Das preiswerte Elektroauto für den robusten Einsatz
Forscher der Technischen Universität München (TUM) haben ein Elektroauto für den afrikanischen Markt entwickelt. Der Prototyp ist geländegängig und kann eine Gesamtlast von einer Tonne transportieren. Solarmodule auf dem Dach besorgen den Tankstopp zwischendurch. Langfristig soll das Allrad-Fahrzeug weniger als 10.000 Euro kosten.
Im ländlichen Afrika, südlich der Sahara, sind die Bedingungen rau. Asphaltierte Straßen und Stromanschlüsse sind oft Mangelware. Ein Automobil können sich ohnehin nur die Wenigsten leisten. Für die Menschen vor Ort hat die TUM nun im Projekt „aCar mobility – Ländliche Mobilität in Entwicklungsländern“ ausgerechnet ein Elektroauto konzipiert.
„Ein Elektroantrieb ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch technisch die bessere Lösung, da er wartungsarm ist und sein volles Drehmoment direkt beim Anfahren entfalten kann“, kommentiert Martin Šoltés. Mit seinem Kollegen Sascha Koberstaedt leitet er das Projekt am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik.
Die Batterie als Stromquelle
Den Wissenschaftlern zufolge ermöglicht die Batteriekapazität von 20 kWh eine elektrische Reichweite von 80 Kilometern. Sie soll an einer normalen Haushaltssteckdose mit 220 Volt innerhalb von 7 Stunden vollständig geladen sein. Da es aber nicht an jeder Ecke eine Steckdose gibt, sollen optional erhältliche Solarmodule auf dem Fahrzeugdach zusätzliche Energie liefern. Aber auch die Batterie soll als Stromquelle dienen. Dazu haben die Forscher verschiedene Aufbauten für die Ladefläche entwickelt. Mit ihrer Hilfe soll das Auto dann unter anderem zur mobilen Arztpraxis oder zur Wasseraufbereitungsstation werden.
Für Afrika in Afrika produzieren
Um die lokale Wirtschaft zu stärken sollen möglichst viele Komponenten vor Ort gefertigt werden. Wie Šoltés erklärt, werde man Hightech-Komponenten wie die Batterie und die Elektromotoren am Anfang natürlich importieren müssen. Aber: „Gussknoten und eine einfache geschraubte Bauweise ermöglichen eine einfache Produktion mit sehr niedrigen Investitionskosten“, erklärt Prof. Wolfram Volk, Leiter des Lehrstuhls für Umformtechnik und Gießereiwesen, das ebenfalls am Projekt beteiligt ist. Die ersten Fahrzeuge sollen jedoch in einer Modellfabrik in Deutschland entstehen. „Bevor das Auto in Afrika produziert werden kann, müssen wir zunächst die technischen Abläufe in den Griff bekommen. Dann können wir Menschen aus Afrika hier schulen, die wiederum ihr Wissen vor Ort weitergeben“, meint Sascha Koberstaedt. Damit das Auto auch tatsächlich in Serie geht, hat er gemeinsam mit Martin Šoltés die Firma „Evum Motors GmbH“ gegründet.
Testfahrt unter Realbedingungen
Im Juli 2017 haben die Forscher das Allradfahrzeug in Ghana unter Realbedingungen getestet. Dabei wollten sie unter anderem prüfen, ob und wie die Elektronik auf die höhere Temperatur die Luftfeuchtigkeit reagiert. „Wir haben sehr viele Daten gesammelt, die noch ausgewertet werden müssen“, sagt dazu Koberstaedt. „Aber was man bereits sagen kann, ist, dass alle Anforderungen erfüllt und unsere Erwartungen sogar übertroffen wurden.“
Aber nicht nur in Afrika soll der aCar rollen. Weitere Einsatzmöglichkeiten sehen die Forscher u.a. bei der Pflege von Grünanlagen oder auch für die Bewirtschaftung von Almen und Weingütern.
Vom 12. bis 15. September 2017 präsentieren die Forscher den aCar auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt.
Ein weiteres Auto mit integrierten Solarzellen, über das wir schon letztes Jahr berichtet haben, ist Sion von Sono Motors. Die Entwickler haben nun Ende August 2017 eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um die Serienentwicklung zu finanzieren. Das Auto soll eine Reichweite von 250 km haben und 16.000 Euro exklusive Batterie kosten. Pro Tag können bis zu 30 km durch die Sonne generiert werden.
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