Die Elektroautos deutscher Hersteller
Die deutschen Hersteller holen auf und bringen immer mehr reine Elektroautos auf den Markt. Wir haben uns die aktuellen Modelle etablierter Hersteller und deutscher Start-ups im E-mobilsektor angesehen.
Inhalt des Artikels:
- reine Elektrofahrzeuge (BEV)
- Elektro-SUVs deutscher Hersteller
- elektrische Kompaktfahrzeuge
- emissionsfreie Nutzfahrzeuge made in Germany
- Günstige Stadtflitzer und visionäre deutsche Start-ups
- Marktaussichten deutscher Elektrofahrzeuge
Den deutschen Automobilherstellern wurde oft vorgeworfen, sie hätten den Anschluss an die Zukunft der elektrisch angetriebenen Mobilität verschlafen. Inzwischen haben jedoch fast alle ein Elektroauto im Angebot, das mit den internationalen Modellen sehr wohl konkurrieren kann. Seit Mai 2016 belohnt außerdem der Staat die Käufer von Elektroautos zudem mit einer Prämie von 4.000 Euro. Grund genug, sich die aktuellen E-Modelle deutscher Hersteller genauer anzuschauen.
Battery Electric Vehicles – reine E-Fahrzeuge
In der Anfangsphase der Automobilentwicklung wurde der erste elektrische Pkw – damals noch in Form einer Elektrokutsche – in Deutschland gebaut. Doch in der Neuzeit sicherten sich vor allem ausländische Mitbewerber die Position als Entwicklungspioniere in der Elektromobilität. Erst jüngst zogen die deutschen Firmen nach und brachten konkurrenzfähige Elektroautos auf den Markt. Visionäre Ideen aber kamen vor allem von Start-ups.
Die Übergangsphase, in der die Hersteller auf Hybridfahrzeuge setzten, scheint jedenfalls vorbei. Immer mehr Autohersteller bringen Autos mit reinem Elektroantrieb auf den Markt. Die sogenannten Battery Electric Vehicles (BEV) beziehen ihre Antriebsenergie ausschließlich aus einer in die Karosserie integrierten Traktionsbatterie, die aus dem Stromnetz wieder aufgeladen werden kann. Sie sind außerdem in der Lage, die Bremsenergie wieder in ihr System einzuspeisen. BEV sind in allen Fahrzeugkategorien vertreten, vom SUV bis zum Einsitzer.
Audi und Daimler bieten kraftvolle Elektro-SUVs
Der E-tron1, dessen Konzept erstmals auf der IAA 2015 vorgestellt wurde, ist der erste rein elektrisch angetriebene Serienwagen von Audi und es handelt sich um einen SUV. Er ist mit einem elektrischen Allradantrieb, der nächsten Evolutionsstufe des quattro-Motors, ausgestattet. Laut Hersteller erzielt der E-tron1eine Reichweite von über 400 Kilometern und beschleunigt im Boost-Modus in weniger als sechs Sekunden von 0 auf 100 km/h. Voraussichtlich ab Februar 2019 werden die ersten Modelle zu einem Kaufpreis ab 80.000 Euro ausgeliefert.
Daimler arbeitet unter der Submarke Mercedes-Benz EQ an den Konzeptfahrzeugen EQC und EQA, die 2019 bis 2020 Marktreife erreichen sollen. Der Elektro-SUV EQC wurde bereits der Öffentlichkeit präsentiert und bringt eine kraftvolle 80 kWh-Lithium-Ionen-Batterie mit, die eine Reichweite von bis zu 450 Kilometern ermöglicht. Basierend auf dieser Leistungsstärke erreicht die Tachonadel die 100 km/h-Marke aus dem Stand in nur 5,1 Sekunden.
BMW und VW entwickeln elektrische Kompaktfahrzeuge
Das Pendant zu Audis Elektrovariante des quattro-Motors ist bei BMW der eDrive mit einer Leistung von 33 Kilowattstunden (kWh), verbaut in den Modellen i3, i3s und e-Mini. Der i3 kommt in 7,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h, der i3s benötigt dafür nur 6,9 Sekunden. Mit einer Reichweite zwischen 200 und 300 Kilometern eignen sich beide Elektroautomodelle für Stadt- und nicht allzu weite Überlandfahrten. Die Standardausstattung des i3 schlägt mit einem Listenpreis von 37.550 Euro zu Buche. Für 2019 plant BMW außerdem die Serien-Markteinführung des Mini E.
Noch etwas weiter in der Zukunft liegt die Serienreife des ersten Elektroautos von VW. Nach der Einstellung des E-Golf zum nächsten Modellwechsel soll der VW I.D. ab Anfang 2020 vom Band rollen. Ab 2025 ist eine vollautonome Fahrweise für das Modell geplant. Die gesamte Bauweise des I.D. beruht auf einem MEB, dem speziell für elektronisch angetriebene Fahrzeuge entwickelten modularen Effizienzbaukasten. Das Elektroauto VW I.D. kommt laut Hersteller mit einer Reichweite von bis zu 600 Kilometern daher, was es auch für längere Pendelstrecken qualifiziert.
Emissionsfreie Nutzfahrzeuge made in Germany
Aus der I.D.-Serie hat es ein weiterer Kandidat in Serie geschafft. Der Elektro-Bulli I.D. Buzz, die Zukunftsversion des legendären VW Bulli, erlaubt seinen Passagieren durch die autonome Fahroption entspanntes Reisen. Von freier Liebe zum freien Fahren sozusagen. Der Personentransporter in Größendimension des T6 soll 2022 in Serie gehen und mit bis zu acht Sitzplätzen sowie zwei Kofferräumen viel Raum bieten. Statt eines Lenkrads wurde ein touchpad-ähnliches Interface gewählt. Mit einer Reichweite von bis zu 600 Kilometern ist dieser Elektrobus auch für längere Fahrten geeignet.
