Sind Elektroautos umweltschädlicher als Benziner? Studie liefert klare Antwort
Immer wieder kommt die These auf, dass Elektroautos schon allein wegen der Produktionsbedingungen höhere CO2-Emissionen aufweisen als Benziner. Eine aktuelle Studie soll das nun widerlegen.
Entwirft man eine Szene der Welt, wie sie in 5 Jahren aussehen könnte (Corona wird dann hoffentlich nur noch eine böse Erinnerung sein), dürften Elektroautos eine prominente Rolle dabei spielen.
Bei der letzten Automesse IAA in Frankfurt war das E-Mobil der Megastar. Keine alternative Antriebstechnologie wird derzeit von Politik und Wirtschaft mehr hofiert.
Elektroauto: Umweltschädlicher als Benziner?
Und das, obwohl es immer wieder Studien und Meldungen gibt, laut denen Elektroautos gar nicht besonders umweltfreundlich sind, sondern im Gegenteil sogar die CO2-Emissionen noch erhöhen könnten. Die These: Rechnet man die CO2-Emissionen zur Stromerzeugung und aus der Produktion mit ein, ist das E-Auto umweltschädlicher als Benziner.
Neue Forschungsergebnisse der Universitäten von Exeter, Cambridge und Nijmegen widerlegen diese Befürchtung jetzt als einen Mythos. Das berichtet unter anderem BBC.
E-Auto: In 95 % der Fälle ökologischer
Die Studie kommt demnach zu dem Schluss, dass Elektroautos in den meisten Fällen insgesamt weniger Emissionen verursachen, selbst wenn die Produktion immer noch fossile Brennstoffe umfasst. Laut den Forschungsergebnissen ist das Fahren eines Elektroautos in 95 % der Fälle klimafreundlicher als die Nutzung eines Benziners.
- Wasserstoff-Autos
Eine Brennstoffzelle wandelt Wasserstoff mit Hilfe von Luft in Wasser um. Dadurch wird elektrische Energie freigesetzt, die wiederum den Elektromotor an. Eine Brennstoffzelle erzeugt keine Emissionen, lediglich Wasser wird freigesetzt. - Erdgasautos
Erdgasautos haben einen herkömmlichen Motor. Der wird aber nicht (nur) mit Benzin, sondern mit Gas betrieben. Meist haben Erdgasautos zusätzlich einen Benzintank. - Elektroautos
Sie werden von einem Elektromotor betrieben, der seine Energie aus einer Batterie zieht. Das Herzstück der meisten modernen E-Autos sind Lithium-Ionen-Akkus
Ausnahmen sind allerdings Länder wie Polen, wo die Stromerzeugung noch zu sehr großen Teilen auf Kohle basiert. In Ländern wie Schweden oder Frankreich hingegen, wo der größte Teil des Stroms aus erneuerbaren Energien und Atomkraft stammt, seien die Emissionen im Laufe eines Autolebens bis zu 70 % niedriger. Sprich: Je stärker Staaten künftig auf alternative Energiegewinnung setzen, desto umweltfreundlicher wird in der Konsequenz auch das Elektroauto.
Bis 2050 jedes zweite Auto elektrisch
Die Wissenschaftler prognostizieren in der Studie, dass im Jahr 2050 jedes zweite Auto auf den Straßen der Welt einen Elektromotor unter der Haube hat. Das würde die globalen CO2-Emissionen um bis zu 1,5 Gigatonnen jährlich reduzieren – das entspricht dem gesamten aktuellen CO2-Ausstoß von Russland.
Indes: Unumstritten ist das Elektroauto damit nicht.
„Elektrofahrzeuge sind kein Allheilmittel, um den Straßenverkehr klima- und umweltfreundlich zu gestalten. Eine lebenswerte Stadt braucht nicht zuletzt mehr öffentliche Verkehrsmittel, mehr Radverkehr und kurze Wege zwischen der Arbeitsstätte, der Wohnung und den vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten“, sagt etwa Philipp Altinsoy von der Frankfurt University of Aplied Sciences gegenüber INGENIEUR.de.
Kritik: „Menschenverachtende Gewinnung der Seltenen Erden“
Er ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im dortigen Research Lab for Urban Transport. Zwar sei der CO2-Ausstoß womöglich geringer, aber beim Thema E-Mobilität müssten auch andere Faktoren berücksichtigt werden. So sei der Rohstoffaufwand bei Elektroautos höher als bei konventionellen Fahrzeugen.
„Besonders die menschenverachtende Gewinnung der Seltenen Erden sowie deren enormer Verbrauch an Ressourcen bei der Gewinnung wird häufig außer Acht gelassen“, so Altinsoy.
Lasse man diese Erwägungen in die Entwicklung miteinfließen, dann könnten E-Fahrzeuge aber einen wichtigen und vor allem einen zunehmenden Beitrag für den Klimaschutz leisten, so Altinsoy. „Dieser Vorsprung wird weiter wachsen, denn der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung wächst stetig. In spätestens zehn Jahren sollen erneuerbare Energien bereits den überwiegenden Teil des deutschen Strombedarfs decken.“
>> Lesen Sie dazu auch: Rohstoffe und ihr Vorkommen im Überblick
Ifo-Studie setzt auf Wasserstoff-Methan-Technologie
Einige Studien bescheinigen dem Elektroauto indes keine glänzende Zukunft. In einem Aufsatz des Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo) heißt es: „Es kann nicht die Rede davon sein, dass die Einführung der Elektroautos bereits für sich genommen zu einer Reduktion des CO2-Ausstoßes im Verkehr führen wird, wie es die EU-Richtlinie für die Berechnung des Flottenverbrauchs nahelegt, die ja die Elektroautos mit einem CO2-Ausstoß von null annimmt. Das Gegenteil ist der Fall. Der CO2-Ausstoß der batterieelektrischen Autos liegt beim heutigen Energiemix Deutschlands und unter Berücksichtigung des Energieaufwands bei der Batterieproduktion nur im günstigsten Fall auf einem mit dem Dieselmotor vergleichbaren Wert.“
Die Autoren plädieren vielmehr für die Wasserstoff-Methan-Technologie. „Zum einen ist sie langfristig der einzig funktionierende Weg zur Speicherung der überschießenden Stromspitzen des Wind- und Sonnenstroms, die erforderlich ist, wenn dieMarktanteile dieser Form regenerativen Stroms ausgeweitet werden sollen. Zum anderen
bietet sie schon aus dem Stand heraus die Möglichkeit einer erheblichen CO2-Einsparung, selbst wenn dieses Methan aus fossilen Quellen stammt.“
Derweil hat zuletzt eine Studie der Unternehmensberatung Uscal gezeigt, dass einige Fahrer von Elektroautos nicht unbedingt zufrieden mit ihren Mobilen sind. Demnach würden nur 59 Prozent der etwa 1200 Befragten ein E-Auto ihrer Marke empfehlen.
Lesen Sie auch:
Ein Beitrag von: