Mit einer neuen chemischen Analyse Kunstfälschern auf der Spur
Forscher der ETH Zürich haben ein Verfahren entwickelt, mit dem es möglich ist, Bilder genauer zu datieren. Selbst, wenn die Fälscher alte Materialien verwenden. Die Datierung ist das wichtigste Mittel, um Fälschungen zu enttarnen.
Kunstfälscher hat es schon immer gegeben. In den vergangenen Jahrzehnten sind die Preise für Werke bekannter Maler jedoch enorm in die Höhe geschossen. Das ruft natürlich Fälscher auf den Plan. Denn das Nachmalen der Motive ist reine Technik und für viele geübte Maler kein Problem. Der Wert der Kunstwerke hängt auch damit zusammen, dass ein Künstler unter anderem einen sehr eigenen Stil hatte, zu dem beispielsweise ein besonderer Blick auf seine Zeit gehörte oder eine ungewöhnliche Wahl an Motiven. Viele Künstler sind auch berühmt geworden, weil sie die Malerei nachhaltig geprägt beziehungsweise verändert haben. Ein gutes Beispiel ist Monet, der wie kein anderer Maler mit der Epoche des Impressionismus verbunden wird. Diese individuelle Richtung lässt sich zwar kopieren, ist als Nachahmung aber so gut wie nichts mehr wert.
Die hohen handwerklichen Fertigkeiten der Fälscher machen es den Gutachtern allerdings schwer, Original von Fälschung zu unterscheiden. Zudem werden natürlich keine Werke kopiert, die in einem Museum hängen, sondern verschollene Gemälde, oder es tauchen angeblich bislang unentdeckte Bilder auf. Da genau das tatsächlich immer mal wieder passiert – Ahnungslose bringen ein Familienerbstück zum Schätzen, und es handelt sich um ein echtes Gemälde aus dem 17. Jahrhundert – sind genaue technische Analysen gefragt, um Fälschungen ausschließen zu können. Genau solch eine Methode hat die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH) entwickelt.
Alte Materialien erschweren Analyse
Die beste Methode, um eine Fälschung zu entlarven, ist eine genaue Datierung des verwendeten Materials. Deshalb greifen Fälscher vielfach auf alte Materialien zurück oder übermalen sogar historische Gemälde ohne großen Wert. Der Kunstfälscher Han Van Meegeren (1889-1947), der Vermeer-Gemälde nachmalte, schabte sogar die Farbe alter Gemälde ab und verwendete sie erneut, damit Gutachter die Fälscher nicht anhand der Pigmente entlarven konnten.
Seit den 1940er Jahren wird für Datierungen die Radiokarbon-Methode angewendet, auch C14-Methode genannt. Sie basiert darauf, dass 14C-Atome in einer feststehenden Gesetzmässigkeit zerfallen. Bestimmt man das Verhältnis von 12C- und 14C-Atomen in einer Probe und vergleicht es mit Referenzwerten, lässt sich das Alter der Probe bestimmen. Allerdings hat dieses Verfahren einen Nachteil: Ist die Probe durch alte Materialien verfälscht, wird eine genaue Datierung wieder schwierig. Laura Hendriks, die gleichzeitig am Labor für Ionenstrahlphysik und am Laboratorium für anorganische Chemie doktoriert, hat für dieses Problem eine Lösung gefunden.
Fälschung aus dem 19. Jahrhundert entlarvt
Im ersten Schritt sucht sie nach einer idealen Stelle für die Entnahme einer Probe. Sie sollte nämlich nur anorganische Pigmente enthalten. Im zweiten Schritt reinigt sie die Probe mit einem chemischen Verfahren, sodass nur noch 10 Mikrogramm reiner Kohlenstoff übrigbleiben. Dieser lässt sich dann mit der C14-Methode sicher analysieren. „Wir haben die bekannte physikalische Methode mit chemischen Methoden kombiniert, um so ein eindeutiges Resultat zu bekommen“, sagt Hendriks.
Von Vorteil sei zudem, dass für die Probe eine Leinwandfaser und einen Farbpartikel mit einem Gewicht von weniger als 200 Mikrogramm ausreichen. „Dank neuer Entwicklungen im Labor für Ionenstrahlphysik können wir heute deutlich kleinere Proben messen als früher“, erklärt Hendriks. Für ihre Veröffentlichung zeigte sie den Erfolg ihres Verfahrens und deckte eine Fälschung aus dem 19. Jahrhundert auf. Der Fälscher hatte zwar alte Farbpartikel verwendet, musste sie aber mit einem modernen Bindemittel mischen – das Öl im Bindemittel enthielt einen Überschuss an 14C, der charakteristisch für das 20. Jahrhundert ist. Durch den Einsatz von Kernwaffen war dessen Konzentration in der Atmosphäre nämlich enorm angestiegen, sodass eine genau Datierung möglich ist.
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