verwendung und wird daher meist verbrannt.
In der Natur kommen Lignine in Bäumen vor. Dort haben sie die Aufgabe für die Festigkeit der pflanzlichen Gewebe zu sorgen, so dass die Stabilität der Pflanzen gewährleistet ist.

Verfahren für die Industrie optimieren

Die Biotechnologen wollen ihr entwickeltes Verfahren so optimieren, dass es künftig in der Industrie eingesetzt werden kann. „Wir werden daran arbeiten, dass die Bakterien als maßgeschneiderte Zellfabriken den natürlichen Kunststoff mit hoher Ausbeute und Reinheit fertigen“, erläutert Wittmann.

Unterstützt wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 1,4 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren.

Weltweit suchen Forscher Alternativen zu Benzin und Heizöl. Auch Professor Wittmann arbeitet seit vielen Jahren daran, mikrobiologische Verfahren zu entwickeln, um Wirkstoffe und Chemikalien auf Basis nach ökologischen nachwachsenden Stoffen herzustellen. 

Ein Beitrag von:

  • Petra Funk

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.