Molekularküche: Alles eine Frage von Physik und Chemie?
Molekularküche ist wie eine Reise durch die Naturwissenschaften. Wir haben uns auf den Weg gemacht und uns die wissenschaftlichen Hintergründe des Kochtrends angeschaut.
Moleküle und Chemie spielten schon immer eine Rolle beim Kochen – man denke an das Bräunen von Fleisch oder das Andicken von Milch. Der Begriff „Molekularküche“ gibt es aber erst seit einigen Jahrzehnten, als sich Köche gezielt chemische Reaktionen für ihre Gerichte zunutze machten. Der große Hype ist zwar jetzt vorbei, dennoch ist es aus wissenschaftlicher Sicht interessant, was bei der Molekularküche ganz genau passiert. Dieser Artikel beleuchtet die Ursprünge, die wissenschaftlichen Grundlagen und die faszinierenden Techniken der Molekularküche. Zudem erfahren Sie, wie Sie selbst erste Schritte in diese Welt der kulinarischen Transformation wagen können.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Molekularküche?
Die Molekularküche nutzt chemische und physikalische Prinzipien, um Lebensmittel in Textur, Form, Farbe und Geschmack zu transformieren. Im Fokus steht die Frage: Warum und wie verändern sich Lebensmittel unter bestimmten Bedingungen?
Durch wissenschaftliche Herangehensweisen entstehen Gerichte, die mit Konventionen brechen. Tomatenschaum, der förmlich auf der Zunge schmilzt, Melonensaft in Form kleiner Kaviar-Perlen oder „heißes Eis“, das nicht schmilzt – das sind nur einige Beispiele für die kreativen Möglichkeiten der Molekularküche.
Im Wesentlichen basiert die Molekularküche auf den gleichen Prinzipien wie das traditionelle Kochen: Lebensmittel bestehen aus Molekülen, deren Struktur sich durch Hitze, Kälte oder mechanische Einflüsse verändert. Der Unterschied liegt in der Präzision: Techniken wie die Sphärifikation oder das Sous-vide-Garen ermöglichen es, die chemischen Reaktionen gezielt zu steuern und somit innovative Gerichte zu kreieren.
Die Ursprünge der Molekularküche
Die Wurzeln der Molekularküche reichen weit zurück und sind tief in der Geschichte der Lebensmittelwissenschaft verankert:
- Frühe Wissenschaftler: Im 18. und 19. Jahrhundert untersuchten Chemiker wie Jacques Thenard und Michel Chevreul die chemische Zusammensetzung von Lebensmitteln. Ihre Arbeiten legten den Grundstein für das moderne Verständnis von Nährstoffen und Lebensmitteln.
- Miklós Kürti und Hervé This: Der ungarische Physiker Miklós Kürti brachte in den 1960er Jahren erstmals wissenschaftliche Prinzipien in die Küche ein. Er experimentierte mit Temperatursteuerung und chemischen Reaktionen und hielt 1969 eine bahnbrechende Vorlesung über die Physik und Chemie des Kochens. Hervé This, ein französischer Chemiker, prägte später den Begriff „Molekulargastronomie“ und systematisierte diese Herangehensweise.
- Ferran Adrià: Der spanische Chefkoch wird oft als einer der einflussreichsten Akteure der Molekularküche bezeichnet. In seinem Restaurant „El Bulli“ kombinierte er wissenschaftliche Methoden mit künstlerischer Präsentation und schuf eine neue Dimension des kulinarischen Erlebnisses.
Wissenschaftliche Grundlagen der Molekularküche
In der Molekularküche können Ingenieure und andere in technischen Berufen arbeitende Frauen und Männer viele Parallelen zu ihren Jobs entdecken. Sie basiert nämlich auf einer Kombination aus Materialwissenschaft, Thermodynamik, chemischer Reaktionstechnik und Biochemie basiert. Im Folgenden werden die zentralen wissenschaftlichen Grundlagen detailliert dargestellt.
1. Chemische Reaktionen: Die Basis der Aromen und Texturen
Maillard-Reaktion: Die Maillard-Reaktion, benannt nach dem französischen Chemiker Louis Camille Maillard, gehört zu den bedeutendsten chemischen Prozessen in der Küche. Sie findet statt, wenn Aminosäuren und reduzierende Zucker bei hohen Temperaturen miteinander reagieren und dabei komplexe Aromen sowie die charakteristische Bräunung von Lebensmitteln entstehen lassen.
