Probleme für Theater 25.03.2013, 08:20 Uhr

Drahtlose Mikrofone könnten bald ausgefunkt haben

Die Einführung des digitalen terrestrischen Fernsehens vor gut zehn Jahren zeigt Nebenwirkungen. Die frei gewordenen Frequenzen werden für LTE-Mobilfunk genutzt – zum Nachteil für professionelle drahtlose Mikrofone. Schon heute werden Konzerte, Theateraufführungen und sogar klassisches TV empfindlich gestört. Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Mobilfunker setzen zum Sprung auf weitere Frequenzbereiche an.

Moderne Bühnentechnik ist heute unverzichtbar. Doch immer mehr stört das schnelle mobile Internet die traditionellen Funkfrequenzen, die beispielsweise auf Theaterbühnen benutzt werden.

Moderne Bühnentechnik ist heute unverzichtbar. Doch immer mehr stört das schnelle mobile Internet die traditionellen Funkfrequenzen, die beispielsweise auf Theaterbühnen benutzt werden.

Foto: Deutsche Oper Berlin / Matthias Horn

Reinhard Jansen vom Verband Deutscher Freilichtbühnen und dem Bund Deutscher Amateurtheater merkt man seine Wut an. „Viele Amateurtheater und Freilichtbühnen haben in den letzten Jahren ihre drahtlosen Mikrofonanlagen nicht nur umgerüstet oder umfrequentiert, sondern viele haben auch neue Anlagen angeschafft – und nicht selten dafür Kosten bis zu 60 000 € oder 70 000 € aufgebracht.“ Jetzt seien wieder neue Frequenzen in der Diskussion. Es wäre fatal, wenn die jetzt umgerüsteten Anlagen nicht langfristig nutzbar wären, wetterte er kürzlich während einer Konferenz im Bundeswirtschaftsministerium.

Jansen steht mit seiner Forderung nach Planungssicherheit nicht allein da. Die wichtigsten Frequenzbereiche für den sogenannten PMSE-Einsatz (Program Making and Special Events) im UHF-Band scheinen der Gier der Mobilfunker nach weiteren Frequenzen zum Opfer zu fallen.

Stellenangebote im Bereich Elektrotechnik, Elektronik

Elektrotechnik, Elektronik Jobs
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Projektmanagement Hochspannung (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Cummins Deutschland GmbH-Firmenlogo
Controls Engineer (m/w/d) - Hourly Cummins Deutschland GmbH
Marktheidenfeld Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Spezialist für Steuerungen im intelligenten Stromnetz mittels Smart Meter (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
Nord-Micro GmbH & Co. OHG-Firmenlogo
Qualitätsingenieur (m/w/d) Nord-Micro GmbH & Co. OHG
Frankfurt am Main Zum Job 
Nord-Micro GmbH & Co. OHG-Firmenlogo
Production Engineer (m/w/d) Nord-Micro GmbH & Co. OHG
Frankfurt am Main Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) Tunneltechnik Die Autobahn GmbH des Bundes
Frankfurt am Main Zum Job 
Nord-Micro GmbH & Co. OHG-Firmenlogo
Qualitätsingenieur (m/w/d) Nord-Micro GmbH & Co. OHG
Frankfurt am Main Zum Job 
RITTAL GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Value Chain Consultant (m/w/d) RITTAL GmbH & Co. KG
Herborn Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Verkehrsingenieur Planung / Bau / Betrieb Telematik (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Koblenz Zum Job 
Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) für Elektrotechnik Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart
Stuttgart Zum Job 
Rittal-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Produktentwicklung Klimatisierung Rittal
Herborn Zum Job 
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Strategische Netzplanung Strom, Datennetze, Infokabel, 450 MHz Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
Evonik Operations GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Meister / Techniker (m/w/d) mit dem Schwerpunkt: Betriebstechnik und Betriebscontrolling Evonik Operations GmbH
Wittenburg Zum Job 
Evonik Operations GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Meister / Techniker (m/w/d) mit dem Schwerpunkt: Betriebstechnik und Betriebscontrolling Evonik Operations GmbH
Wittenburg Zum Job 
Cummins Deutschland GmbH-Firmenlogo
Functional Safety Engineer (m/f/d) Cummins Deutschland GmbH
Nürnberg Zum Job 
Stuttgarter Straßenbahnen AG-Firmenlogo
Projektingenieur:in / Planer:in - BOS-Funksystem / Funkinfrastruktur / Roll-Out (m/w/d) Stuttgarter Straßenbahnen AG
Stuttgart Zum Job 
Stadtwerke Lübeck Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur:in Elektrotechnik / Energietechnik - Stromversorgungsanlagen Stadtwerke Lübeck Gruppe
Lübeck Zum Job 
Stadtwerke Lübeck Gruppe-Firmenlogo
Gruppenleiter:in Planung, Bau und Betrieb Stromversorgungsanlagen Stadtwerke Lübeck Gruppe
Lübeck, teilweise Homeoffice möglich Zum Job 
Stadtwerke Potsdam GmbH-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) Planung Versorgungs- und Entsorgungsnetze Stadtwerke Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Lead Ingenieur MSR (m/w/d) Griesemann Gruppe
Köln, Wesseling Zum Job 

