KI erobert die Konsumelektronik
KI ist jetzt überall drin, ob TV, Laptop, Staubsauger oder irgendein Gadget. Gleichzeitig verschieben sich die Machtverhältnisse der Unternehmen deutlich, wie sich auch auf der CES zeigte. KI gibt den Takt an.
Die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas setzt zu Beginn des Jahres Impulse und zeigt, was die Branchen zu erwarten haben. Nicht ohne Grund gehört die CES doch zu den weltweit größten Technologiemessen. Sie gibt in vielen IT-Bereichen Hinweise auf das, was in den nächsten Monaten den Markt beherrschen wird. In diesem Jahr kamen 141.000 Besucherinnen und Besucher in die Wüstenstadt, um sich über die neuesten Angebote der 4500 Aussteller zu informieren.
KI macht Elektronik attraktiv
Veranstalter der CES ist die Consumer Technology Association (CTA), die zu Beginn einen kurzen Überblick über die Marktsituation gab. Demnach wird der Einzelhandelsumsatz mit elektronischen Geräten in diesem Jahr 537 Mrd. $ betragen, 17 Mrd. $ mehr als im Vorjahr.
Das Ausstellungsspektrum der Messe ist sehr breit gefächert und reicht von Fahrzeugtechnologien über Roboter, Computer und Heimelektronik bis hin zu Haushaltsgeräten und Wearables. Folglich stammten auch die größten Aussteller aus sehr unterschiedlichen Branchen. In diesem Jahr gehörten dazu Samsung, Sony, LG, Google, Meta, Nvidia, AMD, Qualcomm und Lenovo, aber auch Honda, Volvo, BMW und Waymo sowie die Kommunikationsunternehmen Iridium, Globalstar und Starlink.
Der beherrschende Trend war eindeutig KI. Überall gab es intelligente Gadgets, prädiktive Algorithmen und personalisierte Assistenten. Vieles waren aber nur Weiterentwicklungen oder Konzepte beziehungsweise Prototypen. Es war klar, dass wir uns erst in den Anfängen der Consumer-KI befinden, sodass das Marketing den praktischen Einsatz noch bei Weitem übertrifft. Trotzdem entsprachen die Angebote der Erwartungshaltung der Besucher und Besucherinnen. Laut CTA sind 93 % der erwachsenen US-Bürger mit generativer KI vertraut und 61 % nutzen solche Tools bereits auf der Arbeit.
König der KI-Revolution?
Der Platzhirsch bei der KI ist unbestritten Nvidia. Dessen Gründer und CEO, Jensen Huang, hielt die Eröffnungsrede und präsentierte darin seine Vision über die Zukunft der KI. Diese wird alle Branchen durchdringen – von der Robotik über das Gesundheitswesen bis hin zur Automobilindustrie. Seine Botschaft war klar: Nvidia ist nicht mehr nur ein reiner Chiphersteller, sondern der „König der KI-Revolution“. Als Beispiel verwies er auf seine KI-gestützte Roboterplattform, von der er meint, dass sie die Logistik und Fertigung komplett umgestalten werde. Das ist nicht unbegründet, denn schon seit einigen Monaten kündigen die Anbieter aus diesen Bereichen praktisch im Wochentakt umfangreiche Kooperationen mit Nvidia an.
Am weitesten fortgeschritten ist die KI-Integration bei den Computerendgeräten, also bei Desktops, Laptops und Tablets. Hierzu zeigte Nvidia das „Project Digits“, das von vielen OEMs übernommen wird. Es basiert auf Nvidias Grace-Blackwell-Architektur, enthält 92 Mrd. Transistoren und erreicht 3352 TOPS (Tera Operations Per Second). Das erlaubt es KI-Forschern und -Entwicklern große Sprachmodelle direkt auf dem Desktop zu betreiben, ohne an eine Cloud-Infrastruktur angebunden sein zu müssen.
Nvidias Chipkonkurrenten Intel und AMD stellten ebenfalls Systeme zur KI-Nutzung vor. Bei Intel war es der neue Core-Ultra-Prozessor der 200V-Serie für mobile Geräte und AMD verwies auf die Leistung seiner Ryzen-KI-Prozessoren, die laut AMD speziell für KI-Anwendungen von Copilot entwickelt wurden und derzeit die schnellsten Windows-PCs ermöglichen sollen.