Die Reaktion verläuft in mehreren Phasen: Zunächst verbinden sich eine Aminosäure und ein Zucker unter Abspaltung eines Wassermoleküls zu einem Glycosylamin. Dieses Zwischenprodukt wird anschließend zu Ketonen oder Aldehyden umgelagert, die wiederum mit anderen Molekülen weiterreagieren und eine Vielzahl von Aromakomponenten bilden. Schließlich entstehen Melanoidine, hochkomplexe Moleküle, die sowohl für die braune Farbe als auch für die typischen Röstaromen verantwortlich sind.
Denaturierung von Proteinen: Proteine, die aus langen Ketten von Aminosäuren bestehen, können durch Temperatur, Säuren oder mechanische Einwirkung ihre Struktur verändern, was als Denaturierung bezeichnet wird. Dieser Prozess beginnt, wenn Proteine erhitzt werden: Schwache Bindungen wie Wasserstoffbrücken brechen, wodurch die komplexe Tertiär- oder Sekundärstruktur des Proteins kollabiert.
Infolgedessen entstehen neue Bindungen, die die Textur des Proteins verändern. Dies zeigt sich beispielsweise bei der Gerinnung von Eiweiß oder dem Zartwerden von Fleisch. Ein Beispiel für die gezielte Nutzung dieses Mechanismus ist das Garen von Eiern bei exakt 69 °C mithilfe der Sous-vide-Technik. Dabei bleibt das Eigelb perfekt flüssig, während das Eiweiß eine feste Konsistenz erhält.
2. Physikalische Prinzipien: Textur und Stabilität
Hydrokolloide und Gelbildung: Hydrokolloide sind lange Polymerketten, die in der Lage sind, große Mengen Wasser zu binden und dadurch Gele oder viskose Flüssigkeiten zu bilden. Je nach Art des Hydrokolloids lassen sich verschiedene Texturen und Anwendungen realisieren. Agar-Agar beispielsweise bildet hitzestabile Gele und ist daher ideal für heiße Desserts geeignet. Carrageen bietet, je nach Variante, unterschiedliche Eigenschaften: Iota-Carrageen erzeugt elastische Gele, während Kappa-Carrageen spröde Strukturen ermöglicht.
Xanthan hingegen dient vor allem als Verdickungsmittel und ist hervorragend geeignet, um Emulsionen zu stabilisieren. Der Mechanismus hinter diesen vielseitigen Eigenschaften liegt in der Fähigkeit der Polymere, durch Wasserstoffbrücken oder Ionenbindungen ein dreidimensionales Netzwerk zu bilden, das Flüssigkeiten effektiv einschließt. Die Festigkeit des entstehenden Gels wird durch Faktoren wie die Reinheit und Konzentration des Hydrokolloids sowie durch Temperatur und pH-Wert beeinflusst.
Emulgierung: Eine Emulsion ist eine Mischung zweier eigentlich nicht mischbarer Flüssigkeiten, wie beispielsweise Öl und Wasser. In der Molekularküche werden Emulgatoren wie Sojalecithin eingesetzt, um solche Mischungen zu stabilisieren. Emulgatoren bestehen aus amphiphilen Molekülen, die sowohl hydrophile (wasseranziehende) als auch lipophile (fettanziehende) Enden besitzen. Diese Moleküle reduzieren die Grenzflächenspannung zwischen den beiden Phasen und verhindern so das Entmischen.
Ein klassisches Beispiel ist die Herstellung von Mayonnaise, bei der Öl und Wasser durch den Emulgator zu einer stabilen Sauce verbunden werden. Auch bei der Zubereitung von Schäumen, wie Parmesan-Luft, wird dieser Effekt genutzt: Hier stabilisiert der Emulgator die Emulsion, die zusätzlich mit Luft aufgeschlagen wird.
Viskosität und Suspensoren: Verdickungsmittel wie Xanthan spielen ebenfalls eine wichtige Rolle in der Molekularküche, da sie die Viskosität einer Flüssigkeit erhöhen und Partikel in der Schwebe halten können. Dies wird durch die Bildung eines Netzwerks aus Polymerketten erreicht, das die Bewegung der Flüssigkeitsmoleküle einschränkt. Durch diese Struktur wird das Absinken oder Aufsteigen von Partikeln verhindert, was die Textur der Flüssigkeit stabilisiert. Dieser Mechanismus ist besonders nützlich, um homogene und ansprechende Konsistenzen in verschiedenen Speisen und Getränken zu erzielen.