Diese Bedenken teilt auch Bettina Milz vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugendliche und Sport in NRW. Mehr noch: Sie sieht inzwischen den gesamten Kultur-, Sport- und Bildungsbereich gefährdet. „Die Theater haben weitgehend ohne irgendeine Unterstützung umgestellt und für die Umrüstung ihrer PMSE-Technik zwischen 50 000 € und 350 000 € ausgegeben.“

LTE-Smartphones stören Bühnentechnik

Andere, die noch nicht umgestellt hätten, seien jetzt von Störungen betroffen, weiß Milz. So mussten in Hannover laut Kultusministerium bei mindestens zwei Theatern diverse Vorstellungen ausfallen – wegen nicht ausgeschalteter LTE-Smartphones, wie sich später herausstellte. Seitdem wird dort an die „lieben Zuschauerinnen und Zuschauer“ appelliert, „ihre Mobiltelefone komplett auszuschalten“. Ein Austausch der professionellen Funksysteme würde für alle Spielstätten des Staatstheaters über 650 000 € kosten.

Auch Professor Ulrich Reimers von der TU Braunschweig weiß von zahlreichen Störungen, sind doch selbst dort beim Einschalten einer kleinen Basisstation gleich vier Vorlesungen gesprengt worden. Iris Henseler-Unger, Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, dagegen will davon nichts wissen, spricht bagatellisierend von „anderen Ursachen“.

Jetzt sind guter Rat und neue Geräte teuer. Gelder für Altgeräte gab es nur für den Beschaffungszeitraum 2006 bis 2009.

Dabei rüsten die Mobilfunker noch immer heftig auf, errichten landes- und städteweit neue Basisstationen. Müssen sie auch, ist doch der Trend zur neuen LTE-Technik ungebrochen. Mit den neuen Smartphones, Tablets & Co. im 800-MHz-Bereich nehmen auch die Störquellen für die PMSE-Geräte zu.

Mit dieser durch die Bundesregierung verordneten Ausbaustrategie soll indes ein weiterer Baustein für die bundesweite Versorgung mit schnellem Internet gesetzt werden. Fest steht: Den Mobilfunkern reicht die Digitale Dividende 1 noch nicht, sie wollen eine Fortsetzung und hoffen für 2015 mit der Digitalen Dividende 2 auch auf die Zuteilung des 700-MHz-Bereichs. Damit stünden ihnen in einigen Jahren Frequenzressourcen von insgesamt 1200 MHz Bandbreite zur Verfügung, das Fünffache des dann noch verbliebenen DVB-T- und PMSE-Spektrums.

