Magnetische DNA-Partikel im Olivenöl überführen Fälscher
Auf künstlichen DNA-Partikeln könnten Olivenölproduzenten zukünftig einen Echtheitsnachweis codieren. Verpackt in Millionstel Millimeter kleine Nanokügelchen schwimmen die magnetischen Partikel dann im Öl. Zöllner können sie bei Kontrollen herausfischen und Fälscher überführen.
Die internationalen Polizeiorganisationen Interpol und Europol fahnden regelmäßig nach gefälschten Lebensmitteln. 2011 etwa entdeckten sie während der Operation Opson 13.000 Flaschen gefälschten Olivenöls. Ähnlich hoch war die Ausbeute in späteren Jahren. Bei der Fahndung sind sie vor allem auf Kommissar Zufall angewiesen. Der Nachweis ist schwierig.
Künftig vielleicht nicht mehr. Dann brauchen die Beamten nur noch einen Magneten, der winzige Partikel aus dem Öl angelt, die einen Code enthalten. Stimmt dieser mit dem überein, der bei der Herstellung hinterlegt wurde, ist das Öl in Ordnung. Gibt es Differenzen oder finden die Lebensmittelüberwacher gar keine Partikel, ist die Charge gefälscht.
Künstliche DNA ist millionstel Millimeter kleine Silikonkügelchen verpackt
Die verräterischen Nanopartikel, die nur wenige millionstel Millimeter messen, bestehen aus Silikon, einem Material, das unter anderem zur Abdichtung der Fugen im Bad und zur Herstellung von Brustimplantaten verwendet wird. Die Füllung dieser Kügelchen besteht aus künstlicher DNA, also im Labor hergestellter Erbinformation. Diese lassen sich in unzähligen Variationen produzieren, ähnlich dem Strichcode, der praktisch alles ziert, was käuflich zu haben ist.
Jeder interessierte Olivenölhersteller könnte zukünftig Milliarden dieser Marker erhalten, die insgesamt nicht einmal ein Gramm wiegen. Kleine, genau definierte Mengen davon mischt er unter sein Öl und rührt ordentlich. Weil die Partikel so klein sind, schweben sie in der Flüssigkeit.
Bei Verdacht auf Fälschung werden sie per Magnet herausgezogen und analysiert. Das funktioniert, weil die DNA-Partikel selbst magnetisch sind. „Die Methode entspricht einem Etikett, das man nicht ablösen kann“, sagt Robert Grass, Dozent am Departement Chemie und Biowissenschaften der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETZ). Grass leitet das Team, das den DNA-Marker entwickelt hat.
Nanokügelchen sind gesundheitlich unbedenklich
Die Kügelchen sind geschmacksneutral und gesundheitlich unbedenklich, weil sie so klein sind und Silikon im Verdauungstrakt des Menschen nicht zerstört wird. „Das sind Dinge, die wir bereits heute zu uns nehmen“, sagt Grass. Silikonpartikel kämen unter anderem in Ketchup und Orangensaft vor. Und Eisenoxid sei als Nahrungsmittelzusatz E172 erlaubt. Es wird als Farbstoff eingesetzt.
Die Silikonhülle verhindert auch, dass sich die künstliche DNA verändert. Licht, Chemikalien und andere Einflüsse könnten sie zerstören, sodass der Code nicht mehr auslesbar wäre. Die Schweizer Forscher glauben, dass sie sogar Panscher überführen können. Wenn Öl gestreckt würde, verändere sich die Konzentration der Nanokügelchen.
Mit der künstlichen DNA lassen sich Flüssigkeiten aller Art markieren. Fahrer von Dieselfahrzeugen, die steuerbegünstigtes Heizöl tanken, ließen sich ebenso überführen wie Fälscher des Öls der seltenen Zitrusfrucht Bergamotte, einem sündhaft teuren Rohstoff bei der Parfümherstellung.
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