3. Molekulare Wechselwirkungen: Geschmack und Mundgefühl
Ionenbindung und Vernetzung: Die Gelierung von Alginat mit Calciumionen ist ein anschauliches Beispiel für die Wirkung ionischer Wechselwirkungen in der Küche. Dabei binden die negativ geladenen Carboxylgruppen des Alginats die positiv geladenen Calciumionen und bilden ein stabiles, dreidimensionales Netzwerk. Die Stärke dieser Vernetzung bestimmt die Konsistenz des entstehenden Gels und lässt sich durch die Menge der verwendeten Calciumionen präzise steuern.
Ein Anwendungsbeispiel ist die Sphärisierung, eine Technik, bei der eine Flüssigkeit von einer gelartigen Hülle umschlossen wird. Dadurch entstehen kleine, kugelförmige Gebilde, die beim Verzehr einen überraschenden Flüssigkeitskern freigeben und so für außergewöhnliche Geschmackserlebnisse sorgen.
Kohlenhydrate und Aromabildung: Kohlenhydrate sind nicht nur wichtige Energielieferanten, sondern spielen auch eine zentrale Rolle bei der Bildung von Aromen und Farben in der Küche. Neben der Maillard-Reaktion tragen sie durch die Karamellisierung bei hohen Temperaturen wesentlich zur Entwicklung charakteristischer Geschmacksprofile bei. Während dieses Prozesses wird Zucker thermisch zerlegt, wobei Hydroxygruppen abgespalten werden. Dabei entstehen Verbindungen wie Dextrosan, Furane und andere Aromakomponenten, die das typische Karamellaroma und die goldbraune Farbe erzeugen.
4. Thermodynamik: Temperaturkontrolle und Phasenübergänge
Sous-vide-Garen: Die Sous-vide-Technik setzt auf präzise Temperaturkontrolle, um Lebensmittel schonend und gleichmäßig zu garen. Dabei werden die Speisen vakuumverpackt und in einem Wasserbad bei konstant niedrigen Temperaturen erhitzt, was eine außergewöhnliche Kontrolle über den Garprozess ermöglicht. Thermodynamisch betrachtet erfolgt die Wärmeübertragung gleichmäßig über das Wasserbad, wodurch die Speisen gleichmäßig erhitzt werden, ohne dass es zu Über- oder Untergaren kommt.
Der Vakuumbeutel spielt eine entscheidende Rolle: Durch den niedrigen Druck wird das Austrocknen der Lebensmittel verhindert, und gleichzeitig bleiben Aromen sowie Nährstoffe optimal erhalten.
Schockfrosten: Flüssiger Stickstoff (−196 °C) wird in der Molekularküche verwendet, um Speisen sofort zu gefrieren. Dies erzeugt außergewöhnliche Texturen, da sich durch die schnelle Abkühlung nur sehr feine Eiskristalle bilden.
5. Sensorik: Die Wissenschaft des Geschmackserlebnisses
Gastronomische Psychologie: Die Wahrnehmung von Geschmack und Textur ist stark von physikalischen und chemischen Parametern beeinflusst. Beispielsweise wirkt Schaum auf der Zunge leichter, was das Geschmackserlebnis verstärkt.
Flavor Pairing: Die Molekularküche setzt auf die chemische Analyse von Aromaverbindungen, um unkonventionelle Kombinationen zu schaffen. Zutaten mit ähnlichen flüchtigen Molekülen, wie Erdbeeren und Basilikum, harmonieren überraschend gut.
Materialien aus der Molekularküche
Gerade haben wir uns die wissenschaftlichen Grundlagen der Molekularküche angeschaut, nun widmen wir uns den wichtigsten dabei eingesetzten Zutaten. Schauen wir uns an, welche es gibt und was sie chemisch bewirken.
