Etiketten direkt in die Schale von Kartoffeln und Avocados lasern
Zumindest für einen Monat dürfen Avocados und Süßkartoffeln bei Rewe aus den Plastikverpackungen heraus. Der Handelsriese lasert die Etiketten, die sonst auf der Verpackung kleben, einfach direkt in die Schale – und das völlig frei von Rückständen oder Schädigungen. Plastikverpackungen können damit überflüssig werden.
Was für ein Hype: Als Rewe Mitte der Woche ankündigte, dass 800 Filialen in Nordrhein-Westfalen von Rewe und der Discount-Tochter Penny ihre Bio-Avocados und Bio-Süßkartoffeln nicht mehr in Plastik einschweißen, sondern das Bio-Label per Laser in der Schale markieren, erzeugte das ein gewaltiges Presseecho.
Zu Recht: Denn es ist ein sehr neuer Trend, die Lasertechnik dafür zu nutzen, um berührungsfrei Informationen wie Logos, QR-Codes oder Markennamen direkt in der Schale von Obst und Gemüse zu markieren. Eine tolle Idee. Denn sie spart ganz viel Verpackungsmüll.
Bio-Waren werden meist aufwendig verpackt
Haben Supermärkte das selbe Obst oder Gemüse in traditioneller und in Bio-Qualität im Angebot, muss zumindest eine Warengruppe verpackt werden, um sie voneinander zu unterscheiden. Weil Bio-Waren weniger oft verkauft werden, sind Obst und Gemüse in Bio-Qualität in der Regel eingeschweißt. Ausgerechnet. Denn gerade Käufer von Bio-Lebensmittels wollen weniger Müll produzieren – und sind gezwungen, bei Bio-Gemüse und Bio-Obst das Gegenteil zu tun.
Genau das erspart nun das Laser-Labeling von Obst und Gemüse. Maschinenbauer wie Eurolaser in Lüneburg und Bluhm Systeme in Rheinbreitbach bei Bonn haben CO2-Laser entwickelt, die ohne tiefen Eingriff in die Frucht oder das Gemüse Informationen in die Schale eingravieren. Dabei ist der teilweise benutzte Begriff eines Tattoos völlig falsch. Denn es wird kein Material in die Schale eingefügt, sondern per Laser die oberste Schalenschicht behandelt.
Niedrig-Energie-Laser markiert Logos in der Schale
Und wie funktioniert das Verfahren? Eingesetzt werden Niedrig-Energie-CO2-Laser. Deren Licht erhitzt punktuell die Schale, so dass das Farbpigment an entsprechender Stelle verdampft, schildert der Maschinenbauer Bluhm. Mehr nicht. Dadurch wird das Lebensmittel weder geschädigt, noch verändert. Auch die Haltbarkeit soll sich nicht verändern.
„Die Frucht kann mit oder ohne Schale ganz normal verzehrt werden – selbst der gelabelte Bereich ist bedenkenlos essbar“, so der holländische Importeur für Bio-Lebensmittel Eosta, der die gelabelten Produkte über seine Biomarke nature & more an Rewe liefert.
Das Unternehmen beliefert seit Januar auch die schwedische Supermarktkette ICA mit gelabeltem Bio-Gemüse. ICA hat zunächst markierte Avocados und Süßkartoffeln sowie Paprika und Gurken ins Sortiment aufgenommen, die nun auf Umverpackungen verzichten können.
725.000 Plastikschalen in einem Jahr eingespart
Allein für die Avocados spart ICA 725.000 Plastikschalen und Folien pro Jahr. Für die Verpackung der Avocados wurden bislang 217 km Plastikfolie mit einer Breite von 30 cm verwendet. Umgerechnet macht das 2.042 kg Plastik. Der dabei erzeugte CO2-Ausstoß entspricht einer Autofahrt 1,3 Mal um die Welt, hat Eosta berechnet.
Rewe will die Reaktion der Kunden abwarten, bevor das Laser-Labeling beibehalten und ausgeweitet wird. Weitere Möglichkeiten gibt es: Die Logos können auch auf Obst eingebrannt werden, beispielsweise auf Äpfel und Kiwis, Mangos und Kokosnüsse. Ungeeignet ist das Verfahren bei Zitrusfrüchten und Granatäpfeln, weil sich deren Schale rasch erneuert und so die Logos wieder verschwinden.
Auch Markierungen von Lebensmitteln möglich
Doch nicht nur Obst und Gemüse lässt sich mit Lasern markieren. In der Backwarenindustrie werden Lasermarkiersysteme bereits eingesetzt, um Logos oder Markennamen auf Brot, Brötchen oder Waffeln aufzubringen. Erlaubt ist das in der EU seit 2013, in anderen Ländern wie Australien und Neuseeland schon seit 2009.
Und was können Laser noch alles? Zum Beispiel den Alkoholgehalt von Autofahrern im Vorbeifahren erfassen.
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