Computerchip soll auf Kommando zu Staub zerfallen
Der IT-Konzern IBM entwickelt einen Computerchip, der sich auf Befehl selbst zerstören kann. Auftraggeber für diesen Chip ist das US-Militär. Damit will die US Army verhindern, dass sensible Technik und Informationen beim Absturz von Flugzeugen, Hubschraubern oder Drohnen in Feindeshand geraten.
Nach einem Bericht des Internetmagazins Arstechnica hat die amerikanische Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) als Teil ihres Entwicklungsprogramms Vanishing Programmable Resources (VAPR) den Spezialchip in Auftrag gegeben. Neben IBM ist daran PARC beteiligt, die Forschungsabteilung des Bürogeräteherstellers Xerox. 3,5 Millionen Dollar gehen für die Entwicklung an IBM, weitere 2,1 Millionen Dollar fließen an PARC.
Anlass für die Forschung sind die immer wieder vorkommenden Verluste sensibler Militärtechnik. So verliert die US-Armee beispielsweise in Afghanistan, in Pakistan oder wie bei der Ermordung des Al-Kaida-Führers Osama Bin Laden sensible Militärtechnik wie Hubschrauber und Flugzeuge. Nicht immer wird die geheime Technik samt Informationen beim Absturz zerstört.
Funksignal könnte Selbstzerstörung auslösen
PARC kann schon erste Forschungsergebnisse vorweisen: In ersten Ansätzen haben die Forscher Silizium-Schaltkreise auf einem Substrat aufgebaut, die unter Spannung in feinste Sandkörnchen zerfallen. Die einzelnen Partikel sind dann so klein, dass sie für das menschliche Auge praktisch unsichtbar sind.
Auch die IBM-Forschungen gehen in eine ähnliche Richtung. Für die Trägerschicht verwenden die IBM-Entwickler allerdings Glas, das mit einer reaktiven Metallschicht oder einer Art Zündschnur ausgestattet ist. Die Selbstzerstörung soll hier durch bestimmte elektromagnetische Impulse ausgelöst werden. So könnte ein Funksignal Metall oder die Zündschnur aktivieren und so das Glas zerbrechen. Auch dieser Chip soll am Ende zu Staub zerfallen.
Auch Verschlüsselungstechniken sollen geschützt werden
Die selbstzerstörende Technik soll nicht nur verhindern, dass Gegner in den Besitz geheimer Informationen kommen, die auf dem Chip gespeichert sind. Auch die Technologien, die direkt in die Architektur des jeweiligen Chips integriert sind, sollen nicht mehr zugänglich sein. Bislang können beispielsweise bestimmte Verschlüsselungsverfahren nachvollzogen werden, wenn der Schaltkreis aus seiner Schutzverpackung herausgelöst und unter einem Elektronenmikroskop angesehen wird.
Selbstzerstörende Computerchips können allerdings nicht nur für militärische Zwecke eingesetzt werden. So hat John Rogers von der Universität des US-Bundesstaates Illinois einen 64-Pixel-Chip für eine Digitalkamera und ein Implantat gebaut, das eine Operationswunde überwacht. Auch sie zerstören sich selbst, brauchen dafür aber kein Signal von außen. Die Chips werden durch den Kontakt mit Wasser aufgelöst. Die Hülle besteht aus einem Protein, das aus Seide gewonnen wird. Je nach ihrer Beschaffenheit kann sie sich in Minuten, Tagen oder sogar erst nach Jahren auflösen.
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