Natriumalginat und Calciumionen |
Einsatz: Natriumalginat und Calciumionen bilden die Basis der Sphärisierung. |
Chemie: Natriumalginat ist ein Polysaccharid, das aus Braunalgen gewonnen wird. Es reagiert mit Calciumionen, um stabile Gele zu bilden. Die Calciumionen fungieren dabei als „Brücken“, die die Polysaccharidketten vernetzen. |
Besonderheit: Diese Gele sind sowohl hitze- als auch kältestabil, was sie ideal für Anwendungen wie gefrorene Sphären macht. |
Agar-Agar |
Einsatz: Agar-Agar wird als vielseitiges Geliermittel verwendet. |
Chemie: Das Material wird aus Rotalgen gewonnen und besteht aus Polysaccharidketten, die bei Erhitzen in Wasser gelöst werden und beim Abkühlen stabile Gele formen. |
Besonderheit: Agar-Agar erzeugt Gele, die hitzebeständig sind, und eignet sich daher perfekt für warme Anwendungen, etwa „heiße Gelees“. |
Xanthan |
Einsatz: Xanthan wird als Verdickungsmittel und Suspensor eingesetzt. |
Chemie: Dieses Polysaccharid entsteht durch Fermentation von Glucose mithilfe des Bakteriums Xanthomonas campestris. Es bindet Wasser und erhöht die Viskosität von Flüssigkeiten. |
Besonderheit: Xanthan ist stabil gegenüber Temperaturschwankungen und unterschiedlichen pH-Werten. Es hält Partikel in Suspension und verleiht Flüssigkeiten eine sirupartige Konsistenz. |
Sojalecithin |
Einsatz: Sojalecithin wird zur Herstellung von Schäumen und Emulsionen verwendet. |
Chemie: Als Phospholipid besitzt Lecithin eine hydrophile Kopfgruppe und eine lipophile Schwanzgruppe, wodurch es Öl und Wasser verbinden kann. |
Besonderheit: Dieses Material ermöglicht die Herstellung von stabilen Schäumen und Emulsionen, die beispielsweise für „Aires“ oder Schaumsaucen genutzt werden. |
Carageen |
Einsatz: Carrageen dient als Geliermittel. |
Chemie: Es wird aus Rotalgen gewonnen und besteht aus Polysaccharidketten, die Gele bilden, wenn sie mit Milch oder Calciumionen in Kontakt kommen. |
Besonderheit: Verschiedene Typen wie Kappa- und Iota-Carrageen bieten je nach Anwendung elastische oder spröde Gele, die unterschiedliche Texturen ermöglichen. |
Calciumgluconat und Calciumlactat |
Einsatz: Diese Stoffe kommen bei der umgekehrten Sphärisierung zum Einsatz. |
Chemie: Beide Verbindungen sind wasserlöslich und liefern Calciumionen, ohne den Geschmack zu beeinträchtigen. |
Besonderheit: Im Gegensatz zu Calciumchlorid hinterlassen sie keinen bitteren Nachgeschmack, was sie in der Molekularküche besonders beliebt macht. |
Ausrüstung der Molekularküche
Die Molekularküche nutzt präzise, teils wissenschaftlich anmutende Werkzeuge, die weit über das klassische Kochzubehör hinausgehen. Diese Ausrüstung ermöglicht es, physikalische und chemische Prozesse gezielt zu steuern und innovative Gerichte zu kreieren. Einige dieser Geräte sind auch für ambitionierte Hobbyköche erschwinglich, während andere vor allem in professionellen Küchen oder bei Spitzenköchen zum Einsatz kommen.
Sous-vide-Geräte: Sous-vide, was auf Französisch „unter Vakuum“ bedeutet, ist eine der bekanntesten Techniken der Molekularküche. Bei dieser Methode werden Lebensmittel in luftdichte Beutel verpackt und in einem Wasserbad bei exakt kontrollierten Temperaturen gegart. Dieses präzise Verfahren eröffnet eine Vielzahl von kulinarischen Möglichkeiten.
Die Sous-vide-Technik überzeugt durch mehrere Vorteile. Die präzise Temperatursteuerung verhindert ein Übergaren, da die Lebensmittel niemals über die gewünschte Zieltemperatur hinaus erhitzt werden. Dies sorgt für eine gleichbleibende Konsistenz: Fleisch wird besonders zart, Gemüse bleibt knackig, und die Aromen der Speisen werden intensiviert. Zudem bleiben die Aromen und Säfte im Vakuumbeutel eingeschlossen, sodass nichts durch Verdampfen verloren geht.
