Elektrobusse: In 15 Sekunden an Haltestellen Strom nachladen
Nur wenige Sekunden Ladezeit benötigen die modernen Elektrobusse, die demnächst im öffentlichen Nahverkehr in Genf zum Einsatz kommen sollen. Haltestellen der Linie 23 werden mit superschnellen Flash-Ladestationen ausgerüstet, an denen die Busse Energie tanken, während die Fahrgäste ein- und aussteigen. Die Schweizer Entwickler der Technologie rechnen für Linie 23 mit 1.000 Tonnen weniger Kohlendioxid im Jahr.
Die Dieselbusse, die auf der Linie 23 in Genf zwischen Flughafen und Vororten verkehren, haben ausgedient. Bis zum Jahr 2018 sollen sie komplett durch zwölf Elektrobusse mit einem ausgeklügelten Schnellladesystem namens TOSA (Trolleybus Optimisation Système Alimentation) ersetzt werden.
Entwickelt wurde die Technologie von Ingenieuren des Züricher Unternehmens ABB. Sie ermöglicht es, die Busse bei ihrem kurzen Stopp an einer entsprechend aufgerüsteten Bushaltestelle so weit aufzuladen, dass sie es danach bequem zur nächsten Ladestation schaffen können.
Automatischer Schnell-Ladekontakt
Und das sieht so aus: Der fast 20 m lange Gelenkbus mit maximal 133 Fahrgästen kommt an der Haltestelle unter einer Flash-Ladestation zum Stehen. Automatisch richtet sich ein beweglicher Ladearm auf dem Dach des Busses auf und verbindet sich mit dem Kontakt der Flash-Ladestation. Während die Fahrgäste ein- und aussteigen, werden die Onboard-Batterien binnen 15 Sekunden mit 600 Kilowatt nachgeladen, so dass der Bus genügend Energie für die Weiterfahrt bis zur nächsten Ladestation hat. Vollständig aufgeladen werden die Bordbatterien dann in vier bis fünf Minuten an den Endhaltestellen. In Berlin wurde im vergangenen Jahr das induktive Ladesystem Primove von Bombardier getestet. Dabei senkt sich unter dem Bus ein Stromaufnehmer bis knapp über den Boden. Die Ladestation überträgt die Energie dann über ein Magnetfeld und sorgte an den Endhaltestellen in sieben Minuten für Energienachschub.
Die öffentlichen Genfer Verkehrsbetriebe TPG (Transports Publics Genevois) und der Schweizer Bushersteller HESS haben das Unternehmen ABB mit der Lieferung und Umrüstung der Linie 23 beauftragt. In einem Pilotprojekt war zunächst ein Elektrobus zwischen dem Genfer Flughafen und dem Ausstellungszentrum Palexpo eingesetzt worden. Geplant ist nun, die Route der Buslinie 23 leicht anzupassen, um eine Schnellverbindung nach Praille-Acacias-Vernet zu ermöglichen. Dieses neue Quartier von Genf wird nach der Fertigstellung 11.000 Wohnungen und Büroräume für rund 11.000 Beschäftigte beherbergen.
10.000 Fahrgäste pro Tag
Die vollständige Inbetriebnahme der Buslinie ist für das Jahr 2018 geplant. Dann sollen die Gelenkbusse zu den Hauptverkehrszeiten in beiden Richtungen im Zehn-Minutentakt verkehren und mehr als 10.000 Fahrgäste am Tag befördern.
13 der insgesamt 50 Bushaltestellen auf der Strecke der Linie 23 werden mit Flash-Ladestationen ausgerüstet, außerdem drei Ladestationen an Endhaltestellen und vier im Depot. Die Haltestellen werden mit der Vorrichtung für den Energietransfer und einer Energiespeichereinheit mit Netzanschluss und AC/DC-Konverter ausgerüstet.
Die Ausrüstung für die zwölf Busse besteht aus je einem Energietransfersystem mit beweglichem Ladearm auf dem Dach sowie der Batterieeinheit. Die ist gekoppelt an einen Konverter, der den elektrischen Antrieb der Busse regelt. ABB liefert auch die zwölf flexiblen Antriebslösungen für die Busse, einschließlich integrierter Traktions- und Hilfsumrichter, dachmontierter Batterien und Energieübertragungssysteme sowie Permanentmagnetmotoren.
Auf rund 16 Millionen Schweizer Franken beläuft sich der Gesamtwert der Aufträge für die Einrichtung der emissions- und geräuscharmen Nahverkehrslinie 23. Dafür werden auf den rund 600.000 gefahrenen Kilometern auf der Linie pro Jahr laut ABB 1.000 Tonnen CO2 eingespart.
Autonome Elektrobusse
Daimler wird nächstes Jahr mit der Serienanfertigung eines autonom fahrenden Elektrobus beginnen. Getestet wurde der Stadtbus von Mercedes im realen Verkehr vom Flughafen Amsterdam Schiphol und der Stadt Harlem. Wir berichteten. Der erste Dauertest eines autonomen Personenbeförderungsmittels im öffentlichen Raum läuft im Schweizer Kanton Wallis. Protagonist ist Arma – ein kleiner gelber Elektrobus des französischen Herstellers Navya. Er fährt Passagiere im Auftrag der Schweizer Postauto AG durch die Altstadt von Sitten zum Bahnhof. Das autonome Fahrzeug verfügt über elf Sitzplätze und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h.
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