Speziell für den Lieferverkehr und Handwerksbetriebe soll ab Mitte 2019 der VW Abt e-Caddy verfügbar sein. Das Produkt der Kooperation zwischen VW und Abt e-Line verfügt über eine 37,3 kWh starken Akku und erzielt eine Reichweite von maximal 220 Kilometern. Mit einem Stauraumvolumen von etwa 4.200 Litern ist der Elektrobus ein guter Begleiter für innerstädtische Nutzfahrten.
Ein Forschungsprojekt der RWTH Aachen legte den Grundstein für ein weiteres Elektroauto im Nutzfahrzeugbereich, den StreetScooter. Seine Entwicklung begann 2010, vier Jahre später wurde er von der Deutschen Post erworben. Der Konzern wurde zum Fahrzeugbauer, um die Modelle Work, Work L und Work XL für seinen Eigenbedarf zu realisieren. Der StreetScooter, ausgestattet mit Frontantrieb und einer Reichweite zwischen 80 und 200 Kilometern, wird inzwischen auch für externe Käufer angeboten.
Ebenfalls aus Aachen, ebenfalls elektrisch angetrieben: der e.Go Mover. Für den autonomen Kleinbus ist e.Go-Gründer Günter Schuh ein Joint Venture mit ZF Friedrichshafen eingegangen und präsentierte nur einem Jahr einen Prototypen. Die Batteriekapazität wird von den Herstellern mit 60 kWh angegeben, die Akkulaufzeit mit bis zu 10 Stunden. Damit soll der e.Go Mover nicht nur Personen befördern können, sondern auch als Nutzfahrzeug herhalten. Dafür ist die Innenausstattung modular aufgebaut und kann je nach Bedarf umgerüstet werden.
Günstige Stadtflitzer und visionäre deutsche Start-ups
Geradezu prädestiniert für einen Elektroantrieb sind die Stadtflitzer von Smart, deren Variante als Elektroauto den Namenszusatz „EQ“ tragen. Die nächste Generation des Modells, erhältlich ab 2020, soll bereits gänzlich ohne Verbrennungsmotor und nur noch als BEV durch die Straßen fahren.
Das Start-Up e.Go, entwickelt vom gleichen Ingenieur, aus dessen Feder auch der Streetscooter und der e.Go Mover stammen, fertigt den e.Go Life. Es gibt ihn in drei Ausstattungsvarianten und Batteriegrößen zwischen 14,9 und 23,9 kWh, von denen die günstigste Version abzüglich der Förderprämie nur 11.900 Euro kostet. Mit einer leistungsabhängigen Reichweite zwischen 104 und 158 Kilometern ist der e.Go Life laut Herstellerangaben ein flinkes Stadtauto.
Ein äußerst sparsamer Winzling ist auch der IMA Colibri Prime mit einer Batterieleistung von 6,9 kWh und einer maximalen Reichweite von 110 Kilometern. Der aus Jena stammende Einsitzer der Firma Innovative Mobility Automotive (IMA) vertritt das Prinzip der Mikromobilität: ein kosteneffizienter und ökologischer Transport von Einzelpersonen auf kurzen Strecken, gepaart mit hohen Sicherheitsstandards. Für 10.990 Euro sollte dieses Elektroauto eigentlich längst zu haben sein.
Noch kleiner ist sogar das visionäre Modell des Düsseldorfer Start-ups iEV1, der iEV X. Das 1,6 Meter lange Fahrzeug ist im Normalbetrieb nur für eine Person gedacht, kann sich aber für einen Mitfahrer in die Länge ziehen. Schnell ist es mit maximal 45 km/h nicht gerade, dafür werden die Akkus von Solarzellen auf dem Dach unterstützt und bringen das kleine Elektromobil bis zu 60 Kilometer weit. Kostenpunkt: 3.850 Euro, wenn die Finanzierung des Fahrzeugkonzepts erfolgreich verläuft.
Marktchancen deutscher Elektrofahrzeuge
Nicht erst seit dem Straucheln seiner exzentrischen Gallionsfigur Elon Musk sieht sich Platzhirsch Tesla einer erstarkenden internationalen Konkurrenz gegenüber. Druck kommt zudem aus China, von wo auf die politisch forcierte Quote für Elektroautos den Weltmarkt in Zugzwang bringt. In dieses Rennen sind die deutschen Hersteller zwar mit leichter Verspätung eingestiegen, halten inzwischen aber souverän mit. Der sprichwörtliche deutsche Erfindergeist punktet dabei mit Bodenhaftung und dem Blick für den Nutzerbedarf: Kostenbewusstsein und Ökologie werden in der Entwicklung besonders bei den Start-ups noch vor dem Design als Maßstäbe angelegt.
Während die etablierten Hersteller die ästhetischen Ansprüche ihrer treuen Kundschaft erfüllen müssen, wagen kreative Kleinfirmen optisch ungewöhnliche Konzepte und erspielen sich damit mehr Gestaltungsfreiheit in der Preispolitik. Am Ende profitiert davon die gesamte deutsche Automobilindustrie, die sich zum einen eine langfristig stabile Position im globalen Wettkampf sichert und zum anderen allen Interessierten genau das richtige Elektroauto bietet: Vom schicken, hochpreisigen E-SUV bis zum günstigen und ultrasparsamen Cityflitzer.
Die beliebtesten Elektroautos der Deutschen
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