Für das Sous-vide-Garen sind spezielle Geräte erforderlich. Ein Sous-vide-Stick, der einfach an einem Topf befestigt wird, oder ein Wasserbad, das als eigenständiges Gerät erhältlich ist, sorgt für die präzise Temperaturkontrolle. Zusätzlich wird ein Vakuumierer benötigt, um die Lebensmittel in speziellen Beuteln luftdicht zu verpacken. Mit dieser Kombination aus moderner Technik und präzisem Garen lassen sich außergewöhnliche kulinarische Ergebnisse erzielen.
Vakuumierer: Ein Vakuumierer ist ein vielseitiges Küchengerät, das Luft aus einem Beutel entfernt und diesen anschließend luftdicht versiegelt. Ursprünglich vor allem zur Vorbereitung von Lebensmitteln für das Sous-vide-Garen verwendet, bietet der Vakuumierer eine Reihe weiterer Vorteile, die ihn zu einem wertvollen Helfer in der Küche machen.
Ein wichtiger Nutzen ist die Frischebewahrung: Durch den Ausschluss von Sauerstoff wird das Wachstum von Mikroorganismen verlangsamt, wodurch Lebensmittel länger haltbar bleiben. Zudem ermöglicht der Vakuumierer ein intensiveres Marinieren, da Marinaden unter Vakuum schneller und tiefer in die Lebensmittel eindringen. Darüber hinaus können spannende Konsistenzexperimente durchgeführt werden, beispielsweise das Verdichten von Gemüse, um ungewöhnliche Texturen zu erzielen.
Vakuumierer sind mittlerweile auch für Hobbyköche erschwinglich geworden. Beim Kauf lohnt es sich, auf Modelle mit verschiedenen Modi zu achten, da diese empfindliche Lebensmittel wie Fisch oder weiche Früchte schonend verpacken können. Mit einem Vakuumierer lassen sich nicht nur kulinarische Experimente durchführen, sondern auch die Qualität und Haltbarkeit von Lebensmitteln erheblich verbessern.
Rotationsverdampfer: Der Rotationsverdampfer ist ein Spezialgerät, das ursprünglich aus der Chemie stammt, aber mittlerweile auch in der Molekularküche Anwendung findet. Besonders in professionellen Küchen wird dieses Gerät genutzt, um Aromen auf innovative Weise zu verarbeiten und neue Geschmackserlebnisse zu schaffen.
Eine der Hauptanwendungen des Rotationsverdampfers ist die Extraktion von Aromen. Flüssigkeiten werden dabei unter Vakuum bei niedrigen Temperaturen erhitzt, wodurch sie schonend reduziert werden und intensive Konzentrate entstehen. Ebenso kann der Verdampfer eingesetzt werden, um Alkohole gezielt zu entfernen, was die Herstellung von alkoholfreien Cocktails oder die Reduktion von Weinen ermöglicht, ohne dabei die feinen Aromen zu verlieren.
Die Funktionsweise basiert darauf, dass die Flüssigkeit unter Vakuum verdampft, wodurch der Siedepunkt herabgesetzt wird. Die dabei entstehenden Aromen werden aufgefangen und können als Essenzen weiterverarbeitet werden.
Flüssiger Stickstoff: Flüssiger Stickstoff gehört zu den spektakulärsten Werkzeugen der Molekularküche und verleiht sowohl der Zubereitung als auch der Präsentation von Speisen einen besonderen Touch. Mit einer Temperatur von etwa -196 °C friert er Lebensmittel blitzschnell ein und eröffnet dadurch zahlreiche kreative Einsatzmöglichkeiten.
Besonders Desserts profitieren von der einzigartigen Wirkung flüssigen Stickstoffs. Frische Sorbets oder gefrorene Mousse-Variationen lassen sich in kürzester Zeit herstellen und begeistern mit ihrer cremigen Konsistenz. Darüber hinaus ermöglicht der Stickstoff die Kreation außergewöhnlicher Texturen: Lebensmittel können zerbröseln oder kristallisieren, was für überraschende Geschmackserlebnisse sorgt. Ein zusätzlicher Reiz liegt in den eindrucksvollen Showeffekten, die der dampfende Nebel des verdampfenden Stickstoffs erzeugt und jede Präsentation zu einem visuellen Highlight machen.
