Umweltschutz 09.12.2011, 12:03 Uhr

Chemikalienleasing schont die Umwelt

Die Industrieorganisation der Vereinten Nationen (Unido) ermuntert Firmen zu einer völlig neuen Art der Zusammenarbeit. Das Ziel

Einsparmöglichkeiten durch Chemikalienleasing.

Einsparmöglichkeiten durch Chemikalienleasing.

Foto: BASF

Mineralwasser und Softdrinks werden in Serbien jetzt umweltfreundlicher abgefüllt. Der 200 Jahre alte Getränkeproduzent Knjaz Miloš nutzt dazu ein modernes Bandschmiermittel der US-Firma Ecolab, das sich besser dosieren lässt und zudem den Durchsatz erhöht. Und der traditionsreiche Gebäckhersteller Bambi-Banat verwendet beim Verpacken seiner Biskuits bereits einen Spezialkleber von Henkel, der die Energiekosten des Werks drastisch gesenkt hat.

Hinter beiden Kooperationen steckt das erfolgreiche Geschäftsmodell des „Chemikalienleasing“ (s. u. Interview). Dabei werden chemische Hilfs- und Betriebsstoffe nicht einfach gekauft und nach Gutdünken verwendet, sondern per Know-how-Transfer seitens des Herstellers optimal dosiert. Das spart Chemikalien und schützt die Umwelt.

Chemikalienleasing: Chemikalien durch Know-how-Transfer optimal dosiert

Das Werk von Knjaz Miloš liegt in Arandelovac, inmitten einer hügeligen Waldlandschaft südlich von Belgrad. Der Getränkehersteller bezahlt Ecolab für die Zeit, in der Förderbänder dank des neuen Bandschmiermittels DryExx störungsfrei laufen – und nicht wie üblich für die verbrauchte Menge des Mittels.

Damit die Mitarbeiter im Werk das Schmiermittel richtig und sparsam einsetzen, werden sie von Ecolab direkt geschult. Dieser Service ist vertraglich vereinbart und auch für Ecolab überaus sinnvoll: Ein sparsamerer Einsatz erhöht die Gewinnspanne.

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„Wir haben mit dem Umstieg 2009 an einer Abfülllinie für PET-Flaschen begonnen“, erklärt Bojan Slavkovi´c von Knjaz Miloš. Die Verbesserung sei für jeden sofort sichtbar gewesen, ergänzt der Maschinenbauingenieur.

Das alte Bandschmiermittel musste stetig auf die Förderbänder gesprüht werden, das neue nur alle 30 min für etwa 15 s. Das alte Mittel bildete einen glitschigen Schaumteppich auf dem Boden, DryExx aber nicht. Die Rutschgefahr sinkt, das verbessert den Arbeitsschutz.

„Das Trockenbandschmiermittel erhöht auch den Durchsatz“, freut sich Slavkovi´c. Nun kippen auf den Förderbändern weniger PET-Flaschen um, die Anlage steht also seltener still. Mittlerweile setzt Knjaz Miloš das neue Mittel bei zwei weiteren PET-Abfülllinien ein. Und 2012 soll auch die vierte PET-Abfüllanlage umgestellt werden.

Und es rechnet sich. Ein Beispiel: 2009 wurden an der vierten Abfülllinie 5000 h lang Flaschen befüllt und verpackt. Dafür brauchte man 3750 kg Gleitmittel und 1500 m³ Wasser. Kostenpunkt: über 10 000 €. Jetzt zahlt der Getränkehersteller 1,35 €/h inkl. Service von Ecolab. Das macht bei 5000 Betriebsstunden 6750 €.

Unternehmen sparen durch Chemikalienleasing bares Geld

„Wir sparen also mehr als 3000 € pro Jahr“, rechnet Slavkovi´c vor. Dem gegenüber standen Ausgaben für neue Rohre und Düsen von 10 000 €. Die Erfahrung mit dem Umbau der ersten drei Abfülllinien zeige, dass sich die Ausgaben nach etwa drei Jahren amortisieren.

Auch für Ecolab lohnt es sich. „Die Profitabilität steigt um etwa 10 %“, schätzt Srdjan Joci´c von Ecolab. Zwar verkaufe man jetzt weniger Bandschmiermittel und auch der Service koste, das neue Mittel weise aber eine etwas höhere Gewinnmarge auf. Das Chemikalienleasing stärke zudem das Vertrauensverhältnis und führe zur langfristigeren Kooperation: „Jetzt sind wir exklusiver Zulieferer.“

Im März 2011 haben auch Bambi-Banat und Henkel ihre Zusammenarbeit beschlossen. Der deutsche Konzern ersetzt an einer Verpackungslinie im Werk in Požarevac, anderthalb Autostunden südöstlich von Belgrad, einen Schmelzkleber durch den Spezialkleber Technomelt Supra Cool 130.

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„Wir sind für den richtigen Einsatz des Klebstoffs zuständig“, sagt Henkels Ingenieur Dejan Odadži´c. Henkel-Fachleute schulen Mitarbeiter des Biskuitherstellers und kommen bei Problemen vorbei. Für Bambi-Banat hat die Kooperation viele Vorteile.

Da der Kleber fast geruchlos ist, sei das Arbeiten angenehmer, so Ingenieurin Nataša Jovanovi´c. Zudem werde etwa 40 % weniger Kleber und bis zu 40 % weniger Strom benötigt. Der neue Spezialkleber schmilzt bei etwa 140 °C und damit bei einer knapp 40 °C niedrigeren Temperatur als der bisherige. Da der Kleber zudem mit geringerem Druck auf die Verpackung aufgebracht wird, „gibt es weniger Verschleiß und Wartungskosten sinken“, ergänzt Jovanovi´c. Bambi-Banat hofft, mehrere tausend Euro jährlich einzusparen.

Viele Kooperationen zeigen: Chemikalienleasing funktioniert

Das Chemikalienleasing zwischen diesen Firmen läuft gut, weiß Vojislavka Satri´c. Sie arbeitet für das Cleaner Production Center der Unido in Belgrad und half, die Verträge auszuarbeiten. Und es freut sie, dass sich die gute Zusammenarbeit in Serbien herumspricht.

Eine Brauerei und ein Dämmplattenhersteller wollen mit Henkels Hilfe Klebstoff beim Labeln von Flaschen bzw. beim Zusammenkleben von Metallplatten und Steinwolle sparen – und pro etikettierter Flasche oder geklebter Dämmplatte zahlen. Und ein Hersteller von Kugel- und Gelenkwellenlagern will diese Teile weniger umweltbelastend reinigen und setzt auf das Wissen von Safechem Europe, einem Tochterunternehmen von Dow Chemical.

Ein Grund für das Interesse serbischer Firmen am Chemikalienlesasing ist, dass das Land der EU beitreten will und dortige Firmen über kurz oder lang ihre Umweltstandards erhöhen müssen.

Ein Beitrag von:

  • Ralph H. Ahrens

    Chefredakteur des UmweltMagazins der VDI Fachmediengruppe. Der promovierte Chemiker arbeitete u.a. beim Freiburger Regionalradio. Er absolvierte eine Weiterbildung zum „Fachjournalisten für Umweltfragen“ und arbeitete bis 2019 freiberuflich für dieverse Printmedien, u.a. VDI nachrichten. Seine Themenschwerpunkte sind Chemikalien-, Industrie- und Klimapolitik auf deutscher, EU- und internationaler Ebene.

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