Bühnen kämpfen für Erhalt der PMSE-Frequenzen

Im Gegensatz zur Bundesregierung forderte der Bundesrat im November 2012 die weiteren Nutzungsmöglichkeiten des Bereichs von 470 MHz bis 790 MHz für „Regie- und Reportagefunk sowie für Veranstaltungstechnik – namentlich bei qualitativ anspruchsvolleren Mikrofonanlagen wie im Theater“. Auch die APWPT, die Association of Professional Wireless Production Technologies, vertritt diese Position. Der Verband mit seinen 25 000 Organisationen kämpft vehement für den Erhalt der PMSE-Frequenzen. Der Fachdienst Musik-Forum befürchtet gar, dass „über 700 000 hochwertige Mikrofone in den Müll geworfen werden“ müssen.

Norbert Hilbich von Sennheiser ist sich sicher, dass es durch die Digitale Dividende 2 zu einem „professionellen Verbrennen von Steuergeldern“ käme. Dann müssten sich vor allem viele Theater und öffentliche Einrichtungen erneut mit neuen Geräten ausstatten und in die tiefer gelegenen Frequenzbereiche umziehen.

Und er warnt: „Eine zweite digitale Dividende wird von den Anwendern der Drahtlostechnik nicht verkraftet, denn viele Produktionen können in dem verbleibenden knappen Spektrum nicht mehr stattfinden.“ Vor allem drängeln sich dann in diesem Bereich vermehrt DVB-T-Sender, und die haben nun einmal Vorrang.

Doch weder Bundeswirtschaftsministerium noch die EU scheinen von den Frequenzplänen lassen zu wollen. Auf vielen Veranstaltungen der letzten Monate wurde das postuliert, wirtschaftliche Wachstumspotenziale dank Mobilfunk müssen zur Begründung herhalten.

Noch gibt es Ausweichmöglichkeiten wie das L-Band von 1452 MHz bis 1492 MHz oder von 1785 MHz bis 1805 MHz. Doch, je höher die Frequenzen, desto schlechter die Ausbreitungsbedingungen. Daher ist der UHF-Bereich für die PMSEler so wichtig. Reimers hat auch andere digitale Dividenden ausgemacht: Da im Mobilfunk LTE wesentlich effizienter als GSM und UMTS ist, stellt er die Frage: „Warum geben die Mobilfunkunternehmen nicht endlich die Frequenzen her, die sie dadurch einsparen könnten?“

Für Andreas Schuseil, Leiter der Abteilung Kommunikations- und Postpolitik im Bundeswirtschaftsministerium hat die Diskussion um die Digitale Dividende 2 jetzt erst begonnen und soll dazu führen, „dass zum Schluss kein Verlierer übrig bleibt“. Schön wär’s ja. Die Gerätehersteller jedenfalls wollen keinen Schwarzen Peter. So bieten Beyerdynamic und Sennheiser z. B. neue Mikroport-Anlagen mit durchstimmbaren Frequenzbereichen von 470 MHz bis 790 MHz.

Ein Beitrag von:

  • Rainer Bücken

    Freier Fachjournalist in Berlin. Seit über 40 Jahren widmet sich Rainer Bücken mit profunden Fachkenntnissen allen Themen rund um Medien, gewissermaßen von der Quelle bis zur Senke. So begleitete er die Einführung von HDTV in Deutschland von den Anfängen bis zum Regelbetrieb und blickt gespannt auf die Entwicklungen bei 4K sowie 8K. Dabei spielen die Digitalisierung der TV-Landschaft und die Einführung neuer Technologien in allen Stufen der Medienverbreitung, vor allem der Glasfasertechnik, zentrale Rollen. Rainer Bücken studierte Nachrichtentechnik der Ingenieurakademie der Deutschen Bundespost Berlin und anschließend Publizistik an der FU Berlin.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.