Spritzpistolen und Pipetten: Für präzise Dosierungen und filigrane Dekorationen sind spezielle Werkzeuge in der Molekularküche unverzichtbar. Dazu gehören Spritzpistolen, die es ermöglichen, Schäume oder Espumas gleichmäßig und gezielt aufzutragen, und Pipetten, die sich besonders für die Sphärifikation eignen. Mit ihrer Hilfe können Flüssigkeiten tropfenweise in ein Alginat- oder Calciumbad gegeben werden, um perfekte kugelförmige Strukturen zu erzeugen.
ISI-Siphon: Der ISI-Siphon, ursprünglich als Werkzeug zur Herstellung von Schlagsahne konzipiert, hat sich zu einem unverzichtbaren Gerät in der Molekularküche entwickelt. Mithilfe von Lachgas (N₂O) werden Flüssigkeiten im Siphon aufgeschäumt, was eine Vielzahl kreativer Anwendungen ermöglicht. Eine der Hauptverwendungen des ISI-Siphons ist die Zubereitung von Schäumen und Espumas. Aus nahezu jeder Flüssigkeit, ob Tomatensaft, Mango-Püree oder Schokoladensauce, lassen sich luftige Texturen zaubern, die Gerichten eine einzigartige Leichtigkeit verleihen. Darüber hinaus bietet der Siphon eine überraschende Funktion: Durch den hohen Druck im Gerät können Aromen schneller in Lebensmittel infundiert werden, wodurch sich der Prozess des Marinierens erheblich beschleunigen lässt.
Gerätschaften für die Sphärifikation: Die Sphärifikation erfordert präzise Dosierungen und die Verwendung geeigneter Werkzeuge, um perfekte Ergebnisse zu erzielen. Ein essenzielles Hilfsmittel sind ausreichend große Schüsseln oder Behälter, die als Bäder dienen, um die Flüssigkeiten mit Alginat oder Calciumlactat aufzunehmen. Diese Behälter ermöglichen die Bildung der charakteristischen „Kaviar“-Perlen oder größeren Sphären. Ein weiteres wichtiges Werkzeug sind spezielle perforierte Löffel. Sie werden verwendet, um die geformten Sphären schonend aus dem Bad zu heben, ohne ihre empfindliche Struktur zu beschädigen.
Einfache Rezepte aus der Molekularküche
Die Molekularküche eröffnet eine Welt voller kreativer Möglichkeiten, um Gäste mit innovativen Gerichten zu überraschen. Ein Klassiker dieser Technik ist die Herstellung von „Kaviar“ aus Fruchtsaft. Dabei wird eine Mischung aus Agar-Agar und Fruchtsaft in kaltes Pflanzenöl getropft, wodurch sich kleine, kaviarähnliche Perlen formen. Diese kleinen Kügelchen sind nicht nur ein optisches Highlight, sondern bieten auch ein besonderes Mundgefühl, da sie im Inneren flüssig bleiben und beim Zerbeißen für einen intensiven Geschmack sorgen.
Für eine luftige und aromatische Beilage eignet sich ein Tomaten-Espuma hervorragend. Hierbei wird Tomatensaft mit Lecithin aufgeschäumt, wodurch eine leichte, fast wolkenartige Textur entsteht. Dieser Schaum kann beispielsweise als dekoratives Topping für Suppen oder Hauptgerichte dienen und verleiht den Speisen eine raffinierte Note.
Ein weiterer Hingucker ist das sogenannte „heiße Eis“. Dieses wird mithilfe des speziellen Geliermittels Metil zubereitet, das auch bei hohen Temperaturen stabil bleibt. Die Eismasse wird zunächst kalt angerührt und anschließend erhitzt. Das Ergebnis ist eine ungewöhnliche, feste Konsistenz, die das Konzept von Eiscreme völlig neu definiert und Gäste garantiert ins Staunen versetzt.
Für spektakuläre Effekte sorgt der Einsatz von flüssigem Stickstoff, mit dem sich gefrorene „Wolken“ kreieren lassen. Aromatische Flüssigkeiten wie Fruchtsäfte oder Liköre werden in den extrem kalten Stickstoff getaucht, wodurch sie sofort gefrieren und in federleichte, zerbrechliche Schäume verwandelt werden. Diese Methode begeistert nicht nur durch die optischen Effekte, sondern auch durch den intensiven Geschmack, der durch die schnelle Gefrierung erhalten bleibt. Solche „Wolken“ können als überraschende Beilage oder Dessertkomponente serviert werden und verleihen jeder Mahlzeit einen Hauch von Magie.
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