Was die eigentlichen Laptops angeht, so überraschte Lenovo mit einem ausrollbaren Bildschirm. So kann beim neuen Thinkbook Plus Gen 6 Rollable auf Tastendruck der Bildschirm vom 14-Zoll-Querformat auf ein 16,7-Zoll-Hochformat erweitert werden. Damit lassen sich bequem zwei Fenster übereinanderstapeln oder ein sehr langes Excel-Sheet besser überblicken.
In der Kategorie der ultraportablen Geräte fand das Zenbook A14 von Asus die meiste Beachtung. Dank einer neuen Materialiennutzung wiegt es weniger als 1 kg. Hier wurden Qualcomms stromsparende Snapdragon-X-Chips mit einem 14-Zoll-Oled-Panel kombiniert, was zu einer beeindruckenden Akkulaufzeit von bis zu 32 Stunden führt.
Smarte Haushaltshelfer nutzen KI
Der zweite große KI-Anwendungsbereich ist Robotik. 43.000 Messebesucher gaben an, dass sie speziell wegen dieses Themas angereist waren. Generell zeigte sich auch hier der virtuelle Konkurrenzkampf zwischen den Cobots und den humanoiden Robotern. Wobei auch auf der CES die größere Aufmerksamkeit den humanoiden Systemen galt, während die Cobots die (bezahlbarere) Alternative für den praktischen Gebrauch darstellten.
In der Kategorie der Haushaltsroboter gibt es schon seit vielen Jahren kontinuierliche Verbesserungen und neue Anwendungsmöglichkeiten. Hierzu ein paar aktuelle Beispiele: Bei den Robotersaugern stellte Roborock den Saros Z70 vor. Er verfügt über einen Greifarm, mit dem er verschiedene Gegenstände aufheben kann, die ihm im Weg liegen. Der SwitchBot K20+ Pro hat das Thema Multitasking neu definiert. Er basiert auf einer modularen Plattform, die es ermöglicht, praktische Extras wie einen Luftreiniger, eine Überwachungskamera und sogar ein kleines Tablett für die Lieferung von Sandwiches hinzuzufügen. Interessant ist auch der Dreame X50 Ultra Complete. Der kann mit seinen kleinen Beinen sogar Treppen steigen.
Zu sehen war auch Loona. Das ist ein schlauer Spielzeugroboter und der erste dieser Art, der mit ChatGPT ausgestattet ist. Damit hat er auf jede Frage sofort eine Antwort.
Neuheiten für besseren Durchblick
Ein großer traditioneller Ausstellungsbereich der CES sind TV- und Display-Systeme. Auch hier sagte jeder Anbieter, dass seine Systeme jetzt mit KI ausgestattet seien oder dass KI bald kommen werde.
Doch das wirklich Interessante waren die bedeutenden Fortschritte bei der Paneltechnologie und der Signalverarbeitung. Eine der wichtigsten Ankündigungen auf diesem Gebiet war der G5-Oled-Fernseher von LG, der die bislang genutzte Micro-Lens-Array-Technologie durch ein neues Oled-Paneldesign mit vier Stapeln ersetzt. Diese architektonische Änderung sorgt für eine 40 % höhere Helligkeit im Vergleich zum vorherigen G4.
Ebenfalls im Premium-Displaybereich stellte Hisense das Fernsehgerät 116UX TriChroma Mini LED mit seiner neuen RGB-Local-Dimming-Technologie vor. Dieses System verwendet spezielle Linsen, die individuell auf rote, grüne und blaue LEDs reagieren und so eine viel präzisere Farbsteuerung ermöglichen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich auf der diesjährigen CES der Weg zu einer praktische KI-Implementierung in vielen – wenn nicht sogar in allen – Bereichen abzeichnet. Ergänzt wird das durch neue Formfaktoren und verbesserte Automatisierung. Die aufziehende Konvergenz von KI-Systemen mit der herkömmlichen Unterhaltungselektronik deutet auf gravierende Veränderungen hin, wie die Verbraucherinnen und Verbraucher in Zukunft mit ihren Geräten interagieren.
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